40 Jahre STRAPAZIN

Mai 28, 2024 | | No Comments

CHF 15.00

Corinne Odermatt, Noah Liechti, Jul Gordon, Lina Ehrentraut, Helge Reumann, Lawrence Grimm, GRRR, Lea Gross, Thomas Ott, Noémie Fatio, Lika Nüssli, Pierre Thomé, Lina Müller & Luca Schenardi, Nando von Arb, Whitney Bursch, Mia Oberländer, Fanny Vaucher, Andreas Gefe, Ida Künzle, Zhang Xun, Rina Jost, M.S. Bastian & Isabelle L., Christian Gasser, Luigi Olivadoti, Eugen Fleckenstein, Anna Sommer, Simon Beuret, Atak, Eveliina Marty, Marijpol, Claudio Näf, Chrigel Farner, Amanda Vähämäki, Maren Amini, Caprez / Schuler, David Sandlin, Christoph Abbrederis, Léa Murawiec, Maou, Yannis La Macchia, Tom Tirabosco, Vanessa Karré, Zailaa Rima, Bohdana Zaiats, Nacha Vollenweider, Noyau, Antoine Cossé, Christoph Fischer, Aisha Franz, Nicolas Mahler, Matthias Gnehm, Helena Baumeister, Ibn El Rabin, HélèneBecquelin, Wolfgang Bortlik, Martin Panchaud, Matti Hagelberg, JC Menu, Martin tom Dieck, Milva Stutz, Kati Rickenbach, Ulli Lust, Linus Weber, Harsho Mohan Chattoraj, Peter Bäder, Laura Jurt, Pierre Schilling, Line Hoven


Beschreibung

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Strapazin –
Die ersten 40 Jahre


Zur Feier dieses Jubiläums machen wir uns selbst ein Geschenk, indem alle 22 STRAPAZIN-Herausgeber*innen ihre*n Lieblingsautor*in einladen durften, eine Seite zu gestalten. Daraus ist ein bunter Strauss aus 64 Beiträgen geworden – von Veteran*innen der Nummer 1 bis zu neuen Talenten, die noch nie im STRAPAZIN veröffentlicht haben.


Unter dem Motto «STRAPAZIN – die ersten 40 Jahre» feiern wir am 21. Internationalen Comic-Salon in Erlangen unseren Geburtstag in einem wunderbaren Lokal an der Schiffstrasse 12 in der Altstadt; am 29. Juni steigt dann die grosse Party in Zürich im El Lokal. Alle Infos dazu auf @strapazin.


Dieses Heft wird von Corinne Odermatt, Lika Nüssli und David Basler redaktionell betreut. Wie sind die drei zu STRAPAZIN gestossen?


David Basler — Der Comic-Salon Erlangen wird dieses Jahr 40 Jahre alt. Genau dort, anlässlich des ersten Comic-Salons, erschien auch die erste Ausgabe von STRAPAZIN. Ich reiste damals mit den ersten zehn Titeln meines noch jungen Verlags Edition Moderne an den Comic-Salon. Kurz zuvor hatte ich von Pierre Thomé erfahren, dass schon bald ein neues Comic-Magazin namens STRAPAZIN erscheinen soll – Pierre bat mich um die Abdruckrechte für Werke von Munoz/Sampayo, Poussin und Kamagurka, alles Autoren bei Edition Moderne. Als ich dann das erste Heft in der Hand hielt, war ich rundum begeistert, so ein Magazin war mir schon immer vorgeschwebt! Und so bin ich seit der zweiten Ausgabe dabei und freue mich noch immer riesig über jede Ausgabe. Mit STRAPAZIN fühle ich mich als Teil einer weltweiten Community, die an die Vielfalt dieses Mediums glaubt. Dank STRAPAZIN besitze ich eine Visitenkarte, die mir in der Welt der Comics bis heute alle Türen öffnet.


Lika Nüssli — 1984 kam ich gerade in die vierte Klasse, Zeichnen war das einzige Fach, in dem ich gut war, abgesehen vielleicht vom Religionsunterricht, den ich wegen der spannenden Geschichten schätzte. Mit dem ersten STRAPAZIN kam ich etwa Mitte der 90er-Jahre in Berührung. Das heisst, eigentlich war es eine Naturkatastrophe, die mich überrollte – da wollte ich unbedingt mit dabei sein! Lange Zeit durfte ich aber nur Anzeigen-Kleber entwerfen. Einige Male reichte ich Werke ein, doch sie wurden immer abgelehnt. Erst 2011 gehörte ich endlich mit einer eigenen Geschichte dazu. Seit einigen Jahren bin ich stolze Mitherausgeberin und kuratiere hin und wieder ein Heft im Kollektiv. Für mich hat diese Arbeit viel mit Gemeinschaft zu tun, mit Austausch, Disputen und gegenseitiger Inspiration – das geniesse ich sehr.


Corinne Odermatt — 1984 gab es mich noch knapp nicht, STRAPAZIN ist genau ein Jahr älter als ich. 2012 stolperte ich eher zufällig in den STRAPAZIN-Dunstkreis, als ich einen Atelierplatz in Zürich suchte und im STRAPAZIN-Atelier strandete. Fortan gab es kein Zurück mehr – bald war ich eine der Herausgeber*innen, und ehe ich mich versah, waren 10 Jahre um und ich war Verlagsleiterin; ein ebenso bereichernder wie undankbarer Job, den ich eigentlich nie wollte, aber letztlich nicht missen möchte. Nun freue ich mich enorm, dass wir mit unserer neuen Co-Verlagsleitung von Noémie Fatio und Noah Liechti die inzwischen dritte Generation an Bord holen konnten.

 
 
 

Tim und Mutti

von Christoph Schuler

Über Sex mit anderen oder sich selbst sprach ich als Kind mit meiner Mutter ungern, und auch später getraute ich mich lange nicht, meine Mutter über die Zeit vor ihrer Ehe mit meinem Vater auszufragen. Sie erzählte auch nur sehr wenig darüber und es gab fast gar keine Fotos von ihr aus dieser gemeinhin als «wilde Jahre» bezeichneten Epoche zwischen sechzehn und vierunddreissig, denn so uralt war sie, als sie sich, zum Glück für mich, endlich auf meinen Vater einliess. Von ihm hingegen wussten wir Kinder alles, oder so glaubten wir wenigstens, da er ab dem Alter von zwanzig Jahren, als er sich mit seinem ersten Lohn eine Kamera kaufte, alles fotografisch dokumentierte: den ersten selbst geschossenen Leoparden, schwarze Menschen in Lehmhütten, weisse Menschen in Autos, die im Lehm steckengeblieben waren, schwarze Menschen beim Entfernen der Autos aus dem Lehm, schwarze Menschen bei der Kakao-Ernte, weisse Menschen beim Zählen der Kakao-Säcke; später dann Lokomotiven aller Art (er war ein sogenannter «Bahnsexueller», sagte meine Mutter einmal). Noch später fotografierte er hauptsächlich Frauenbeine in Strümpfen, erst solche auf Plakatwänden, dann in natura, also zum Beispiel Frauen in kurzen Röcken beim Einsteigen in Trams und auf Rolltreppen. Diese Fotos klebte er, ebenso anstands- wie arglos, nebst Lokomotiven- und Familienfotos in etwa zweihundert in Leder gebundene Alben, die heute, in Kisten verpackt, in einer sich allmählich absenkenden Ecke meines Zimmers stehen. Sozusagen durch seine Augen konnten wir seine Vergangenheit und seine Vorlieben nachverfolgen. Was ihn betraf, so war uns Kindern bald klar, dass er bis ziemlich genau fünfunddreissig lieber mit dem Velo durchs Burgund fuhr, als mit der Hand durchs Haar einer Frau. Sex schien für ihn sehr, sehr lange nicht dieses innerlich rumorende, äusserlich picklige, aber stets schwierige Thema gewesen zu sein, das es für mich so ab sieben, acht Jahren und noch lange danach war. Er hingegen steht auf leicht angegilbten Fotos in gebügelten Hosen lächelnd und allein unter Palmen, oder aber in Knickerbockers irgendwo zwischen Mâcon und Entrecôte allein neben seinem Tourenrad, fotografiert natürlich mit Selbstauslöser, versteht sich.
Meine Mutter hingegen besass mit zwanzig erstens keine Kamera und zweitens kein Geld, da sie ihren Lohn, den sie als diplomierte Kinderschwester verdiente, ihrem Vater abliefern musste, der damit die Alimente für eine frühere Köchin und die Abtreibungskosten eines erst kürzlich entlassenen Dienstmädchens bezahlte. Doch dank ihrer Anstellungen bei oft vermögenden Familien wurde meine Mutter hin und wieder in Ferienorte wie Davos und Sankt Moritz mitgenommen, die damals nur stinkreichen oder aber schwer tuberkulösen Menschen vorbehalten waren. Von einem dieser Orte gibt es Fotos, auf denen Mutti zu sehen ist, im Schnee, beim Skifahren mit Kindern in teuren Skianzügen, aber auch in einer mit Bärenfellen ausgeschlagenen Kutsche beim Knutschen mit … ja, mit wem eigentlich, so fragten wir uns als Kinder und später als junge Erwachsene, dann als reifere Erwachsene und dann, meine Mutter ging schon dezidiert auf die Hundert zu, getraute ich mich endlich – gestärkt und ermutigt durch die Hälfte des Inhalts eines 7 dl-Fläschchens Weissen, das wir uns im Speisewagen nach Montreux erlaubten, obwohl es erst 11 Uhr war – meine Mutter nach diesem Herrn zu fragen, der ganz offensichtlich nicht mein Vater war.
«Was ich dich schon immer fragen wollte …», hob ich an, spürte aber sogleich etwas Klumpiges im Hals und musste husten, worauf meine Mutter fortfuhr: «Ach ja, die Kutsche, das Knutschen … endlich getraust du dich, danach zu fragen. Das hat aber gedauert! Wieso, meinst du, hast du ab vier, fünf Jahren sämtliche damals erhältlichen Tim-und-Struppi-Bücher von Papi vorgelesen bekommen? Und wieso warst du danach so angefressen von Comics, dass du mir für die Fix-Foxi- (sie liess das «und» immer weg) und Micky-Maus-Heftchen nachts das Geld aus der Haushaltkasse geklaut hast? Und warum, glaubst du, machst du heute dieses Strapazin-Dings, hä?»
Peng, Bumm.
Ich so: «Ich … so … keine Ahnung.» Sie so: «Natürlich nicht. Nun denn – die Anfänge deiner Comic-Leidenschaft liegen sozusagen in dieser Kutsche, in der ich ganz offensichtlich knutschte. Und zwar mit einem überaus liebenswürdigen und durchaus spendablen Herrn, der sich mir – nassforsch und für die damalige Zeit ausgesprochen sittenwidrig, aber gerade darum aufregend – gleich mit Vornamen vorstellte, als er mit mir auf dem Holzbügel des Skilifts bergauf fuhr. Er sagte, er heisse Georges, komme aus einem Vorort von Brüssel und mache Bilderbücher für Kinder. Da er Belgier war und französisch mit mir sprach, verwendete er den Ausdruck Bandes dessinées, worunter ich mir damals überhaupt nichts vorstellen konnte. Ich meinte zuerst, er bemale diese Stoffstreifen, mit denen man schwere Vorhänge rafft, und fand es ziemlich merkwürdig, dass man sich damit Ferien in St. Moritz leisten konnte. Aber spätestens als wir zusammen in seinem Hotelzimmer die Abenteuer Tintins in der Sowjetunion und im Kongo durchblätterten, wurde mir klar, dass er zwar ein mit dem Faschismus liebäugelnder Rassist, aber auch ziemlich vermögend war. Und – er leckte gut!»
Ich errötete und hielt mir schnell das leider leere Weinglas vors Gesicht.
«Jedes Mal, wenn dein Papi euch abends Tim-Bücher vorlas und ich in der Küche hörte, wie er ein Bild beschrieb, in dem Struppi zum Beispiel Kapitän Haddocks verschütteten Whisky aufleckt, kriegte ich Gänsehaut. Dies auch darum, weil ich deinem Vater nie wirklich ausführlich vom Belgier-Schorschi erzählt habe, und nur nebenbei mal einen Feriengast erwähnte, der exakt die Kinderbücher zeichnete, die ich zwei Jahrzehnte später deinen Vater beauftragte, in Flughafenbuchhandlungen in Paris und London einzukaufen, um sie euch abends vorzulesen. Tja, der Schorschi, der konnte kochen.»
Aha, «kochen» war wohl ein Slang-Wort der Dreissigerjahre fürs Ficken und alles drumherum, nahm ich an, ohne nachzufragen. Oder war dies ein Seitenhieb gegen meinen Vater? Schon möglich, denn das erste und einzige Mal, dass er für zwei Kinder kochen musste, weil meine Mutter gerade das dritte gebar, stand er verzweifelt in der Küche, da er nicht wusste, dass man für Spiegeleier die Eier zerschlagen muss, und sie deshalb als Ganzes in der Pfanne briet, bis sie nach zwanzig Minuten endlich explodierten und dabei die halbe Küche einsauten.
Gott, war das lustig! Jedenfalls lustiger als alles, was der Mann in der Kutsche jemals zustande gebracht hat. Das muss auch mal gesagt sein.

Christoph Schuler

Nachtrag:
Wir nannten unsere Mutter nicht Mutti, das ist nur dem Wohlklang des Titels geschuldet.

 
 
 

Die Wahrheit über das geschriebene Wort

von Wolfgang Bortlik

Das ist ein Buch, eventuell ein Roman, eine Geschichtensammlung, ein Sachbuch, was auch immer. Ob Utopie oder Dystopie, ob Nabelschau oder Gehirnwäsche – da es keine Bilder im Buch hat, ist es ein klarer Fall für die Abteilung «Das Geschriebene Wort» im Strapazin.
«Das Geschriebene Wort» hat während mehr als 30 Jahren Hunderte Werke der wahren Weltliteratur im Strapazin vorgestellt, von  Franz Jung bis Franz Kafka, von Ursula K. LeGuin bis Julie Burchill, jede Menge Klassiker*innen und Schundliterat*innen sowie merkwürdige Theoretiker*innen wurden präsentiert. Was man halt so gelesen haben muss, denn auch viel Text kann Spass machen und bringt Wissen und Weisheit.
Mit den enormen Honoraren, die das Strapazin zahlt, besorgt sich der GW-Autor sofort wieder neue Bücher zu abseitigen Themen wie «Boote, Boote, Boote», «Hotspots narrativer Kunst in Nordkorea» oder Diversität im Insektenstaat».
Denn bald steht wieder eine dieser Themennummern an, deren Herausgeber*innen überzeugt werden müssen: R.F. mit dem rätekommunistischen Schiffsentführer Franz Jung, C. S. mit einer sprachlich sauberen Ausführung, D.B. mit einem Jassnachmittag in der «Garage» in Aarau. Also: Bahn frei für noch viele weitere «Geschriebene Worte» und Happy Birthday Strapazin!


 
 
 

FAQ

Oft gestellte Fragen (aka FAQ)

Illustrationen: Luigi Olivadoti

beantwortet von Christian Gasser

Was bedeutet der Name STRAPAZIN?
Es ist ein Mix aus den Wörtern «Magazin» und «Fanzine», «Strapaze» und «Aspirin». Der Titel der allerersten Ausgabe war «STRAPAZIN M», um noch stärker an ein Medikament zu erinnern. Im comic-historischen Kontext der Heftgründung konnte dieser Name durchaus als Programm verstanden werden: Die Lektüre von STRAPAZIN war für ungeübte Leser*innen nicht ohne Risiken und Nebenwirkungen wie Augenflimmern, Kopfschmerzen und Bewusstseinsstörungen bzw. -erweiterungen.
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Wann, warum und wie entstand STRAPAZIN?
Wann: 1984
Warum: Der ganze deutschsprachige Comic-Kosmos ist fest in der Hand einer internationalen Heldenriege um Superman und Asterix, Blueberry, Micky Maus und Fix und Foxi. Der ganze? Nein! An einem schmuddeligen WG-Tisch in Stuttgart haben zwei Kunststudenten einen Geistesblitz: Sie wollen mit einer Zeitschrift Widerstand gegen diese grelle Welt starker Recken, potenter Knarren, praller Brüste, lustiger Tiere und familienfreundlichen Humors leisten, indem sie Comics veröffentlichen, wie sie im deutschen Sprachraum noch nie zu sehen waren.
Wie: Einer der beiden, Pierre Thomé, kontaktiert David Basler in Zürich, der seit 1981 in seinem Verlag Edition Moderne Bücher von Jacques de Loustal, Joost Swarte und Muñoz/Sampayo veröffentlicht, und schwatzt ihm Kontakte zu Zeichnern ab. STRAPAZIN Nr. 1 wird in den Räumlichkeiten der alternativen Münchner Stadtzeitung Blatt produziert und erscheint pünktlich zum ersten Internationalen Comic-Salon Erlangen im Juni 1984.
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War STRAPAZIN von Anfang an erfolgreich?
Und wie! Erfolgreich im grandiosen Scheitern: Gleich nach der ersten Nummer geht das Blatt Konkurs. Doch David Basler hat Feuer gefangen. Zusammen mit anderen Zürcher Aktivist*innen wie Barbara Arpagaus, Joe Zimmermann, Christoph Schuler und Peter Bäder holt er STRAPAZIN kurzerhand nach Zürich.
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Was waren die Einflüsse von STRAPAZIN?
Die Gründung einer Zeitschrift wie STRAPAZIN findet nicht im luftleeren Raum statt. Um 1980 brodelt es in der internationalen Comic-Szene: In Frankreich machen die Ikonoklasten von Bazooka ab 1975 Punk mit Bildern und Bildcollagen; in der Zeitschrift (À suivre) wächst eine neue Autor*innengeneration um Muñoz/Sampayo und Jacques Tardi heran; in Italien bricht die 1980 von Lorenzo Mattotti und Igort gegründete Gruppe Valvoline die Grenzen des Comics auf. Das offensichtlichste Vorbild ist zweifellos Art Spiegelmans und Françoise Moulys Anthologie RAW, die ab 1980 die amerikanische und europäische Avantgarde um sich schart.
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Aus welchem Umfeld stammte die Schweizer Gründer*innen-Generation?
Für STRAPAZIN spielte der gesellschaftliche und politische Kontext eine ebenso grosse Rolle wie der künstlerische: Um 1980 brechen in Zürich die sogenannten Jugendunruhen aus. Diese Explosion jugendlicher Frustrationen löst einen in der Schweiz nie dagewesenen jugendkulturellen Aus- und Aufbruch aus. Auch die alternative Presse erlebt eine Blütezeit – mit einfachen Mitteln hergestellte und unregelmässig erscheinende Magazine wie Stilett (Zürich) und Alpenzeiger (Aarau) entstehen und drucken auch Comics ab. Fast alle Gründer*innen von STRAPAZIN entstammen dieser vor allem auch grafisch revolutionären Szene.
1984 sind die Jugendunruhen Vergangenheit. Auch wenn sich STRAPAZIN nie als politisches Comic-Magazin versteht, schwingt in seiner Haltung das Erbe dieses Aufbruchs mit: Selbermachen statt Konsumieren, Unabhängigkeitswille und hierarchiefreie Redaktionsstrukturen und natürlich die Leidenschaft für neue, den Mainstream unter-
laufende Comic-Sprachen.
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Wer hat alles im STRAPAZIN publiziert?
Die Liste der im STRAPAZIN publizierten internationalen Autor*innen liest sich wie ein Who’s who des modernen Autor*innencomics: Art Spiegelman, Lorenzo Mattotti, Muñoz/Sampayo, Jiro Taniguchi, Julie Doucet, Chris Ware, Lewis Trondheim, Dominique Goblet, Joe Sacco, David B., Max, Joann Sfar, Riad Sattouf, Daniel Clowes, Charles Burns, Baru, Richard McGuire … um nur einige Stars zu nennen. Für die meisten war der erste Abdruck im STRAPAZIN der erste Auftritt im deutschen Sprachraum. Auch die Liste der deutschsprachigen Künstler*innen ist ein Wer ist wer der letzten 40 Jahre.
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Wird die Bedeutung von STRAPAZIN für den deutschsprachigen Comic nicht überschätzt?
Nein. Wird sie nicht.
STRAPAZIN scharte von Anfang an junge Zeichner*innen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich um sich. Zunächst liegt der Fokus auf der sogenannten Zürcher Schule; dazu gesellen sich bundesdeutsche Zeichner wie Hendrik Dorgathen und Ralf König. Nach der Wende von 1989 stossen auch ostdeutsche Künstler*innen wie Anke Feuchtenberger und Atak zu STRAPAZIN.
Indem STRAPAZIN die wichtigste Plattform für diese neue Generation ist, trägt es Entscheidendes zur Entstehung und Entwicklung einer eigenständigen deutschsprachigen Comic-Szene bei, die bald auch international wahrgenommen wird – nicht zuletzt dank des Renommees von STRAPAZIN.
Die Bedeutung von STRAPAZIN liest sich auch daran ab, dass viele Illustrationsabteilungen an Kunsthochschulen von Künstler*innen aus dem STRAPAZIN-Umfeld geleitet oder anderswie geprägt werden, von Anke Feuchtenberger, Ulli Lust, Atak, Markus Huber, Martin tom Dieck, bis vor Kurzem auch Hendrik Dorgathen und Pierre Thomé etc. So wird viel Comic-Kompetenz an die jüngeren Generationen weitergegeben.
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Vor 40 Jahren war die Comic-Szene ganz klar eine Männerdomäne.
Wie offen war STRAPAZIN auch Autorinnen gegenüber?
Im STRAPAZIN wurden von der ersten Ausgabe an auch Autorinnen veröffentlicht: Katy (Nummer 1), Chantal Montellier (2), Frida Bünzli (2), Ursula Fürst (4), Irene Gattiker (5), sehr bald auch Julie Doucet, Anke Feuchtenberger, Anna Sommer, Dominique Goblet etc. etc. Bereits die Nummer 8 (1987) war fast ein reines Frauenheft und 1994 erschien eine zweite Frauennummer (Nr. 36).
Frauen waren im STRAPAZIN also stets sehr präsent, und dies nicht nur als Künstlerinnen: Auffällig ist, dass seit den Anfängen ein Drittel der Abonnent*innen weiblich ist. Das ist in einer traditionell männerdominierten Szene eher ungewöhnlich.
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Wie finanziert sich STRAPAZIN?
Lange Jahre finanzierte sich STRAPAZIN mit Abos und den legendären Anzeigenaufklebern. Seit einiger Zeit spielen öffentliche und private Kulturstiftungen und Fördereinrichtungen eine wachsende Rolle. Was noch fehlt, sind Mäzen*innen. (Für Interessent*innen: Die Redaktionsadresse steht im Impressum). Die Anzeigen/Aufkleber waren der vermutlich beste kommerzielle Einfall, den wir je hatten, wobei wir die Idee quadratischer, von unseren Künstler*innen gestalteter Anzeigen von RAW geklaut hatten. Die Anzeigen integrieren sich visuell bestens ins Heft und erhöhen den Gesamteindruck. Der geniale Geistesblitz war, unseren Kund*innen zudem 500 Aufkleber mit dem Anzeigenmotiv zu verkaufen.
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Wo und wie kann ich einen Aufkleber bestellen?
Das ist unsere Lieblingsfrage: Informationen dazu finden sich in jedem Heft und auf unserer Website. Es ist erwiesen: Ein STRAPAZIN -Aufkleber verschönert jedes Leben, jede Firma, jedes Projekt, jede Beziehung!
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Wie reich wird man als STRAPAZIN – Macher*in?
STRAPAZIN ist eine Zeitschrift mit einem beschränkten kommerziellen Potenzial; keine*r von uns hatte je die Illusion, mit STRAPAZIN reich und berühmt zu werden. Dieser Realismus schützt uns vor der Enttäuschung und der Verbitterung, die zum Ende vieler schöner Projekte geführt haben. Allerdings bezahlen wir bescheidene – eher symbolische – Honorare für jede Dienstleistung, von der Redaktion über die Comics bis zum Lettering. STRAPAZIN ist damit eine der wenigen, womöglich sogar die einzige unabhängige Comic-Zeitschrift, die ihre Künstler*innen bezahlt.
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Böse Zungen behaupten: Es gibt mehr STRAPAZIN-Herausgeber*innen als -Leser*innen.
Das sind sehr böse Zungen …
Tatsächlich aber hat STRAPAZIN keine Chefredaktion und wird von vielen (genauer: derzeit 22) gleichberechtigten Herausgeber*innen getragen und gestaltet. Der Vorteil ist, dass die Verantwortung auf viele Schultern verteilt wird. Jedes Heft wird von einer aus zwei bis drei Leuten bestehenden Redaktion gemacht. In der Regel arbeitet ein*e Herausgeber*in an einem Heft pro Jahr mit. Das ist ein Aufwand, der sich neben Beruf, Familie und anderen Projekten bewältigen lässt. So vermeiden wir Routine und Burn-outs, müssen aber STRAPAZIN jedes Mal neu erfinden.
Diese Offenheit führt zu einer ständigen Verjüngung der Redaktion. Es stossen immer wieder jüngere Leute dazu, die STRAPAZIN mit frischen Ideen, Ansprüchen, Haltungen, Visionen, Vorlieben, Netzwerken etc. aufmischen und die Sklerosierung verhindern. Von U30 bis Ü70 – so setzt sich die derzeitige Herausgeber*innenschaft zusammen.
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STRAPAZIN sei, wird manchmal kritisiert, unberechenbar; man wisse nicht, was in einer Ausgabe stecke, von einer Ausgabe zur nächsten könne alles anders sein.
Das empfinden wir nicht als Kritik, sondern als Kompliment. STRAPAZIN ist eine Wundertüte. Es steht zwar STRAPAZIN drauf, aber es soll nicht von vornherein klar sein, was drinsteckt. So viel Offenheit und Neugierde sollte ein*e STRAPAZIN -Leser*in mitbringen. Ein*e Mitherausgeber*in übrigens auch … Niemand muss jedes Heft mögen.
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Wer liest STRAPAZIN?
Wollen wir das wissen? Wir gehen von uns selbst aus und publizieren das, was uns gefällt und wichtig dünkt. Bisher sind uns doch immer erstaunlich viele gefolgt.
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Was braucht es, um eine Comic-Zeitschrift zu machen?
Leidenschaft, Pünktlichkeit, und keine Erwartung, damit Geld zu verdienen. In dieser Reihenfolge. Dann: einen Heftplan. Kritikfähigkeit (in beide Richtungen). Frustrationstoleranz. Und natürlich Geschmack, Neugierde, Offenheit. Und dann und wann ein nettes Kompliment.
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Was für Fehler hat STRAPAZIN gemacht?
Viele. Aber keine fatalen. Wir scheinen auch aus Fehlern gelernt zu haben. Es hat fast fünf Jahre gedauert, bis sich der Gedanke, ein geiles Layout könnte wichtig sein, durchgesetzt hat. Fünf weitere Jahre hat’s gebraucht, bis wir verstanden, dass so spiessige Dinge wie Budgets, Heftpläne oder verbindliche Vereinbarungen der Solidität einer Zeitschrift dienlich sind. Seither ist das Heft selbsttragend und schuldenfrei.
STRAPAZIN ist eine unabhängige, alternative Zeitschrift, die sich die Mittel und die Struktur gab, um langfristig zu existieren und sich zu entwickeln. Trotz dieser Professionalisierung haben wir unsere wesentlichen Werte bewahrt.
Eine Chefredaktion haben wir immer noch nicht. Das macht die Sitzungen manchmal verdammt kompliziert – aber das Heft umso kreativer.
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Was hat STRAPAZIN noch nicht geschafft?
Eine Einladung zu einer Ausstellung am Festival International de la Bande Dessinée d’Angoulême zu erhalten.
Was benötigt STRAPAZIN für die Zukunft?
Mehr Abonnent*innen und Anzeigenkun-d*innen. Neue Finanzierungsideen. Bestenfalls Mäzen*innen (nochmals: Die Redaktionsadresse steht im Impressum).
Welches waren und sind die schönsten Erlebnisse?
Die schönsten Erlebnisse sind die, die uns ermutigen, weiterzumachen:
— Die Kontakte zu Künstler*innen, deren Arbeit wir schätzen und bewundern, und die Freundschaften, die sich rund um die Welt ergeben haben.
— Das scharfe Geräusch des Cutters, der die Kartons mit der neusten Ausgabe aufschneidet; der betörende Duft des druckfrischen Magazins.
— Eine Ausstellung wie Comics Deluxe! Das Comicmagazin STRAPAZIN im Cartoon-
museum in Basel (2012).
— Die Entdeckung, dass wir international nicht nur wahrgenommen werden, sondern dass Verlage, Kollektive und Zeitschriften wie L’Association (Frankreich), Amok/Frémok (Frankreich/Belgien), Nosotros Somos Los Muertos (Spanien), Stripburger (Slowenien), Comixene (Indien), Bitterkomix (Südafrika), Special Comix (China) und andere uns als wichtigen Einfluss nannten und nennen.
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Sind 40 Jahre nicht endlich genug?
Die Frage nach einem Schlussstrich unter unser Abenteuer haben wir uns in Krisenmomenten auch schon gestellt. Allerdings ging es dann doch immer weiter, denn Comics sind ein Jungbrunnen. Wer sich mit Comics beschäftigt, bleibt ein Kindskopf und verkalkt weniger schnell. Letztlich werden die Leser*innen und die Herausgeber*innen entscheiden, wann genug ist. Sollten die Jüngsten im Team auch so stur sein wie die Alten, hat STRAPAZIN noch viele Jahrzehnte vor sich …


 
 
 

PFLICHT LEKTüRE

Zur Jubiläumsausgabe wurde den Rezensent*innen folgende Spezialaufgabe gestellt:
– Rezensiert eure liebste Ausgabe von STRAPAZIN.
– Erzählt, wie und wann ihr STRAPAZIN entdeckt habt und welche(n) Autor*in ihr durch STRAPAZIN entdeckt habt.
– Stellt das für euch wichtigste Buch vor, das ihr in den letzten 40 Jahren rezensiert habt.
Alle 155 STRAPAZIN-Ausgaben mit Coverabbildung und Lieferbarkeit sind hier zu finden: www.strapazin.ch/shop.

Mein erstes STRAPAZIN –
war vermutlich das dritte.

Christian Gasser

Wie ich STRAPAZIN entdeckte? Nun, das muss im Sommer oder Herbst 1985 gewesen sein, in der Comic-Abteilung der Buchhandlung Stauffacher in Bern. Deren legendärer Ein- und Verkäufer Aschi drückte mir ganz aufgeregt eine Zeitschrift in die Hand. «Aus Zürich!», seine Augen glitzerten, «wie cool ist das denn?!».
War es die zweite Ausgabe oder bereits die dritte? Keine Ahnung. STRAPAZIN, das war auf jeden Fall mal ein cooler Name. Ich blätterte das Heft durch und war sehr angetan. Zum einen war ich verblüfft, dass es in der Deutschschweiz tatsächlich Leute gab, die eine Comic-Zeitschrift herausgaben. Zum anderen beeindruckten mich die Comics: Schwarzweiss, schroff und roh, provozierend und böse. In Zeichnungen geronnener Postpunk, da steckte mehr Energie, Elektrizität und Expressivität drin als Virtuosität, und das packte mich. Underground, aber zeitgemäss. Ganz anders als das, was ich damals, Anfang zwanzig, unter Comics verstand – damals tummelte ich mich im Raum zwischen Gotlib, Franquin, Brétécher, Crumb und Bilal.
Da ich kurz zuvor an der Uni eine umfangreiche Arbeit über die deutschen Übersetzungen von Asterix und Tim und Struppi abgeschlossen hatte, nahm ich mir vor, die STRAPAZIN-Redaktion anzuschreiben – vielleicht hatten sie ja Interesse, ein Kapitel daraus abzudrucken. (zum Glück habe ich das unterlassen; ich glaube nicht, dass ich mit meiner Untersuchung bei der coolen STRAPAZIN-Herausgeberschaft gepunktet hätte …).
Ich muss jedoch ehrlicherweise gestehen, dass ich das Heft nicht kaufte. Mein weniges Geld investierte ich vermutlich lieber in einen sicheren Wert wie einen weiteren Gotlib-Band. Ich wurde aber zu einem STRAPAZIN-Ladenleser und saugte die nächsten Nummern stehend zwischen zwei Comic-Regalen ein.
Im Sommer 1986 zog es mich nach Paris, wo sich mein Wissen um und mein Verständnis von Comics nach und nach erweiterten. Berauscht von dieser Flut an neuen Bildern und Geschichten hatte ich STRAPAZIN mehr oder weniger vergessen, als ich zwei Jahre später in die Schweiz zurückkehrte. Umso überraschter war ich, als ich entdeckte, dass es STRAPAZIN noch immer gab – und dass ich in den neueren Ausgaben auf etliche Künstler*innen stiess, die ich in Paris ebenfalls entdeckt hatte. Mit noch grösserer Verwunderung stellte ich fest, dass es im deutschen Sprachraum immer mehr interessante Zeichner*innen gab, insbesondere in Zürich! Wie cool war das denn?!
Nochmals zwei Jahre später – ich rezensierte mittlerweile regelmässig Comics in meiner Radiosendung Sounds! auf DRS3 (heute SRF3) und in der Presse – fragte mich David Basler am Rand einer Veranstaltung ziemlich beiläufig, ob ich denn nicht Lust hätte, für STRAPAZIN zu schreiben und überhaupt, mich in diesem Kollektiv zu engagieren. Ich glaubte, mich verhört zu haben, doch David Basler wiederholte seine Frage durchaus ernsthaft, ohne ironisches Grinsen. Das empfand ich natürlich als eine Art Ritterschlag.
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Christian Gasser,
*1963, lebt in Luzern.
Seit #25 / 1991 als Herausgeber und Rezensent beim STRAPAZIN dabei.
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«STRAPAZIN Nr. 3» / 1985, vergriffen
«STRAPAZIN Nr. 25»/ 1991, vergriffen

 
 

Lebens-verändernd

Jonas Engelmann

STRAPAZIN hat Leben verändert. Meines zumindest (und sicher auch noch weitere). Die Ausgabe 67 vom Juni 2002 war es, ohne die ich vermutlich heute, über 20 Jahre später, nicht hier auf meinem Sofa sässe und über die Bedeutung von Comics im Allgemeinen und STRAPAZIN im Besonderen nachdenken würde. Zu beidem bin ich durch die Verkettung verschiedener Zufälle gekommen, denn eine allzu enge Bindung zum Medium Comic hatte ich zu Jugendzeiten nicht. Nach einer exzessiven Asterix-, Lustiges Taschenbuch- und Fix und Foxi-Phase in meiner Kindheit liess mein Interesse an Comics zugunsten von Musik, Alkohol und Romanen von Richard Brautigan und anderen amerikanischen Post-Beat-Autoren nach. Aus dem Bauch heraus habe ich mich Ende der Neunziger für ein Studium der Literaturwissenschaft eingeschrieben und dort ein paar Jahre lang die Klassiker von Cervantes bis Arno Schmidt inhaliert, bis ich 2002 in einem Seminar zu intermedialen Blicken auf den Holocaust an Maus hängengeblieben bin. Spiegelmans Maus war zwar eine der wenigen Graphic Novels, die ich in meiner Jugend neben Brautigan, Jörg Fauser und Elfriede Jelinek gelesen hatte, doch auf die Idee, mich nicht nur aus Konsumenten-, sondern auch aus Wissenschaftlerper-spektive mit dem Medium Comic zu beschäftigen, war ich zuvor nicht gekommen.
Da musste es noch mehr geben! Doch wo sollte man beginnen?
Und so stand ich im Sommer 2002 verloren im einzigen Comicladen der Stadt und erblickte irgendwann dieses Magazin namens STRAPAZIN mit der aktuellen Ausgabe zum Thema Bandes Dessinées. Joann Sfar kannte ich ebenso wenig wie Jochen Gerner oder Winshluss, die darin vorgestellt wurden, aber damit war ich damals vermutlich nicht alleine. Und auch Marjane Satrapi kannte wohl kaum jemand ausserhalb des STRAPAZIN-Kosmos – ihr zweiter Persepolis-Band war gerade auf Französisch erschienen und wurde in der Ausgabe rezensiert, die deutsche Übersetzung bei Edition Moderne erschien erst 2004. Nach kurzem Zögern bezahlte ich die sechs Euro – durchaus eine Investition für einen prekären Literaturwissenschaftsstudenten. Aber es war eine sehr nachhaltige Investition, denn die Ausgabe hat mir Welten eröffnet: Von Sfar ist ein Auszug aus dem später im avant-verlag unter dem Titel Die kleine Welt des Golem erschienenen Werk enthalten, ein schwarzweisses Frühwerk von 1995, das aber schon den ganzen Sfar-Kosmos enthält: Judentum, Vampire und Fabelwesen, versetzt in die französische Gegenwart und erzählt mit einem abgründigen und gleichzeitig melancholischen Humor. Von Joann Sfar waren 2002 auf Deutsch erst zwei oder drei Donjon-Bände bei Carlsen erschienen, seine Hauptwerke, für die er 2024 mit dem Max-und-Moritz-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, waren noch im Entstehen. Die in der STRAPAZIN-Ausgabe auf Sfar folgenden Comics von Vincent Sardon, Winshluss, Léo und Laurent Bazart fand ich beim ersten Lesen noch nicht einmal gut, aber allein, dass es so etwas gab: einen fünfseitigen Comic über einen Typen, dem ein Baum aus dem Kopf wächst (Sardon), über den fiesen Vergewaltiger, der den Tod austricksen will, und dabei aus Versehen eine Familie mit ihm gründet (Winshluss), blutigen Body-Horror in surrealen Bildern voller schiefer Metaphern (Léo) oder schlechte Pointen über verletzte Konservendosen (Bazart) – all das war schlicht phänomenal. Und dann der absolute Wahnsinn: 32 Seiten Jochen Gerner! Und dazu noch ein Interview, das Christian Gasser mit ihm in Paris geführt hat! „(pause.)“ ist beim Wiederlesen noch immer die gleiche Offenbarung wie damals. In einer nur einmal aufgebrochenen strengen Aufteilung von 12 gleich grossen Panels pro Seite entfaltet Gerner eine philosophische Reflexion über das Vergehen von Zeit. Dass eine Zeitschrift einem Künstler diesen Platz einräumt, um einen Gedanken zu entfalten, ist selten und eine der grossen Stärken von STRAPAZIN. Obwohl „(pause.)“ seine Fragen an die Vergänglichkeit in einer Zeit vor der Omnipräsenz von Handys, sozialen Netzwerken und permanenter Verfügbarkeit und Erreichbarkeit stellt, wirkt der Comic nicht veraltet. Er ist die Bestandsaufnahme einer gesellschaftlichen Realität, von der aus sich weiterdenken lässt. Und dieser Charakter von Bestandsaufnahmen, von Szenen, Themen und Entwicklungen ist es auch, was für mich die Qualität von STRAPAZIN bis heute ausmacht. Zu den Realitäten jener Zeit gehört leider auch, dass in Ausgabe 67 nur Typen zu Wort kommen und Zeichnerinnen gar nicht, aber daran haben die Macher*innen des Heftes bis heute glücklicherweise einiges geändert – eine Ausgabe zum französischen Comic wäre heute wesentlich diverser ausgefallen. Trotz dieser Schieflage bin ich der Ausgabe auf ewig dankbar, und dass ich schliesslich über Joann Sfar, Jochen Gerner und Marjane Satrapi meine Doktorarbeit geschrieben habe, ist sicherlich kein Zufall.
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Jonas Engelmann,
*1978, lebt in Wiesbaden
href=»https://www.ventil-verlag.de» target=»_blank» rel=»noopener»>ventil-verlag.de
Rezensiert im STRAPAZIN seit #100 / 2010
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«Strapazin Nr. 67» / 2002,
80 S., Softcover, teilweise farbig,
CHF 10.- / EUR 6

 
 

Poesie wider Repression – STRAPAZIN, Perramus und der politische Comic

Florian Meyer

Ich weiss weder, welche STRAPAZIN-Ausgabe die beste ist, noch welcher Comic das Medium am meisten beeinflusste. Schlüssig bin ich mir hingegen, dass der Comic zwischen 1984 und 1994, als auch der Eiserne Vorhang fiel, einen gewaltigen Umbruch erlebte. Neue Stile, Techniken und Themen veränderten das Medium bis heute. Gut ersichtlich ist das am politischen Comic.
«Politischer Comic» ist ein weiter Begriff: So enthalten auch Klassiker über den Zweiten Weltkrieg wie Superman gegen die Nazis (Feest, 1986) patriotisch-politische Botschaften. Asterix und die Goten (Dargaud, 1963) besticht mit subtilen Pointen über den Kalten Krieg. Um 1990 jedoch, als die Welt sich neu ordnete, griffen Autor*innen bewusst politische Themen wie Diktatur, Konflikt und Repression auf und wählten dafür Formate, wie sie zuvor erst Geschichte, Journalismus oder Literatur kannten.
Exemplarisch für die neuen Ansätze stehen drei Werke, die alle mein Verständnis erweiterten, was Comics bei ernsten Themen leisten: Maus von Art Spiegelman (1986 & 1991) über den Holocaust, Palestine von Joe Sacco (1993 bis 1995) über den Nahost-Konflikt sowie Perramus von Juan Sasturain und Alberto Breccia über die Militärdiktatur in Argentinien (1985, deutsch 1993 & 1994).
Gemeinsam war ihnen, dass sie sich nicht auf einen einzelnen gesellschaftlichen Missstand beschränkten, sondern umfassend Gesellschaften im Ausnahmezustand darstellten und Repressionen konsequent aus der Sicht von Menschen beleuchteten, die trotz der Gewalt ihre Würde wahrten. Kompromisslos wählten sie ihre je eigene künstlerische Darstellung, um inneres Erleben und äussere Unsicherheit abzubilden sowie ihre Position als Erzähler zu reflektieren.
Während Spiegelman und Sacco inhaltlich sehr nah an der Realität bleiben, arbeitet Breccia literarisch und poetisch. Für mich war Perramus der erste Comic, der sich beim Lesen wie ein Roman anfühlte. Breccia nutzte seine Erfahrung als Zeichner unheimlicher Geschichten und erzeugte mit schwarzweiss gemalten Collagen eine beklemmende Atmosphäre, in der sich jedes Wort umdeuten lässt und in den Tod führen kann. Politisch wird Perramus, wenn die düsteren Bilder den Text unterwandern, ihm widersprechen und die politische Rhetorik als Unsinn entlarven.
Spuren dieser Darstellungstechniken finden sich auch bei Zeichnern aus Deutschland und der Schweiz: Die Comics zum Beispiel, die Martin tom Dieck, Markus Huber, Mawil und Ivo Habermacher im STRAPAZIN Nr. 73 vom Dezember 2003 veröffentlichten, glänzten ebenfalls mit starken Text-Bild-Kontrasten, die hohle Politphrasen und vermeintliche Harmonie entblössten. Nr. 73 entstand unter dem Eindruck der Ereignisse des 11. Septembers 2001. Ihr Motto war «Tradition und Wut!», und sie widmete sich den politischen Comics. Den Anstoss gab Henrik Dorgarthen, der befand, die meisten Comics stünden den Umwälzungen ihrer Zeit merkwürdig sprachlos gegenüber. Das Titelbild des niederländischen Charlie Hebdo-Zeichners Willem zeigt drastisch, wie ein Kritiker mundtot gemacht wird.
STRAPAZIN Nr. 73 selbst folgte der Tradition, seit 1984 immer eine Bühne für Comic-Künstler*innen abseits des Mainstreams zu bieten. Zum Beispiel stellte Nr. 73 PolitComics aus Afrika vor: Nach dem Fall der Sowjetunion stieg der internationale Druck auf viele afrikanische Staaten, sich zu öffnen. In den 1990ern entstanden in Ländern wie Senegal oder Kamerun unabhängige Zeitungen, die satirische Comics veröffentlichten. Diese Comics lassen tief in Gesellschaften blicken, in denen sich der Stärkere über Regeln hinwegsetzt, sie zu seinen Gunsten manipuliert oder gleich ganz ignoriert.
Heute, da in der Ukraine Krieg herrscht, weil Putin die Regeln der Weltpolitik ablehnt bzw. sie auf seine Art interpretiert, lohnt sich der Blick in diese Comics erneut: Perramus etwa reflektiert, wieso das Ende eines autoritären Regimes nicht zwingend in eine dauerhaft friedliche Demokratie führt, sondern auch Kontinuitäten politischer Repression möglich sind, die den Wandel der Staatsform unterlaufen.
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Florian Meyer,
*1971, lebt in Zürich
@eyeoftscharli
Rezensiert im STRAPAZIN seit #65 / 2001
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Alberto Breccia, Juan Sasturain. «Perramus. Grafischer R·oman. Erster Band.» Carlsen, 176 S. Softcover, s/w. Vergriffen.
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Alberto Breccia, Juan Sasturain. «Perramus. Grafischer Roman. Erster Band.» Carlsen, 140 S. Softcover, s/w. Vergriffen.
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Alberto Breccia, Juan Sasturain. «Perramus. Grafischer Roman. Dritter Band.» Carlsen, 168 S. Softcover, s/w. Vergriffen.
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«STRAPAZIN Nr. 29» / 1992,
96 S. Softcover, teilweise farbig.
CHF 10.- / EUR 6 (Enthält eine Würdigung von Alberto Breccias Gesamtwerk von Christian Gasser)
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«STRAPAZIN: Wut und Tradition! Politische Comics Nr. 73» / 2003,
80 S. Softcover, teilweise farbig.
CHF 10.- / EUR 6

 
 

Meine erste STRAPAZIN-Ausgabe

Barbara Buchholz

Das älteste STRAPAZIN-Heft in meiner Sammlung stammt von Juni 1988. «Comic-Art Magazin» steht oben, schräg über dem pulpigen Cover (ein schreiendes Gesicht in groben Pinselstrichen, ein Messer in einer Faust), prangt der Titel Weiss auf Pink. Ich war zum Erscheinungstermin 13 Jahre alt. Wahrscheinlich hatte ich meine Lektüren von Yoko Tsuno, Percy Pickwick und Valerian & Véronique hinter mir gelassen, aber Loustal, Baru oder Pratt noch nicht entdeckt. Jenes STRAPAZIN Nr. 14 dürfte ich mir Anfang der 2000er-Jahre besorgt haben, als ich für meine Magisterarbeit recherchierte, vermutlich wegen eines grösseren Artikels über die Zusammenarbeit von Léo Malet und Jacques Tardi für die Comic-Adaption von Malets 120, rue de la Gare.
Die nächsten Hefte stammen dann aus den späteren 1990er-Jahren, um meinen ersten Comic-Salon 1996 herum und um ein Erasmus-Jahr in der belgischen Hauptstadt Brüssel bald darauf. Zweck von Letzterem war eigentlich, mein an der Uni arg theoretisch erlerntes Französisch in praktische Bahnen zu lenken (von Passé simple und Subjonctif zu «Kannst du mir bitte mal die Pfanne rübergeben?»). Die europäische Comic-Hauptstadt bot aber neben dem Bad in der Sprache auch ein sehr üppiges in der Kultur der Bandes Dessinées, mit Comic-Läden wie Brüsel, BD Dépôt, dem Gebrauchtbuchparadies Pêle-Mêle oder dem Centre Belge de la Bande Dessinée. Das Magazin A Suivre habe ich dort leider erst mit der letzten Ausgabe kennengelernt, auf dessen Titel Tardis Figur Arthur Même einen schweren roten Vorhang vor einer Comic-Seite schliesst. Entdeckt habe ich in der Zeit beim Herumstreifen zwischen Ixelles, den Marollen, dem Boulevard Anspach und dem Quartier Saint-Jacques aber unter anderem die Reihe Les Cités Obscures von François Schuiten und Benoît Peeters, weil ich den Band Brüsel geschenkt bekam. Manche aus meiner Clique verfielen dem Agententhriller XIII von Jean Van Hamme und William Vance. Mich packte mehr die bovine Geheimagentin Pi 3.1416, Heldin der acht Bände umfassenden Serie La Vache von Johan De Moor und Stephen Desberg, deren acht Bände 1992 bis 1999 erschienen. Diese wilde Technikmischung aus Guache, Tusche und Collage im Artwork, das expressive Lettering, der sozialkritische Ton in der aberwitzigen Handlung und diese coole Kuh im Trenchcoat haben mich ziemlich eingenommen. Wieso habe ich die eigentlich später nie in der Pflichtlektüre vorgestellt…? Möglich wäre es, denn hier dürfen Rezensierende über den Tellerrand von Novitäten und Übersetzungen ins Deutsche schauen.
Was mir am STRAPAZIN auch immer gut gefallen hat, ist die Vielseitigkeit. Jede einzelne Ausgabe fällt durch ein immer kunstvoll gestaltetes Cover auf, das Rotationsprinzip bei der Herausgabe bringt immer andere Handschriften in Themensetzung und Präsentation mit sich. Seit Langem schätze ich das sehr knurrig-kundige Geschriebene Wort von Wolfgang Bortlik.
Ein paar Ausgaben habe ich aus meinen Stapeln herausgezogen, weil sie mich besonders angesprochen haben: Nr. 139 vom Juni 2020 zum Thema «Wohnen in Zeiten des Virus» versammelt eine Bandbreite, die von stummen, aus Kunstleder genähten Szenerien über Comic-Reportagen bis zum klassisch erzählten Comic reicht. Das «Nonfiction»-Heft Nr. 143 vom Juni 2021 widmet sich gezeichneten Reportagen aus aller Welt – ein starkes Genre, wie ich finde. In der Nr. 147 vom Juni 2022 ging es unter dem Titel «Vergraben, verbrennen, verdrängen» um Umweltkatastrophen – besonders ins Auge sprangen mir darin die Zeichnungen von strahlenversehrten Insekten, die in ihrer Fragilität trotz der Schaurigkeit wunderschön sind. Jüngst, im Dezember 2023 gab es noch eine Nr. 153 über Comic-Shops, die hat mir auch sehr gut gefallen: Die darin präsentierten Läden durften Comic-Zeichner*innen aus ihrem Umfeld einladen, sie in Bild und Text vorzustellen.
Übrigens war ich vor vielen Jahren einmal zu Besuch bei Edition Moderne und damit auch bei der STRAPAZIN-Redaktion, als sich beide noch im selben Haus befanden. Ich weiss gar nicht mehr, warum. Aber es war sehr nett – und ich wurde zur Suppe an den Mittagstisch im Atelier geladen.
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Barbara Buchholz,
*1975, lebt in Bonn
@ba_buchholz
Rezensiert im STRAPAZIN seit #126 / 2017
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«STRAPAZIN Nr. 14» / 1989
«STRAPAZIN Nr. 139» / 2020
«STRAPAZIN Nr. 143» / 2021
«STRAPAZIN Nr. 147» / 2022
«STRAPAZIN Nr. 153» /2023
Alle ca. 80 S., Softcover, teilweise farbig,
CHF 10.- / EUR 6

 
 

Geschichten bauen mit Chris Ware

Christian Meyer-Pröpstl

Als STRAPAZIN 1984 seine erste Ausgabe veröffentlichte, war ich 14 Jahre alt und begann gerade, die neue Comic-Kunst aus Frankreich für mich zu entdecken. Von STRAPAZIN hatte ich noch nie gehört, ebenso wenig wie Chris Ware, knapp zwei Jahre älter als ich. Ende der 1980er-Jahre wurde Art Spiegelman dank eines Zeitungsstrips auf ihn aufmerksam. Dessen von 1980 bis 1991 mit seiner Frau Françoise Mouly herausgegebenes Comic-Magazin Raw hatte wiederum massgeblichen Einfluss auf die Gründung von STRAPAZIN. Chris Ware sollte im Folgenden häufig in Raw publizieren, später auch im STRAPAZIN. Quimby the Mouse (2003) gewährt einen Einblick in Wares Anfänge in der Studentenzeitung und anderen Publikationen aus der ersten Hälfte der 90er-Jahre, enthält aber auch Material aus den ersten Ausgaben seiner 1993 gestarteten Heftreihe in immer unterschiedlichen Formaten – die ACME Novelty Library – die Geschichten um Quimby the Mouse, Jimmy Corrigan und kleinere Nebenreihen wie Rocket Sam oder Big Tex enthielten. Bis 2010 erschienen 20 Ausgaben, deren Inhalt in den grossen Buchveröffentlichungen Jimmy Corrigan – The smartest Kid on Earth (2000), dem erwähnten Quimby the Mouse (2003), The ACME Novelty Library mit vielen kürzeren Geschichten der Nebenreihen und dem kleinsten Comic der Welt (2005) kompiliert wurden. Ab 2005 entstanden in der Library die Geschichten um Rusty Brown, und über ein New Yorker Wohnhaus, die Building Stories. Der Sammelband zu Rusty Brown erschien 2019, während Building Stories bereits 2012 erschien.
Zwischen all diesen unterschiedlichen Figuren und Formaten, die Chris Ware in den vergangenen 35 Jahren entwickelt hat, nimmt Building Stories eine besondere Rolle ein. Building Stories wird bibliografisch als Graphic Novel mit 246 Seiten angegeben. Das ist enorm tiefgestapelt. Building Stories ist eine Schachtel, wie man sie von Spielesammlungen kennt, die 14 Comics in den unterschiedlichsten Formaten enthält: gross- und kleinformatige Hardcover-Comics, Comic-Heftchen und zeitungsähnliche Formate von Din A 5 bis Din A 2, kleinformatige Leporellos und ein grossformatiges Leporello, das an ein Brettspiel erinnert. Wares Erzählungen gruppieren sich um ein knapp 100 Jahre altes, dreigeschossiges Brownstone-Apartment. In den drei Wohnungen leben eine ältere Dame, die die Hausbesitzerin ist, ein ständig streitendes jüngeres Paar und eine alleinlebende Frau Ende 20. Letztere – wie alle Protagonist*innen namenlos – hat seit einem Unfall als Kind eine Beinprothese. Nach dem gescheiterten Kunststudium folgt eine gescheiterte Beziehung mit gescheiterter Schwangerschaft. Sie ist die Hauptfigur, deren Leben nicht nur im Building,
sondern auch vor dem Leben im Building als Kind und junge Frau und auch danach als verheiratete Frau und Mutter in einem Chicagoer Vorort erzählt wird. Zum einen sticht Building Stories aus Wares Werk hervor, weil es erstmals eine weibliche Protagonistin so intensiv und einfühlsam aus der Innenperspektive schildert. Zum anderen ist es das Format beziehungsweise die Formate, die diese Erzählung(en) zu einer solch einzigartigen Lektüre machen. Die Reihenfolge der Episoden ist nicht vorgegeben, sondern komplett variabel. Das Geflecht an intertextuellen Bezügen ist so reichhaltig und flexibel, dass sich immer neue Zusammenhänge auftun. Auch Künstler wie Marc-Antoine Mathieu haben sich mit der Dreidimensionalität in der Comic-Erzählung befasst – hier gelingt Ware eine meisterhafte Umsetzung, die die doppelte Wortbedeutung des Titels Building Stories voll ausschöpft. Ware tanzt auch virtuos auf der Zeitachse, wenn uns Gedanken, Tagträume und Träume der Protagonist*innen in die Vergangenheit und Zukunft reisen lassen. Damit überbietet er sogar die faszinierenden Erzählexperimente seines Raw-Kollegen Richard McGuire, weil sie hier viel weniger Formexperiment sind, sondern als Assoziationsreisen und Erinnerungssprünge á la Proust oder Joyce voll in der zutiefst berührenden Geschichte aufgehen, die einem immer wieder die Tränen in die Augen treibt.
Building Stories kann man in Teilen oder an einem Stück lesen, zum wiederholten Mal lesen, und es wird immer ein anderes Leseerlebnis dabei herauskommen.
Den Building Stories-Karton habe ich vor etlichen Jahren am Comic Salon Erlangen erworben, also dort, wo 1984 anlässlich des ersten Comic Salons auch die erste Ausgabe von STRAPAZIN erschien und wo zum 21. Comic Salon im Jahr 2024 die Nummer 155 zum 40-jährigen Jubiläum erscheint.
Für Herbst 2024 ist der dritte und letzte Band von Chris Wares ACME Novelty Date Book mit Skizzen von 2002 bis 2023 geplant – die ersten beiden Bände umspannen die Zeit von 1986 bis 1995 und 1995 bis 2002.
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Christian Meyer-Pröpstl,
*1970, lebt in Köln
tiefkultur.de
Rezensiert im STRAPAZIN seit #75 / 2004
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Chris Ware: «Building Stories».
Penguin Random House,
Hardcover, farbig,
ca. CHF 80.- / EUR 50
Chris Ware im STRAPAZIN:
«STRAPAZIN 48» / 1997, vergriffen
«STRAPAZIN 57» / 1999, Cover
«STRAPAZIN 83»/ 2006
Alle ca. 80 S., Softcover, teilweise farbig, CHF 10.- / EUR

 
 

Mein Leben mit STRAPAZIN

Mark David Nevins

Mein erster Beitrag im STRAPAZIN war für die Nr. 62, die – damals noch mit Klammern geheftete – Ausgabe vom März 2001. Das Thema lautete «Mexiko», und ich konnte nicht glauben, dass der damals bereits legendäre David Basler tatsächlich mich eingeladen hatte, eine Rezension zu verfassen. Mein Beitrag mit dem Titel Dave Coopers Obsessionen befasste sich mit dem bisherigen Werk des kanadischen Cartoonisten, wobei der Schwerpunkt auf seiner ebenso verstörenden wie wunderschönen Serie Weasel lag. Dann endlich befand sich das STRAPAZIN in meinem Briefkasten in New York, und ich führte einen kleinen Freudentanz auf, als ich meinen Namen im Inhaltsverzeichnis sah!
In jener Nr. 62 war ich umgeben von einer absoluten All-Star-Besetzung: Blutch, Gilbert und Jaime Hernandez, Tony Millionaire und Thomas Ott, nebst all den anderen tollen Autor*innen und Rezensent*innen. Der grossartige Roli Fischbacher scheint damals der verantwortliche Redaktor gewesen zu sein. Es gab zwar keine Beiträge mexikanischer Comic-Zeichner*innen (angesichts der weltweiten Verbreitung und Beliebtheit von Comics seither könnten wir das heute sicher besser!), aber immerhin hat mein Freund, der belesene Christian Gasser, einen Essay über den brillanten mexikanischen Musiker Juan Garcia Esquivel verfasst.
Kaum zu glauben, dass das schon fast ein Vierteljahrhundert her ist. Damals näherte ich mich rasch dem Ende meines ersten von drei Jahrzehnten in New York City und war gerade vom West Village nach Harlem gezogen. Meine Hochzeit war noch sechs Monate entfernt – und würde nur drei Tage vor dem ominösen 11. September gefeiert werden, nach wie vor eines der prägenden Ereignisse dieses Jahrtausends. Meine Eltern lebten beide noch, ich würde mein Beratungsunternehmen erst in zwei Jahren gründen, bei meiner Frau war noch kein Krebs diagnostiziert worden (der, Gott sei Dank, seit 18 Jahren geheilt ist), und unsere Kinder würden erst in neun Jahren geboren werden. Ich war gerade 36 Jahre alt geworden, hatte mehr Freizeit, als ich zu nutzen wusste, und genoss mein ziemlich schmerzfreies Leben.
Ich hatte STRAPAZIN zum ersten Mal im Juni 1991 in Freiburg im Breisgau entdeckt, wo ich an der Albert-Ludwigs-Universität studierte und versuchte, mein Deutsch zu verbessern. Aber meine eigentliche Ausbildung in jenem Sommer waren die europäischen Comics, die ich bei Meister Uli Pröfrock in seinem magischen Laden XfürU in Freiburg im Breisgau zum ersten Mal sah. Und hier wurde ich, nebst viel anderem Wundersamen, mit STRAPAZIN bekannt gemacht. Die erste Ausgabe, die ich las, war wahrscheinlich Nr. 24, Mai 1991, mit Beiträgen von M.S. Bastian, Caprez/Schuler, Jano (ein wunderschönes Carnet d’Afrique), Mix&Remix, Thomas Ott, Daniel Zezelj (der den Text eines Pixies-Songs illustrierte!) und Garrigue und Coudrays fast buchlangem Tage in Afrika, einer wilden Reiseerzählung, einer Art Mix zwischen Bastian, Muñoz und Tardi. Ich war hingerissen!
Der Essay, den Sie jetzt lesen, soll, so Gott will, in der Nummer 155 veröffentlicht werden – mehr als 23 Jahre nach meinem ersten Auftritt. Das bedeutet, dass ich die Hälfte meines Lebens als Erwachsener für STRAPAZIN geschrieben habe – und also an weit mehr als der Hälfte aller jemals erschienenen STRAPAZIN-Ausgaben einen (kleinen) Anteil gehabt habe. Obwohl ich von Beruf weder Comic-Zeichner noch Journalist bin (mein Job als Consultant ist weitaus banaler), fühle ich mich sehr geehrt, zum Team zu gehören. Ich bin der festen Überzeugung, dass STRAPAZIN ohne Frage das beste langlebige Comic-Magazin aller Zeiten ist! Christoph Schuler, der mich in meinen auf Deutsch übersetzten Texten viel klüger erscheinen lässt, als ich tatsächlich bin, nannte mich einmal «unseren amerikanischen Korrespondenten». Ich wünschte, ich könnte das in meinen beruflichen Lebenslauf schreiben.
Als David Basler mir den Plan für diese Ausgabe erläuterte, schlug er vor, ich solle erzählen, wie ich STRAPAZIN zum ersten Mal entdeckt habe (siehe oben) bzw. welches meine Lieblingsausgabe sei. Ganz klar ist das die Ausgabe Nr. 59 mit dem Titel Bubbles ’n› Boxes ’n› Beyond (Februar 2000), die in Verbindung mit einer tollen Ausstellung im Swiss Institute in New York City erschien. Was für ein Vergnügen, STRAPAZIN in meiner Heimatstadt zu empfangen! Und natürlich gibt es auch die Nummer 123, betitelt Spark (April 2016), die ich zusammen mit der wunderbaren Talaya Schmid herausgegeben (oder wie wir zu sagen pflegten, «co-kuratiert») habe. Unser Ansatz war ehrgeizig: Wir baten eine Handvoll Cartoonist*innen, uns Inspirationen zu schicken (Bilder, Texte oder Lieder, die ihnen etwas bedeuteten), und luden dann alle Mitwirkenden ein, Geschichten zu schreiben und zu zeichnen, die von dieser kollektiven Gruppe von Inspirationen ausgingen. Talaya und ich sind uns bis heute nicht sicher, ob dieses seltsame Experiment funktioniert hat, aber das Ergebnis war immerhin ein halbes Dutzend Beiträge von Amerikaner*innen (Tom Hart, Aidan Koch, Lale Westvind) und Europäer*innen (Koostella, Olivia Plender, Lena Schweiwiller und Eli Zwimpfer), die damals alle neu bei STRAPAZIN waren. Es war eine lustige Ausgabe – schaut sie euch an, falls ihr sie noch findet!
Aber meine Lieblingsausgabe von STRAPAZIN ist natürlich stets … die nächste! Sehnsüchtig warte ich jeweils auf die Postzustellung, denn meine Exemplare kommen bei mir zu Hause in den Wäldern ausserhalb von Boston immer erst ein paar Wochen später an.
Auf 40 grossartige Jahre STRAPAZIN! Freuen wir uns auf mindestens 40 weitere!

Mark David Nevins,
*1995, lebt in Concord, Massachusetts
Rezensiert im STRAPAZIN seit #62 / 2001
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«STRAPAZIN 24». 1991, vergriffen
«STRAPAZIN 59». 2000, vergriffen
«STRAPAZIN 62». 2001
«STRAPAZIN 123». 2016
Alle ca. 80 S., Softcover, teilweise farbig, CHF 10.- / EUR 6

 
 

Vielen Dank, STRAPAZIN!

Matthias Schneider

Mein Einstieg in die Welt der Comics war wie für fast alle in den Achtzigern im deutschsprachigen Raum von Asterix & Obelix, Superman & Batman, Mickey & Donald und Fix & Foxi geprägt. Als mein grosser Bruder damals auf einem süddeutschen Flohmarkt ein RAW-Magazin erstand, geriet diese Welt plötzlich aus den Fugen. Denn die Zeichenstile, Figuren und Narrationen waren verstörend und faszinierend zugleich. Doch für weiteren Nachschub dieser Art sah es im ländlichen Raum verdammt schlecht aus. Ich konnte zwar DRS3 empfangen und hörte die Comic-Besprechungen von Cuno Comix, aber an «andere» Comics ranzukommen war unmöglich. Als junger Erwachsener zog ich dann in eine grössere Stadt, wo es einen Comic-Laden gab und ich fing an, Comic-Rezensionen für ein Stadtmagazin zu schreiben. Dort stiess ich dann auch auf die ersten Ausgaben von STRAPAZIN, das seit diesem Zeitpunkt zu einer wichtigen Inspirationsquelle für mich wurde und immer noch ist, wenn es darum geht, einen Einblick in die Vielfalt des grafischen Erzählens und ihrer kultureller Prägungen zu erhalten. Ausgaben wie über die deutschsprachige Comic-Avantgarde oder über amerikanische und japanische Underground-Comics waren absolute Augenöffner für mich und stehen heute noch total zerlesen in meinem Regal. Dann, in Heft 53, stiess ich auf einen Comic und Künstler, der mich besonders ansprach. Es war Blexbolex, vorgestellt von Christian Gasser. Es handelte sich hierbei um einen sehr expressiven und klaustrophobischen schwarz-weissen Kurz-Comic, der mir in Erinnerung blieb. Als ich kurz darauf erstmals in Paris war, bin ich dann mehrmals mit den Arbeiten von Blexbolex in Kontakt gekommen, und wollte mehr über den Künstler hinter dem Pseudonym erfahren. Bei Jochen Gerner fiel mir eine Bleistift-Zeichnung von ihm an der Wand auf, bei Super-Héros erstand ich dann das wunderbare kleine Siebdruckbuch L’Enclos und bei Dernier Cri das Kinderbuch Rogaton Man. So unterschiedlich die Arbeiten waren, so sprach mich Blexbolex‘ Verwendung von vertrauten Figuren und Zeichenstilen in unterschiedlichsten künstlerischen und narrativen Kontexten jedes Mal besonders an. Sophie Dutertre stellte uns schliesslich vor; da stand ein zurückhaltender, eher schüchterner junger Mann, der die Dinge, die er sagte, gerne in Frage stellte oder selbstironisch darüber lachte. Verstohlen zeigte er mir dann seine Skizzenbücher, wie er sie bescheiden nannte, die sofort sein zeichnerisches Talent und seine künstlerische Ausbildung erkennen liessen und bezüglich Linienführung und Farbkomposition perfekt gestaltet waren. Als ich für ein Berliner Comic-Festival die Möglichkeit erhielt, eine Ausstellung zum Thema Kinderbücher von Comic-Zeichnern zu kuratieren, lud ich Blexbolex sofort ein. Denn während in Deutschland zu der Zeit noch eine strikte Trennung zwischen Comic (gleich Schund) und Kinderbuch (gleich pädagogisch wertvoll) galt, war man in Frankreich offener, und Comic-Künstler wie Blexbolex,
Blanquet oder Helge Reumann veröffentlichten Kinderbücher. Auf dem Festival hatte ich dann auch die Möglichkeit, Blexbolex mit dem leider viel zu früh verstorbenen Armin Abmeier bekannt zu machen, dem damaligen Herausgeber der Tollen Hefte. Armins anfängliche Zurückhaltung schlug nach einiger Überzeugungskraft glücklicherweise in Begeisterung um, so dass das wunderbare Tolle Heft mit der Geschichte Flucht nach Abecederia entstand, und er kurz darauf Blexbolex dem jungen Jacoby & Stuart Verlag vorstellte, wo er zwischenzeitlich mehrere preisgekrönte Bücher veröffentlicht hat. Blexbolex lebt inzwischen in Leipzig, er veröffentlicht weiterhin Bücher, in die man abtauchen und in denen man sich verlieren kann (wie zuletzt Les Magiciens), fertigt Illustrationen und Siebdrucke an und realisiert Kunstprojekte. Seine künstlerischen Tätigkeiten sind vielfältig und es gilt immer noch, was er damals im STRAPAZIN-Interview gesagt hat: „Wichtiger als die Geschichten und die Zeichnungen ist für mich das Objekt. Am Schluss muss ich ein schlüssiges Ganzes geschaffen haben.“ Mein Dank geht an die STRAPAZIN-Autor*innen, die seit Jahren aus Überzeugung das Magazin am Leben erhalten und dabei helfen, so verborgene Perlen wie Blexbolex ans Licht zu befördern. Und mein besonderer Dank gilt David Basler, der es mir ermöglicht hat, dabei zu sein.
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Matthias Schneider,
*1970, lebt in Berlin
rossberg-verlag.de
Rezensiert im STRAPAZIN seit #87 / 2007 (Herausgeber dieser Ausgabe zum Thema Kinderbuch mit Atak)

«STRAPAZIN 53» / 1998,
ca. 80 S., Softcover, teilweise farbig,
CHF 10.- / EUR 6

 
 


Mein wichtigstes Buch in den letzten 40 Jahren:

Discovering America von David Mazzucchelli

Giovanni Peduto

Schon allein die Tatsache, dass ich seinen Namen richtig aussprechen konnte, vermittelte mir das Gefühl, eine besondere Verbindung zu ihm zu haben: David Mazzucchelli. Das erste Mal kam ich mit dem US-amerikanischen Zeichner etwa 1989 oder 1990 in Kontakt, als ich als 13- oder 14-Jähriger in einem Kaufhaus sein erstes Meisterwerk, Batman: Year One (mit Frank Miller), zufällig im Ausverkauf entdeckte. Ich erinnere mich gut daran, da dort Comics zu einem günstigen Kilopreis verkauft wurden und ich für die 246 Gramm schwere deutsche Ausgabe der Reihe ComicArt des Carlsen Verlags nur wenige Rappen bezahlte. Für mein dürftiges Taschengeld ein Jackpot. Nicht nur Millers packender Erzählstil faszinierte mich, sondern vor allem Mazzucchellis grober, kontrastreicher Tuschestrich. Die überwältigende Farbpalette von Richmond Lewis – Mazzucchellis Ehefrau – habe ich leider erst als Erwachsener zu schätzen gelernt. Mazzucchellis Kunst öffnete mir die Augen für die Tatsache, dass Superhelden-Comics nicht nur schnell und billig produzierte Konsumgüter sind, sondern sich dahinter auch wahre Künstler*innen befinden, deren Bildkompositionen durchdacht und in sich geschlossen sind. Mazzucchelli lehrte mich, genauer hinzuschauen und die Zeichnungen als wichtige Komponente der Geschichte zu lesen. Was er mir ebenso zeigte, war, wie ein Künstler an seinem Stil arbeiten und ihn weiterentwickeln kann. Nach Batman las ich sein früheres und ebenso prächtiges Werk Daredevil: Born Again (wiederum mit Frank Miller), dessen erste paar Kapitel mich zuerst enttäuschten, da der Stil viel realistischer war als seine späteren abstrakteren Bilder. Der Übergang ist aber bereits in den letzten Kapiteln von Born Again zu sehen.
Rechtzeitig zu meinem Überdruss an Superhelden und meiner Lust auf «ernste» Comics hatte Mazzucchelli genug vom Mainstream-Comic und verliess die grossen Verlage DC und Marvel, um persönlichere Projekte zu verfolgen. Er widmete sich dem Underground-Comix, der Kinderliteratur und der Druckgrafik, begann zu experimentieren und gab zusammen mit seiner Ehefrau zwischen 1991 und 1993 die Anthologie Rubber Blanket heraus.
Einige Geschichten daraus entdeckte ich Mitte der 1990er-Jahre in einer deutschen Ausgabe von Arrache Coeur/Edition Moderne mit dem Titel Discovering America: Drei Geschichten. Darin wird Mazzucchellis Vielseitigkeit sowohl als Zeichner als auch als Geschichtenerzähler deutlich sichtbar. Die ersten beiden Geschichten (Near Miss und Discovering America) handeln von einsamen Männern, die auf ihre eigene Art versuchen, die Welt um sich herum zu verstehen. Die längere Geschichte Big Man erinnert an Barry Windsor Smiths Monster und Steinbecks Von Menschen und Mäusen. Ein Riese wird an einen Strand gespült und von den Bewohnern eines ruralen Dorfes aufgenommen. Dank seiner Kraft kann er den Bauern bei der Arbeit helfen. Als ihnen seine Stärke bewusst wird und die Polizei auftaucht, gibt es ein erwartetes unschönes Ende.
Die Kurzgeschichten befassen sich mit existentialistischen Themen, die auf eine poetische Art und Weise vermittelt werden. Bei einem jungen Erwachsenen wie mich trafen Mazzucchellis Geschichten damals einen Nerv. Nach erneuter Lektüre wirken sie heute vielleicht nicht mehr ganz so packend, aber sein Zeichenstil, die silhouettenhaften Figuren und das Spiel mit Licht und Schatten machen dieses Buch immer noch lesenswert. Einzelne Panels würde ich durchaus als gezeichnete Haikus bezeichnen. Mazzucchelli ist auf seinem experimentierfreudigen Pfad geblieben und hat weitere bedeutende Bücher wie Paul Austers Stadt aus Glas (mit Paul Karasik) und seinen viel beachteten Roman Asterios Polyp veröffentlicht, mit dem er seinen abstrakten Stil zur Vollendung gebracht hat.
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Giovanni Peduto,
*1976, lebt in Zürich
giubanski.wordpress.com
Rezensiert im STRAPAZIN seit #78 / 2005
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David Mazzucchelli: «Discovering America. Drei Geschichten». Arrache Coeur/Edition Moderne, 1996. Aus dem Amerikanischen von Hans Jürgen Balmes. 60 S., Softcover, zweifarbig. Vergriffen
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David Mazzucchelli im STRAPAZIN 28, 33, 40, 46, 59
«STRAPAZIN 28» / 1992, Cover
«STRAPAZIN 33» / 1993
«STRAPAZIN 40» / 1995, vergriffen
«STRAPAZIN 46» / 1997, vergriffen
«STRAPAZIN 59» / 2000, vergriffen
Alle ca. 80 S., Softcover, teilweise farbig, CHF 10.- / EUR 6

 
 

 

Biografien/Links

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Corinne Odermatt
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Jul Gordon
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#7, 11, 20, 21, 22, 37, 47, 48, 50, 52, 109, 112, 124
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Lina Müller & Luca Schenardi
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Rina Jost
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M.S. Bastian & Isabelle L.
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Christian Gasser
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David Sandlin
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Tom Tirabosco
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@aishathesheriff
#106, 112, 150
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mahlermuseum.com
#55, 56, 66, 70, 75, 78, 83, 89, 107, 112, 113, 124, 126, 150
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@matthiasgnehm
#112
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@exakt_helena
#153
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Ibn El Rabin
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#56, 90
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Hélène Becquelin
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wolfgangbortlik.ch
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*1982, lebt in Zürich
@martinpanchaud
#115, 129, 134
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Milva Stutz
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Laura Jurt
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laurajurt.ch
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