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137 < Züri brännt!
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00:05 Boni Koller: Wenn man jung war, ist man im Niederdorf zwischen Bellevue und Central hin- und hergelaufen, hat gehofft, dass etwas passiert und es ist nichts passiert.

00:23 Roli Fischbacher: Ich bin 1979 von Solothurn nach Zürich gezogen. Ich habe gedacht, ich käme in die große Stadt, aber es war weniger los als in Solothurn.

00:41 Josy Meier: Es gibt keinen Platz für junge Leute, es ist eine Stadt, wo es kaum Lokale gibt für Junge. Im Vergleich zu anderen Städten, die ich schon kannte – Amsterdam, Berlin – war es einfach sehr konservativ und jugendunfreundlich.

01:04 Boni Koller: Das war das Hauptproblem: Wenn man jung war und kein Geld hatte, gab es keine Treffpunkte. Dann ist darauf aufmerksam gemacht worden, am 30. Mai machen wir eine Demo vor dem Opernhaus, das wird lustig. Wir müssen der Stadtregierung klarmachen, dass wir auch wer sind.

01:30 Radio Banana: Am 8. Juni findet die ominöse Abstimmung über den 60 Millionen Kredit fürs Opernhaus statt. Uns interessiert die Abstimmung nicht groß. Wir wissen, wenn wir etwas wollen, müssen wir darum kämpfen.

01:44 Christoph Schuler: Am 30. Mai war ich auf dem Züriberg und habe ein Bier getrunken. Ich hatte gehört, es gibt eine Demo am Bellevue vor dem Opernhaus…

01:55 Radio Banana: Dies ist eine Einladung zu einem unvergesslichen Opernabend. Hier ein paar Vorschläge, was man mitnehmen kann zur Demo: Bier, Gras, Wasserpistolen…

02:05 Boni Koller: Ich bin gekommen, als sich das Ganze vom Bellevue vors Opernhaus verschoben hat, eine Viertelstunde später ging es los.

02:12 Radio Banana: …Megafon, Schminke und so weiter. Es geht darum, zu zeigen, dass wir mit der ungerechten Verteilung der städtischen Kulturausgaben nicht einverstanden sind…

02:24 Sara Schär: Und irgendwann hören wir es knallen. Wir sind rausgerannt, haben gedacht, was ist da los…

02:33Radio Banana: …am Bellevue. Kommt alle zur Demo, lasst euch was einfallen, ein bisschen Fantasie und dann wird es sicher eine lustige Angelegenheit.

02:41 Markus „Punky“ Kenner: Wir waren ein Grüppchen von 30-50 Leuten, die die Demo vorbereitet haben und 200-300 Leute sind gekommen.

02:48 Fredy Meier: Wir legen uns hin, als Kulturleichen, das war ein Transparent: „Wir sind die Kulturleichen der Stadt“

02:57 Markus „Punky“ Kenner: …“Wir sind die Kulturleichen der Stadt“ war ein Spruch, der wichtig geworden ist. Das wurde in unserer WG gesprayt…

03:05 Fredy Meier: Für uns gibt es nichts und für das [Opernhaus] gibt es 60 Millionen, das war nicht ohne. Abends nicht ausgehen können und 60 Millionen für ein subventioniertes Opernhaus, das war ein bisschen zu viel.

03:23 Sara Schar: Dann kam uns jemand entgegen und sagte, da vorne ist alles voller Bullen und Tränengas…

03:31 Christoph Schuler: Dann kam der Paul und sagte, hey, schau mal! Und zeigt mir ein Gummigeschoss, ein schweres Gummigeschoss mit Blei drin. Was, ehrlich? Jetzt gehe ich auch mal schauen. Nachher bin ich zum Bellevue und da war ein Riesen-Tohuwabohu…

04:03 Der Verkehr lief nicht mehr, Leute auf der Straße, Steine sind geflogen, Bullen mit Tränengas und Gummigeschossen…

04:13 Sara Schär: Wir haben uns der Masse angeschlossen und sind hin- und hergerannt. Wenn es geknallt hat und das Tränengas kam, sind wir weg…

04:20 Fredy Meier: Es ging ab und um elf Uhr war das Bob Marley-Konzert zu Ende.

04:27 Boni Koller: Dann sind viele Leute übers Central von Oerlikon zurückgekommen. Das Central war stillgelegt in punkto Verkehr…

04:38 Fredy Meier: Und was macht die VBZ? Bob Marleys letzter Song, und hinterher stehen sie an der Tramhaltestelle: „…Demonstration, kein Verkehr…“ Was, Demo, wo? Hunderte, Tausende sind gekommen!

05:18 Roli Fischbacher: Die Stimmung war sehr aufgedreht. Es hat auch Spaß gemacht.

05:25 Sara Schar: Es war Krieg! Gummigeschosse, Wasserwerfer, Knüppeleinsatz… da hat man schon Angst gekriegt.

05:40 Markus „Punky“ Kenner: Sehr ungeschickter Einsatz von der Polizei, die zu hart reagiert hat und der Stadtrat hat es nicht verstanden, mit der Jugend einen Dialog aufzunehmen. So ist aus den paar Hundert Leuten eine Bewegung geworden, wo am Schluss 10.000 Leute zu den Demos gekommen sind.

06:02 Fredy Meier: Um zu einer Bewegung zu gehören, brauchst du keinen Bachelor, keine Spezialausbildung und du musst auch nicht zwei Jahre in Australien gewesen sein. Man ist einfach da, Bullen, was, Tränengas? Die Sauhunde! Und du bist schon dabei, du gehörst schon dazu.

06:20 Christoph Schuler: Das war ein unglaubliches Gefühl in dieser Nacht. Ich war bis morgens um fünf unterwegs, habe immer wieder andere Leute getroffen, mit ihnen hierhin und dahin und dann lag die Stadt unter uns, alles voller Rauch und Tränengasschwaden… unglaubliches Gefühl der Befreiung und Ausnahmesituation.

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Interview:
Boni Koller > Text | > Audio
Christoph Schuler > Text | > Audio
Achmed von Wartburg > Text | > Audio
Olivia Heussler > Text | > Audio
Josy Meier > Text | > Audio
Christian Egger > Text | > Audio
Sara Schaer > Text | > Audio
Markus Punky Kenner > Text | > Audio
Freddy Meier > Text | > Audio
Rams Ramseier > Text | > Audio
Nacktdemo > Text | > Audio
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Schonogeil > Text | > Audio
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