Getting old is not for sissies

Juni 4, 2025 | | No Comments

CHF 20.00

Anna Sommer
Sandro Ramseier
Ben Katchor
Orijit Sen
Ulli Lust/Paul Winck
Hélène Becquelin
Xun Zhan
Othman Selmis
Nik Neves


Beschreibung

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EDITORIAL

… wenn deine Ärztin dich nicht mehr mit einem Aspirin® und einem Lächeln nach Hause schickt, sondern dir stirnrunzelnd einen Spezialisten empfiehlt. Wenn die Apothekerin dich mit deinem Namen be­grüsst. Wenn du deine Spaziergänge plötzlich danach ausrichtest, wo sich öffentliche Toiletten befinden. Wenn dich in Porno-Filmen die Anatomie der Darstel­ler*innen weniger interessiert als der Preis des Chippendale-Sofas, auf dem sie sich tummeln. Wenn du entdeckst, dass du vor 46 Jahren an einem Punk-Konzert warst, an dem dein Onkologe mit seiner Band aufgetreten ist. Wenn du nur noch Wohnungsinserate liest, in denen ein Lift erwähnt wird. Wenn du dir überlegst, ob es noch Sinn macht, ein neues Handy zu kaufen. Wenn du zwar noch immer freihändig und ohne Helm mit dem Velo rumkurvst, dir aber beim Ab­steigen den Fuss brichst. Wenn du beim Wandern mit deiner Frau absichtlich auf einen Frosch am Wegrand trittst, nur um einen gröberen Furz zu übertönen. Wenn du ein STRAPAZIN zum Thema Alter zusammenstellst und dir auffällt, dass ausnahmslos alle Zeichner*innen im Heft ­jünger sind als du. Wenn dir klar wird, dass du nie mehr ein verfallenes Schloss in Frankreich kaufen und renovieren wirst. Wenn du bemerkst, dass dein um 17 Jahre älterer Schwiegervater dieselben Medikamente verschrieben bekommt wie du. Wenn du die Todesanzeigen durchsiehst und nur darauf schaust, wie viele Jahre vor dir die Verstorbenen geboren wurden. Wenn du neidisch deine zwanzigjährige
(= 96 Menschenjahre!) Katze beobachtest, wie sie auf deinen Schreibtisch springt. Wenn du deine Schildkröte einschläfern würdest, wenn du eine hättest, nur damit sie nicht länger lebt als du. Wenn du un­verhältnismässig viele Kochbücher kaufst, aber immer online, damit den jungen Buchhändlerinnen deiner angestammten Buchhandlung nicht auffällt, dass dich Klassenkampf- und Gender-Themen nicht mehr so brennend interessieren. Wenn du derart bös­artige Leserbriefe schreibst, dass sie von den Redaktionen regelmässig abgelehnt werden. Wenn dir auffällt, dass du soeben anderthalb Stunden lang interessiert eine Sendung über den Clown-Fangschreckenkrebs geguckt hast. Wenn du nach einer grösseren Wurzelbehandlung beim Rausgehen zufällig mitbekommst, wie sich dein Zahnarzt das teure Chippendale-Sofa kaufen will, das du auch schon irgendwo gesehen hast. Wenn dir bewusst wird, dass du die aktuellen Bestseller nicht kennst, hinge­gen restlos alle Videos auf YouTube gesehen hast. Wenn du dieses Editorial nicht lesen kannst, weil es zu klein gedruckt ist. Wenn die Verkäuferin dir sagt, dass Bluejeans in deiner Grösse nur im Süden der USA im Handel sind. Wenn dich die EXIT-Leuchten im Kino immer an eine Sterbehilfe-Organisation gleichen Namens erinnern …
Du weisst, dass du alt bist, wenn du nicht mehr weisst, was das Thema dieses Hefts ist und du beim Schreiben des Edito­rials zuerst auf dem Titelblatt nachschauen musst, worum es geht.

Viel Vergnügen beim Altwerden!
Christoph Schuler
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DAS GESCHRIEBENE WORT

VON WOLFGANG BORTLIK

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PFLICHT LEKTüRE


Elisa Macellari und Luca Pozzi: «Loops»

Taťána Rubášová und Jindřich Janíček: «William & Meriwether auf wundersamer Expedition»

Ulli Lust: «Die Frau als Mensch. Am Anfang der Geschichte»


Birgit Weyhe: «Schweigen».

Alexander Braun: «Black Comics. Vom Kolonialismus zum Black Panther»

Luz: «Zwei weibliche Halbakte»


Ken Krimstein: «Einstein in Kafkaland»

Olivier Schrauwen: «Sonntag»

Miroslav Sekulic-Struja: «Petar & Liza»


Taiyo Matsumoto: «Tokyo dieser Tage, Band 1»

Officina Infernale: «Black Light»

Clemens Meyer, Phillip Janta: «Rückkehr in die Nacht»


Jockum Nordström: «Sailor und Pekka erledigen was in der Stadt»

Balz Baechi: «Aktmalerei – Eine Aktualisierung»

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KURZ UND GUT


von Christian Meyer-Pröpstl

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Biografien

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