Ein Tag im Leben...

 

‹Box Office Poison› ist vielleicht nicht die Art von Comic, nach dem der kultivierte STRAPAZIN-Leser mit seinen hohen Ansprüchen greifen würde, denn ungleich der verrückt-expressionistischen Arbeiten eines Gary Panter oder MS Bastian oder der coolen Ironie bei Burns und Ott kommt Alex Robinsons ‹Box Office Poison› eher simpel und cartoonhaft, fast ein wenig amateurhaft daher, mit klaren Anleihen in Stil und Layout bei Dave Sims ‹Cerebus›. Was einem aber zuallererst auffällt, ist das unübliche Äussere, die minimalistische, mondrianeske Verpackung und der äusserst massive Umfang von 600 Seiten.
Beginnt man ‹Box Office Poison› zu lesen, wird einem aber schnell klar, dass nicht nur das Format ausserordentlich ist. Bemerkenswert ist die Komplexität der Geschichte, die Charaktere, und der ehrliche Versuch, einen Roman in Form eines Comics zu erzählen. Während heute - besonders in Amerika – etwas gar grosszügig mit dem Prädikat ‹Graphic novel› (also ‹Gezeichneter Roman› oder ‹Erzählung in Bildern›, im Gegensatz zu ‹normalen› kommerziellen Comics) umgegangen wird, gehört Robinsons Werk ganz sicher in diese Kategorie, mit seinen glaubhaften Figuren und ihren Entwicklungen.
‹Box Office Poison› begann vor fast zehn Jahren als bescheidener fotokopierter Minicomic. Ich erinnere mich, den schüchternen Alex Robinson in den Neunzigern an verschiedenen ‹Independent-Messen› getroffen zu haben, wo ich jeweils die jüngsten Folgen seiner Heftchen kaufte, weil mir seine Zeichnungen gefielen – ungeschliffen und unprofessionell, aber voller Charme und Ernsthaftigkeit. Es gelang mir nie, alle Folgen zu kriegen und zu lesen – kleine Comic-Hefte verschwinden ja schnell in den Ritzen der Büchergestelle – , deshalb wusste ich nicht genau, was mich erwarten würde, als ich endlich die ganze Sammlung in Händen hielt. Dann aber tauchte ich in die Geschichte ein, wie es mir sonst nur bei guten Romanen geschieht: Ich las sie von Anfang bis Ende in einem Zug durch (das Warten auf ein verspätetes Flugzeug half mir dabei), und dann las ich sie gleich nochmals, bevor ich diese Kritik verfasste. Am Ende war ich nicht nur bezaubert, ich war auch stark beeindruckt und gerührt.

Die Geschichte erzählt die Ereignisse eines Jahres (inklusive Rückblenden und Vorschauen) in den miteinander verbundenen Leben einer Handvoll New Yorker Twens, die sich im Leben zurecht zu finden versuchen. Unter anderem ist da Sherman, ein frustrierter Schreiber und Buchhandlungs-Aushilfe, dann auch Jane und Ed, ein Zeichner-Paar mit sehr unterschiedlichen Interessen, ebenso Stephen, ein Geschichtslehrer, Dorothy, eine Möchtegern-Femme-fatale, und Big Nose, eine merkwürdige Katze mit menschlicher Nase. Vielleicht kommt einem die Geschichte bekannt vor, sie erinnert an die TV-Serie Friends, ist allerdings realistischer, denn hier sind die Personen nicht durchs Band gut aussehend, sie leben auch nicht alle in Banker-Appartments; auch gibt es nicht immer ein Happy-End. Und dann ist da noch eine wichtige Figur, der achtzigjährige Irving Flavor, ein mürrischer alter Zeichner mit einem grossen Geheimnis und einem berechtigten Groll auf die Mainstream-Comic-Maschine.
Am Ende entdeckt man, dass ‹Box Office Poison› eigentlich vor allem Irvings Geschichte erzählt, was durchaus in Ordnung ist, auch wenn ich ganz gerne eine Geschichte gelesen hätte, die etwas weiter von Robinson selbst entfernt ist. Robinson betont zwar, das Buch sei keine Autobiografie, doch oft hat man das gegenteilige Gefühl, zu vieles kommt einem als Comic-Fan bekannt vor. Auch tauchen in Irvings Erzählstrang Themata und Ideen auf, die bereits und besser in Dylan Horrocks ‹Hicksville›, Jason Lutes ‹Jar of Fools› oder Michael Chabons Roman ‹The Amazing Adventures of Kavalier and Clay› abgehandelt wurden. Aber dann breitet Robinson wieder so liebevoll gewisse Dinge aus, die bisher in Comics nicht allzu oft talentiert dokumentiert wurden: Gewöhnliche Leute im Kampf mit alltäglichen Problemen, mit Unsicherheit, Eifersucht, Hoffnung, Suche nach dem Sinn des Lebens, Enttäuschung, Angst und Zufriedenheit. Gerade dieser Aspekt von ‹Box Office Poison›, erzählt in Robinsons gekonnten Dialogen, macht die Qualität des Buches aus. Auch wenn z.B. Irvings Streit mit den habgierigen Besitzern von ‹Zoom Comics› etwas gar viel Platz beansprucht, läuft am Ende alles wunderbar zusammen, kein Erzählstrang bleibt vergessen und die Situation jeder einzelnen Figur wird klar (oder bleibt eben unklar, wie das halt im Leben manchmal so ist...). Das Beste aber ist, dass die Schlusssequenz der Geschichte überraschenderweise aus der Perspektive einer ‹Nebenfigur› erzählt wird, was Robinsons Arbeit einen wunderbar zufriedenstellenden Höhepunkt verleiht.
Etwa in der Hälfte von ‹Box Office Poison›, als Sherman und Dorothy hellwach im Bett liegen und sich mit einer mühsamen Diskussion über ihre Beziehung und ihr Leben abquälen, sagt Sherman: ‹Irgend ein Autor sagte einmal, um ein guter Schriftsteller zu werden, müsse man erst einmal 10’000 Seiten schreiben. Mit der Seite 10’001 habe man es dann geschafft.› Ich weiss nicht, ob diese Weisheit auch auf Comiczeichner zutrifft, aber wenn, dann ist Alex Robinson auf dem besten Weg.
Mark David Nevins


Alex Robinson, ‹Box Office Poison›,
602 Seiten, s/w, broschiert,
Top Shelf Comics 2001, $ 29.95
Journalistischer Liebesreigen  

Zwei Welten prallen aufeinander, als Katharine Washington in der englischen Provinz eine redaktionelle Assistenzstelle antritt: Hier die dynamische Amerikanerin aus San Francisco, für die der Auslandaufenthalt in England nicht mehr als ein Zwischenschritt ihrer Karriere ist, da die be-häbige Lokalzeitung Wheatstone Mercury. Eigentlich möchte Katharine nämlich so schnell als möglich bei einer grösseren Zei-tung eine eigene Kolumne schreiben dürfen oder beim Fernsehen einen Auftrag als Drehbuchautorin für Sitcoms ergattern. Als Katharine dann auch noch auf den mürrischen Owen Holmes trifft, sind erste Zweifel nicht mehr fern und das Handy für den Anruf nach Hause umso näher.
Doch Katharine hält stand, auch wenn sie und Owen, vom Chefredaktor zum Team bestellt, zusammenpassen wie Feuer und Eis. Owen verdient sich seit Jahr und Tag das Geld als Reporter und Redaktor, verfasst routiniert Berichte zu so umwerfenden Themen wie ‹Fussballjunioren auf
Ferienreise in Kentucky›. Dass die junge Kalifornierin am Wochenende ihre Freizeit dem Beruf opfert, ist dem an sozialstaatliche Regelungen gewohnten Owen zutiefst suspekt. Als Katharine dann bei ihrem ersten Einsatz auch gleich noch masslos übertriebene Schlagzeilen er-dichten will, fühlt sich Owen genötigt, Katharine an die Regeln des guten Lokaljournalismus zu erinnern: Reisserische Schlagzeilen und originelle Fotografien, welche die Optik des Gewohnten sprengen, sind verpönt. Katharine jedoch verteidigt ihren Standpunkt: «Worauf es in einer Sitcom ankommt, der Grund warum es sie überhaupt gibt, ist der, dass sie lustig sein müssen. Ein Sitcomcharakter hat deshalb nicht realistisch zu sein, er ist bloss ein Vehikel für Gags.»
Solche (gesuchten) Gags finden sich in Andi Watsons kleiner ‹Doc soap› selbstverständlich keine. Dennoch vermag ‹Slow News Day› für zwei heitere Lektürestunden zu sorgen, weil Watson den Charakteren wohl mit Achtung begegnet, sie aber niemals allzu ernst zu nimmt. Und so gilt das Lächeln über all die kleinen Bemühungen und Verfehlungen von Owen und Katharine immer auch den eigenen Schwächen. Vor allem aber erhält man quasi im Vorbeilesen und ganz ohne die Anstrengungen schulischen Lernens einen realistischen Einblick in das Innenleben einer Lokalzeitung, die – mitunter kaum anders als Sitcoms – viel weniger von redaktionellen Beiträgen abhängt als vielmehr von Inseraten, wie Owen und Katharine schmerzlich erfahren, als ihre beste Geschichte zugunsten einer Werbung von der Aufschlagsseite gekippt wird.
Mag sein, dass der für seine Mini-Serie ‹Geisha› für den Eisner-Preis nominierte Andi Watson nie die grafische Eleganz von Seths ‹Palookaville› erreicht und auch kein eigenes, aus unzähligen miteinander verwobenen Biografien zusammengesetztes Universum erschafft wie sein Vorbild Jaime Hernandez in ‹Love and Rockets›, trotzdem fällt auf, wie konsequent Watson die einzelnen Panels in den Dienst der Dialoge stellt: Nicht den Zeichnungen an sich soll die Aufmerksamkeit zukommen, sondern der Darstellung kultureller Differenzen und ihrer sukzessiven Überwindung; sind doch menschliche Beziehungen so schwankend wie Grashalme im Wind, und für eine aufkeimende Liebe ist auch der Ozean kein Hindernis.
Florian Meyer


Andi Watson, ‹Slow News Day›,
Slavelabor SLG, 2002, Sfr. 37.- / $ 16.95

NAHEZU genial

 
Endlich erscheint ein Buch von Matti Hagelberg in einer Sprache, die uns etwas näher ist als Finnisch. L'Association veröffentlicht ‹Holmenkollen›, und dieses Buch bestätigt, was Matti Hagelbergs Beiträge in diversen Anthologien und Magazinen schon seit längerem andeuteten: Herra Hagelberg ist nahezu genial.
‹Holmenkollen›, ein angenehm dickes, quadratisches Buch, versammelt eine ganze Reihe kurzer und kürzester Geschichten. Die schlaflosen Nächte des Nokia-Generaldirektors Jorma Ollilas zum Beispiel – er ängstigt sich vor dem Sozialismus und lässt sich zur Beruhigung an der Warteschlange für die Volkssuppe vorbeichauffieren. In einer anderen Geschichte tropft Kommandant Cousteau aus dem Wasserhahn in die Badewanne von Vanessa Nieminen, wo er auch bleiben will. Anderswo lässt Matti Hagelberg nach dem Motto ‹Nazis unter sich› Walt Disney, Nazi-Architekt Albert Speer und eins von Disneys schlauen Schweinchen den in Finnland vergötterten Designer und Architekten Alvar Aalto verspeisen. Und am Rand seiner Geschichten kommt es auch schon mal vor, dass Daffy Duck und Bugs Bunny theologische Dispute über Gottes Existenz führen. Meistens aber erzählt Matti Hagelberg Geschichten über Matti Hagelberg. Und über sein Alter Ego Clark Kent, eine ganz üble Type. Dann beschreibt Matti Hagelberg mit fieser Selbstironie, wie er eine Dame zu bezirzen versucht: Als wackerer Ritter mit Trommel, Eisenrüstung und Rammbock. Zwischendurch träumt Matti, er sei Gott. Oder zumindest der Jungfrauen jagende Jupiter. Anderswo führt er wirre Zwiegespräche mit sich selber, prügelt sich mit Clark Kent, und besonders gern scheint er immer mal wieder zu sterben.
Seine abstrusen Stories serviert Hagelberg lakonisch, in einer altertümelnd ge-spreizten Sprache. Er verdichtet das Geschehen zu starken Einzelbildern, die er mit manischer Präzision und einem klobigen Teppichmesser aus dem Karton schabt und mit Abstraktionen und Symbolen, Ornamenten und unidentifizierbaren fabulösen Objekten anreichert. Und irgendwie fügen sich alle diese Geschichten und Fabeln und Alpdrücke zusammen zu einem grossen ‹Holmenkollen›. Das vielleicht Bezeichnendste aber ist, dass Matti Hagelbergs Geschichten auf Französisch nicht weniger befremdlich und verwirrend wirken als auf Finnisch. Comics aus einem parallelen Universum: Aus dem Kopf und dem Herzen von Matti Hagelberg..
Das soll lustig sein? Das ist lustig. Und wie! In einem STRAPAZIN-Interview vor einigen Jahren (Nr. 49) sagte Matti, er erzähle tragische Geschichten mit komischen Mitteln. Das tut er immer noch. Denn es gibt kaum traurigere und verzweifeltere Geschichten als die seinen. Sie handeln von Einsamkeit und Unverstandensein, von der Unmöglichkeit der Kommunikation und der Schwierigkeit, sich im Leben zu behaupten. So betrachtet ist ‹Holmenkollen› der vielleicht schwärzeste Comic, den ich je gelesen habe. ‹Holmenkollen› ist aber auch der lustigste Comic seit Jahren. Ich habe selten so herzhaft gelacht. Und selten hat mir ein Comic so gut getan wie ‹Holmenkollen›. Wie gesagt, dieser Matti Hagelberg ist beinahe ein Genie.
Christian Gasser


Matti Hagelberg: ‹Holmenkollen›,
L'Association, 120 Seiten, Euro 23

Der grösste Witz

 
Offenbar gibt es nichts, was Lewis Trondheim, der Mann, der schneller zeichnet als sein Schatten, nicht kann. Die beste Comic-Autobiographie, ‹Approximative Continuum Comix›, die beste Fantasy-Parodie, ‹Donjon›, mit Joann Sfar, die niedlichsten Pantomime, ‹Die Fliege›, die flotteste Mainstream-Serie, ‹Herr Hase› – und nun auch noch die abgründigsten Philosophie-Comics. In ‹Apokalyptische Schöpfungen› erklärt uns Trondheim, inspiriert von seiner mürrischen Paranoia, schlichtweg alles, von der Entstehung bis zum Ende des Universums, alles über Religion, Geld, Liebe und die Ausserirdischen. Minimalistisch gezeichnete Strich- und Kartoffelmännchen vor abstrakten, zeichenhaften Kulissen, und das Ganze durchdrungen von einem fiesen existentiellen Lachen, das durchs leere Universum, diesen grössten aller Witze, hallt.
Christian Gasser

 



Lewis Trondheim: ‹Apokalyptische
Schöpfungen›, 32 Seiten, s/w, broschiert,
Reprodukt Verlag, Euro 8

Antikriegsheldencomic

 

Das langsame Sterben im Stacheldraht, Soldaten, die von den eigenen Leuten beschossen werden, die in den Gedärmen von Toten Deckung suchen, der Krieg zwischen Befehlshabern und Mannschaft, der verzweifelte Selbstmord in den Gräben, blinder Gehorsam und der Tod vor dem Erschiessungspeloton… Von all dem handeln die Episoden in Jaques Tardis ‹Grabenkrieg›. «Mein Interesse galt dem einfachen Mann, gleich welcher Hautfarbe oder Staatsangehörigkeit, dem Menschen, über den man verfügt, dessen Leben nichts zählt in den Händen seiner Herren», schreibt Tardi zu seinem Comic über den Ersten Weltkrieg. Die beklemmenden und genau recherchierten Geschichten sind in ihrem Detailreichtum ein eindrückliches Plädoyer gegen den Krieg. Und zwar nicht nur gegen ver-gangene Kriege: «Es ist der Nächste, der mich beunruhigt», sagt Tardi und zeigt die Machtstrukturen auf, die innerhalb
jeder Armee existieren und die im Kriegsfall gerade für die eigenen Leute zur
tödlichen Gefahr werden.
Tim Kongo


Jaques Tardi, ‹Grabenkrieg›,
Edition Moderne, Sfr. 35.- / Euro 19.80

Willkommen in Ice Haven

 

Wer befürchtete, Daniel Clowes würde nach dem Erfolg der ‹Ghost World›-Ver-
filmung, die ihm immerhin eine Oscar-
Nominierung fürs Drehbuch eingebracht hat, künftig die Einsamkeit am Zeichentisch ganz mit Hollywoods Glamour vertauschen oder seine Comics nur noch so nebenbei abliefern, um sich auf seine nächsten Film-Projekte (ein neues Drehbuch ist bereits in Arbeit) zu konzentrieren, sieht sich mit der jüngsten Ausgabe seines Heftes ‹Eightball› eines Besseren belehrt.
‹29 stories in full color› verheisst der Umschlag, und das ist eine schamlose Übertreibung oder – je nach Standpunkt des Lesers – Untertreibung. Denn Clowes erzählt nicht 29 Geschichten, sondern eine einzige Geschichte in 29 Kapiteln.
Einen Vorortsthriller um den angeblichen Mord am kleinen David Goldberg. Daniel Clowes erzählt aber auch aus dem Leben des (nach eigener Einschätzung) verkan-nten Poesie-Genies Random Wilder, der mit dem ungerechtfertigten Erfolg seiner Nachbarin Ida Weltz, der berühmten Begonien-Dichterin, hadert. Er erzählt vom Teenager Charles, dem Nachbarn von David und Kumpel von Carmichael, dem, so behauptet jedenfalls Carmichael, Mörder von David. Charles liebt Violet, die Tochter der neuen Frau seines Vaters, doch die liebt den fernen Penrod, der sie aber vergessen zu haben scheint… Und in Ice Haven, dem Schauplatz all dieser Erzählstränge, treibt sich auch das Ehepaar Ames herum, Detektive im Dienst der Familie Goldberg.
Also doch 29 verschiedene Geschichten? Dafür sprechen die unterschiedlichen Zeichenstile. Jede dieser Stories zeichnet Clowes anders: die Ermittlungen der Ames’ im Stil alter Mainstream-Comic, Charles' pubertäres Unbehagen als altertümlichen Kindercomic, die traurige Liebesgeschichte von Violet im klassischen Clowes-Stil, dann und wann hoppelt auch ein blaues Karnickel oder schlurft ein Verwandter von Fred Feuerstein durch die Seiten, und die eine oder andere Seite gemahnt an den Stil von Chris Ware. Alles in ‹Full color›, in den verbleichten Farben von Comics, die lange im Estrich lagen.
Wer nun vermutet, dass sich da ein Zeichner ein privates Vergnügen gönnte und zur Ergötzung einer Handvoll nerviger Insider mit Anspielungen, Zitaten und Referenzen spielt, täuscht sich. Clowes zeichnerische Kür hat zwar einen hohen Unterhaltungswert, aber Clowes ist immer in erster Linie ein Erzähler, und dieses stilistische Verwirrspiel macht narrativ Sinn: Clowes knüpft ein paar kleine Geschichten zu einer vielschichtigen Collage aus Ice Haven, die verschiedenen Stile entsprechen den jeweiligen Hauptpersonen und deren Wahr- nehmung ihrer eigenen Story beziehungsweise der Kindsentführung. Und das alles packt Clowes, als wolle er beweisen, wie dicht Comics sein können, in ein kaum 40 Seiten dünnes Heft.
Daniel Clowes ist, man kann es nicht oft genug wiederholen, einer der interessantesten zeitgenössischen Comic-Autoren. Er wiederholt sich nie, entwickelt sich stetig weiter, ohne unmotivierte Brüche, immer mit viel Understatement und Bescheidenheit, und er wird mit jeder Geschichte besser.
Christian Gasser



Daniel Clowes, ‹Eightball 22›, vierfarbig, ca. 40 Seiten, Fantagraphics Books, $ 5.95

Cute with an attitude

 

Sie kommen aus Japan, haben überdimensionierte runde Köpfe, grosse blaue oder braune Kulleraugen, kaum sichtbare Stupsnäschen, und doch sind die kleinen Mädchen von Yoshimoto Nara keine Manga-Püppchen, bei aller Verwandschaft mit Comics und allen Querbezügen zur populären Kultur.
Süss sind sie, noch süsser als die süssesten Manga-Püppchen, but they're cute with an attitude, niedlich aber böse.
Wütend. Aufgebracht. Unzufrieden. Verärgert. Ohne Illusionen. Und sie zeigen es, ob sie den Betrachter nun mit stechendem Blick fixieren oder ostentativ wegstarren und mit Nichtbeachtung strafen. Kleine Mädchen am Rande des Krawalls. Egal wie klein sie sein mögen (wobei sie auf Naras Leinwändem oft riesig sind) – man möchte ihnen nicht nachts allein in einer Unterführung begegnen. Vor allem dann nicht, wenn sie ein Messer oder Vampirzähne tragen.
Nachdem man sich bis anhin für viel Geld diverse in Japan gedruckte Bücher vom 1959 geborenen Yoshimoto Nara kaufen konnte, erscheint mit ‹Lullaby Supermarkt› erstmals eine dreisprachige Monographie in einem deutschen Verlag, die den Autor hoffentlich einem breiteren
Publikum nicht nur der Kunst- sondern auch der Comicszene bekannter machen wird. Ein dickes, querformatiges Hardcover-Album voller kleiner Mädchen und einem an Struppi erinnernden Hund, von Nara mit geradezu manischer Hingabe in tausend und mehr Variationen gezeichnet, hingekritzelt, gemalt, gebastelt, gebaut, gegossen… Der weisse Hund, das süsse Mädchen, und immer dieses leise Unbehagen, ausgelöst durch die Span nung zwischen Niedlichkeit und Attitüde. Es ist diese Emotionalität seiner Bilder, Zeichnungen und – in minderem Masse – seiner Objekte, die Naras Vorgehen trotz der Wiederholung seiner Motive von der Pop art unterscheiden. Nicht die Oberfläche ist wichtig, sondern die gärenden Emotionen darunter, die diese zwischen Kindheit und Pubertät stehenden und trotz ihrer aggressiven Haltung verletzlich und verloren wirkenden Kinder zum Ausdruck bringen.
Die Kinder sind den Blicken des Betrachters ausgeliefert wie den Mechanismen der Gesellschaft – und sie versuchen, sich zu wehren. Sie sind nicht einverstanden mit ihrer Situation, wissen aber (noch) nicht, was sie dagegen ausrichten können. Nein, Geborgenheit gibt es nicht einmal mehr in der Kindheit, und Kindsein macht offenbar keinen Spass mehr. Dies besagen diese Blicke auf unartikulierte Art und Weise, voller Unzufriedenheit, die spätestens in der Pubertät explodieren wird. In einem Amoklauf vielleicht.
Christian Gasser.




Yoshimoto Nara, ‹Lullaby Supermarket›,
204 Seiten, vierfarbig, Verlag für moderne Kunst, Euro 53/Sfr. 62.-

Der schokoladesüchtige Schutzengel

 

Ein kleines, brummendes Etwas fliegt durchs Haus, erschreckt Tante Sophie und landet in einer Tasse voll heisser Schokolade. Der Brummer ist zwar ein Schutzengel, benimmt sich aber wie ein rotzfrecher Bengel. Die Geschichte des einmalig schön gestalteten Bilderbuches der Künstlerin und Illustratorin Brigitta Garcia López ist einfach: Der etwas pummelige Junge Max lebt bei seiner Tante und macht eines Nachts Bekanntschaft mit seinem Schutzengel Flengel. Dieser beschliesst sichtbar zu werden, weiht Max in die Kunst des Traumfliegens ein und entdeckt dabei in der physischen Welt seine Liebe zur Schokolade.
Es geht um Freundschaft, die Leidenschaft fürs Fliegen, um die Befreiung von Ängsten und Eingrenzungen; so gesehen ist es durchaus auch eine Geschichte für Erwachsene. Vor allem aber zeichnet sich ‹Flieg, Flengel flieg!› durch eine faszinierende Mischung aus Künstlichkeit und doch höchster Realitätsnähe aus. Mit Aus-dauer und Liebe zum Detail modellierte die Künstlerin alle Figuren und Gegenstände aus Knetmasse und inszenierte – zusammen mit dem Fotografen Felix Streuli – eine Bildfolge, deren Spiel mit unterschiedlichen Perspektiven, Licht
und Schatten, eine eigene Welt entstehen lässt. So entstand ein in seiner Kunstfertigkeit verblüffendes Buch, ein Meilenstein bezüglich der Ästhetik von Bilderbüchern. Geeignet für alle zwischen 2 und 100 Jahren, die genau hinschauen und sich an der Schönheit der kleinen Dinge erfreuen können.
Ursula-Yilla Häberlinskaja


Brigitta Garcia López: ‹Flieg, Flengel flieg!›, atlantis verlag pro juventute,
40 Seiten, gebunden, Sfr. 23.-

Klangfarbe Siena

 

Die älteren Leser und Leserinnen erinnern sich vielleicht noch an Waldorf und Statler, wenn schon nicht an die Namen, dann doch an die beiden Greise, die jeweils in der Muppet-Show giftig kommentierend in der Loge sassen. Eigentlich seltsam, dass sich in den 90ern eine Hamburger Band so nannte, zumal deren Texte eher kontemplative Melancholie als geriatrischen Sarkasmus transportierte. Trotzdem, einen Zusammenhang gibt es: Wie die beiden Puppen gab auch die Band Waldorf & Statler Kommentare ab. Zum Szenegeschehen etwa oder zu Liebesgeschichten. Kommentare allerdings, die sich selbst und den Kommentator in Frage stellten. Heute gibt es die Band, die 1995 immerhin eine Split-Single zusammen mit Kante produziert hatte, nicht mehr. Dafür gibt es nun endlich den Comic-Band ‹Nichts von Bedeutung›, worin der Comic-Zeichner Markus Huber ‹Waldorf & Statler›-Texte auf dem Farbenklavier neu intoniert, oder besser gesagt, in Siena eintönt. Anstelle der Musik, die früher mit knappen Sätzen wie «Wer nicht manchmal stirbt, muss wohl tot sein» korespondierte, treten nun atmosphärische Bilder, die den Text mit harter Schraffur und warmer Farbe umgeben.
Tim Kongo



Markus Huber, ‹Nichts von Bedeutung›, Edition Moderne, Sfr. 18.- / Euro 9.80

Anmerkungen zu Neuerscheinungen und Veranstaltungen, von Claudia Jerusalem

 

 

 

Ein Teenager auf Urlaub mit den Eltern ist Dices Protagonist in dessen neuester Geschichte ‹Rimini›. Seit zehn Jahren verschlägt es einen nunmehr Achtzehnjährigen an die italienische Adria. Während Rimini in den Sechzigern noch Schick hatte, findet der junge Mann einen von Touristen überquellenden und von Hotelhochhäusern verschandelten Ort vor. Zwischen lauten Discos, Lambrusco-Tavernen und überfüllten Stränden sucht sich der junge Erzähler seinen Platz in dieser höchst zweifelhaften Urlaubsgesellschaft. Auch wenn Dices krakelige Zeichnungen auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig sind, ergeben sie zusammen mit seinen detaillierten und präzisen Beschreibungen eine kurzweilige Geschichte, die vom Kampf ums Erwachsenwerden erzählt.

Dice, ‹Rimini› (qwert #5), 44 Seiten, s/w,
geheftet, Dice Industries, Euro 5.
Zu beziehen über: Das Sortiment
bei Reprodukt, Bülowstr. 52, Aufgang 5,
D-10783 Berlin, www.dassortiment.de

 

Gildo und Martina sind zwei Schulkinder, die ein scheinbar normales Leben führen. Doch sie sind davon überzeugt, in einer Welt zu leben, die von Aliens und Robotern verseucht ist. Deshalb lassen sie nichts unversucht, die Fremdlinge zu entlarven und gegen sie in den Kampf
zu ziehen. Lewis Trondheim hat mit ‹Die Kosmonauten der Zukunft› eine spannende Geschichte geschrieben, die zusammen mit Manu Larcenets unkonventionellen Zeichnungen einen aussergewöhnlichen Kindercomic ergeben.


Lewis Trondheim/ Manu Larcenet,
‹Die Kosmonauten der Zukunft›,
48 Seiten, vierfarbig, Softcover,
Egmont Ehapa Verlag, Euro 10
www.ehapa.de und
www.lewistrondheim.com

 

Noch bis zum 15. September zeigt die Caricatura - Galerie für komische Kunst in Kassel die Ausstellung ‹English Lessons›. Unter dem Motto «learning humour – the komische kunst in 10 units» haben sich rund 50 namhafte deutsche Zeichner und Autoren den englischen Humor und dessen Klischees vorgeknöpft. In Wort und Bild wird umgesetzt, was wir an unseren Nachbarn von der Insel so schätzen - das Treiben der Royals, BSE, Tea-Time und natürlich König Fussball. Wem die Zeit zu knapp ist, die Ausstellung noch zu besuchen, der kann sich anhand des Aus-
stellungskataloges in Ruhe zu Gemüte führen, was sich Zeichner und Autoren wie Rattelschneck, Michael Sowa, OL, Wiglaf Droste oder Robert Gernhardt zum Thema haben einfallen lassen.

Caricatura, Galerie für Komische Kunst,
Bahnhofplatz 1, D-34117 Kassel,
täglich geöffnet von 10 - 20 Uhr
‹English Lessons› – Ausstellungskatalog,
196 Seiten, vierfarbig, broschiert, Caricatura edition, Euro 19.80, www.caricatura.de


Der Comicgarten ist jener märchenhafte Ort, wo Helden wie Asterix, Catwoman und Sailormoon leben. Wer meint, das dortige Leben sei einfach, wird in den fünf Geschichten aus dem Comicgarten eines Besseren belehrt. Hier geht es um Macht, Geld, Freiheit, Liebe und Urlaub. So im wie richtigen Leben. Mit viel Ironie und einer Menge Insiderwitzen kämpfen sich die Protagonisten der fünf Berliner Zeichner durch ihr Comicuniversum. Catwoman trifft auf Lolek und Bolek, Asterix und Co. suchen ihr Heil im Comic-Untergrund und ein Bad Tölzer Bulle wird von einem bekannten Comic-verlag zur Manga-Inspektion nach Japan geschickt.
In ihren Django-Studios produzierten Fil, Reinhard Kleist und Andreas Michalke in einer 24-Stunden-Zeichen-Aktion, frei nach einer Idee von Scott McCloud, den ersten Teil ihrer Geschichten, die sie zum Berliner Comicfestival als kopiertes Heft herausbrachten. Für den nun vorliegenden Sammelband haben sie nicht nur ihre Versionen vervollständigt und um die Beiträge von Mawil und Naatz erweitert, sondern auch fünf Cover-Variationen gestaltet.

Fil / Kleist / Mawil / Michalke / Naatz
‹Geschichten aus dem Comicgarten›,
216 Seiten, s/w,
broschiert, Berlin Comix, Euro 9.95

Mit ‹Klinik #4› ist ein neuer Band des Hamburger Comic-Fanzines aus dem Hause Ego Publishings erschienen. Neben drei abgründigen Geschichten von Teer, die von den ganz unterschiedlichen Charakteren Rudi, Nero und Jürgen erzählen, umfasst das Heft drei Beiträge von Jule K. zu den Themen Freundschaft, Liebe, Musik und Drogen. Dazu Geschichten von Markus Huber, Fil & Evelin, Sahara & das Anz, John Robinson, Judith, und ein Text von Eno über den Ursprung des Übels.
Am 28. September wird in der Berliner Comic-Bibliothek Renate das Erscheinen des Heftes gefeiert. Es werden Bilder gezeigt, u.a. von Fil Platten aufgelegt und natürlich Hefte signiert.

Klinik #4-Release-Party, 28. September 2002, ab 20 Uhr, Renate Comic-Bibliothek, Tucholskystr. 32, D-10117 Berlin
‹Klinik #4›, 64 Seiten, s/w, geheftet,
Ego Verlag, Euro 5
Bestellbar über Das Sortiment bei Reprodukt oder direkt bei Ego Verlag,
Kippingstr. 16, D-20144 Hamburg,
www.zone-hamburg.com/teer

Vom 9. bis 14. Oktober präsentiert sich das Schwerpunkt-Thema Comic auch in diesem Jahr in der Halle 3 der Frankfurter Buchmesse. Neben zahlreichen Verlagsständen, die an den beiden Publikumstagen (12. und 13.10.) auch für die Öffentlichkeit zugänglich sind, gibt es dieses Mal eine grosse Ausstellung von Lewis Trondheim mit einer Auswahl seiner Kindercomics. Die Ausstellung ‹Von Albanien bis Ungarn› bietet einen Einblick in das Comicschaffen osteuropäischer Künstler. Und die Tischplatten im Comic-Café werden in diesem Jahr von den Freibeutern, einem Zusammenschluss mehrerer deutschsprachiger Kleinst- und Selbstverleger gestaltet. Ob der angekündigte Art Spiegelman auch tatsächlich anwesend sein wird, bleibt abzuwarten.

Frankfurter Buchmesse, Messegelände, Ludwig Erhard Anlage 1, D-60327 Frankfurt am Main
Fachbesucher: 9.10. - 13.10., 9.00 - 18.30 Uhr. 14.10., 9.00 - 14.00 Uhr,
Privatbesucher: 12.10. + 13.10., 9.00 - 18.30 Uhr
Programm: www.buchmesse.de

 

Das Goethe-Institut Inter Nationes präsentiert in Barcelona vom 4. November bis zum 21. Dezember die Ausstellung ‹Deutsche literarische Comics›. Ziel der Ausstellung ist, zu zeigen, dass sich der Comic mit radikalen Experimenten in Inhalt, Grafik und Ästhetik als Medium für literarische Themen emanzipiert hat und keine Literaturform darstellt. Die Auswahl der Künstler, die von den Co-Kuratoren Lutz Göllner und Jutta Harms vorgenommen wurde, verdeutlicht die Vielfältigkeit im Umgang mit literarischen Vorlagen und Konzepten. Gezeigt werden Arbeiten von Atak, Anke Feuchtenberger, Martin tom Dieck, C.X. Huth, Dieter Jüdt, Ulf K., Katz & Goldt, Reinhard Kleist, Ralf König, Isabel Kreitz, Jimmy Draht, Lars Henkel, Monogatari, Silke Schmidt und Tilman Rammstedt und Patrick Wirbeleit.

‹Deutsche literarische Comics›, Goethe-
Institut Inter Nationes, Manso 24-28,
E-08015 Barcelona, www.goethe.de/barcelona

 

Pünktlich zur Buchmesse wird der neue Band von Jimmy Draht in Zusammenarbeit mit dem Label charhizma unter dem Namen ‹Platte› erscheinen. Der Titel lässt schon vermuten, womit sich der 6. Band der Jimmy Draht-Reihe beschäftigt: Gestaltet wie eine LP, aussen mit einer echten Schallplatte und innen mit 10 siebbedruckten Kartonplatten, widmet sich die Ausgabe sowohl gestalterisch als auch inhaltlich dem guten alten Vinyl. Markus Huber, CX Huth, Batia Kolton, Léo, Sabine Timm, Henning Wagenbreth und weitere Künstler haben Arbeiten beigesteuert. Auf der dazugehörigen Schallplatte sind Stücke von Dieb 13, Erik M., I-Sound (Craig Willingham), Martin Ng und Otomo Yoshihide zu hören. Die Präsentation der ‹Platte› geschieht im Rahmen der Ausstellung ‹Immer fester!›, die verschiedene Gruppen mit ihren Buchprojekten vorstellt. Pipifax, Extrapool und Jimmy Draht werden in der Galerie Station im Künstlerhaus Mousonturm mit ihren Arbeiten zu sehen sein. Während der Buchmesse ist die Galerie jeden Abend geöffnet und bietet allabendliches Programm mit Bar, DJs und Konzerten. Am 9. Oktober findet ab 20 Uhr die Vernissage zur vierwöchigen Ausstellung statt. Das genaue Programm der Galerie Station bekommt man am STRAPAZIN-Stand, Halle 3.0, H 110. Oder man geht einfach in die Galerie und lässt sich überraschen.

‹Immer fester!›, Galerie Station im
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, D- 60321 Frankfurt

 

H.P. Lovecraft ist bekannt für seine meisterlichen Gruselgeschichten. Und Reinhard Kleist dafür, dass er diese immer wieder gerne in Comicform bringt, so auch in seinem neuesten Band ‹Das Grauen im Gemäuer›. Die drei Textvorlagen ‹Das leuchtende Trapezoeder›, ‹Das Grauen in Red Hook› und ‹Die Ratten im Gemäuer› hat der Berliner Zeichner mit seinen kontrastreichen Schwarzweiss-zeichnungen gekonnt in Comics umgesetzt. In ‹Kühle Luft› bezieht er gar Love-craft in seine Geschichte mit ein und erzählt auf schaurig-schöne Weise, wie er dem Meister begegnet. Neben den Geschichten beinhaltet die Ausgabe eine kleine Galerie mit Bildern von Ulf K., Fil und Uli Oesterle, ebenso ein Vorwort des Autors Tobias O. Meissner, der mit Reinhard Kleist gerade an einer Vampir Geschichte arbeitet.

Reinhard Kleist, ‹Das Grauen im Gemäuer›,
80 Seiten, s/w, broschiert,
Edition 52, Euro 12.-, www.reinhard-kleist.de bzw. www.edition52.de

Am 24. November findet zum zweiten Mal in diesem Jahr im Zürcher Volkshaus die Comic-Börse statt. Angekündigt sind rund 90 Verkaufsstände von Verlagen, Händlern und Sammlern aus der Schweiz und Deutschland und natürlich auch zahlreiche Zeichner, die ihre Werke signieren. Highlight dieser Veranstaltung ist sicherlich der französische Künstler Baru, dessen deutschsprachige Ausgabe von ‹Route du Soleil› bei Edition Moderne in zweiter Auflage und ‹Der Champion› in Neuauflage bei Carlsen erschienen sind.

Comic-Börse, Volkshaus Zürich,
Stauffacherstr. 60, CH- 8004 Zürich, 10 - 17 Uhr,
Eintritt Sfr. 5.-, www.comic.ch

Frl. Olga ist Single, weil sie Männern so gar nichts abgewinnen kann. Sie hat das Gefühl, nur von Freaks umgeben zu sein, wie z.B. dem scheuen Kollegen aus dem Büro oder ihrem von Sexphantasien besessenen Onkel. Einzig Herrn Pumhösl, Filialleiter im Supermarkt, wird Frl. Olgas Zuneigung zuteil, aber auch nur solange, bis er beginnt, sich ihr anzüglich zu nähern. Nicolas Mahler erzählt auch in seinem neuesten Band ‹Das Raupenbuch› mit trockenem Humor und reduziertem Strich vom verschrobenen Verhalten scheinbar ganz normaler Mitmenschen.

Nicolas Mahler, ‹Das Raupenbuch›,
20 Seiten, s/w, Edition 52 (Collection Ubu
Imperator 6), Euro 5.-, www.edition-brunft.at bzw. www.edition52.de

Der kleine Hase gerät in Seenot und landet an einem Strand. Verängstigt kämpft er sich durch die Gegend und findet nach tagelangem Herumirren schliesslich Unterschlupf in einem Strandkorb. Aber die drei jungen Frauen, die ihn dort erwarten, versetzen ihn in noch grössere Panik. Vom ersten Schock erholt, freundet er sich mit einer der Frauen an und die beiden verleben gemeinsam sonnige Tage am Meer. Erst als der Abschied naht, scheint die Situation zu eskalieren… Mawil hat mit ‹Strandsafari› ein neues, witzig erzähltes und rasant gezeichnetes Abenteuer seines Supa-Hasi vorgelegt, das demnächst auch auf Englisch bei Top Shelf erscheinen wird.

Mawil, ‹Strandsafari›, 76 Seiten, s/w,
broschiert, Verlag Schwarzer Turm, Euro 10.-
www.mawilcomix.de bzw.
www.schwarzerturm.de

Die Teenagerin Beth erwartet einen mässig aufregenden Sommerurlaub mit ihren Eltern und der kleinen Schwester auf einem Campingplatz an der englischen Küste. Doch bereits auf der Hinfahrt begegnet sie einer jungen Frau, die eine merkwürdig anziehende Wirkung auf sie hat. Beth verfolgt die Frau und beobachtet, wie sie in einer abgelegenen Gasse einen Typen verführt, danach dessen Auto klaut und es prompt an den nächsten Baum setzt.
Auf dem Campingplatz angekommen, trifft Beth immer wieder auf die Fremde und macht schliesslich ihre Bekanntschaft. Fasziniert von deren unkonventionelle und sorgloser Art taucht Beth in eine neue und aufregende Welt ein. Als jedoch eines Tages ein Mädchen vermisst wird und einiges darauf hindeutet, dass die mysteriöse Freundin dahinter stecken könnte, fällt es Beth immer schwerer, zwischen Realität und Traum zu unterscheiden. Nabiel Kanan skizziert mit einfachem Strich eine spannende und einfühlsame Geschichte, die von den Gedanken und Gefühlen Heranwachsender erzählt.

Nabiel Kanan, ‹Lost Girl›, 96 Seiten,
s/w, broschiert, Lost Comix, Euro 9.90
www.comicsondemand.de