NO:136

  • Cover: Ulli Lust
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EDITORIAL

Anja Luginbühl, Ulli Lust, Grace Wilson

Liebe Leserinnen und Leser
Die Comics dieser Ausgabe wurden von unseren Gastredaktorinnen ausgewählt, den zwei Zeichnerinnen Ulli Lust aus Berlin und Grace Wilson aus Edinburgh.
Die Arbeiten von Ulli sind euch bestimmt aus früheren Ausgaben von Strapazin bekannt, sie erlangte internationalen Ruhm mit ihren schonungslos erzählten autobiographischen Graphic Novels; aus ihrer Serie über den Berliner Mauerpark stammen die Umschlagillustration und der zweiseitige Comic ab Seite 1. Grace hat für uns eine besonders eindrückliche Comic-Geschichte gezeichnet, in der sie drastisch und mit schwarzem Humor ihren komplizierten Alltag schildert, der vom Kampf mit ihrer rheumatischen Erkrankung geprägt ist. Nachzulesen ab Seite 31.
Die Comics von Weinstein, Corman und Bowie wurden ursprünglich als Web- Publikationen konzipiert, sie funktionieren jedoch ebenso gut in gedruckter Form – überzeugt euch selbst. Alle weiteren Beiträge sind speziell für Strapazin gezeichnete oder aber hier zum ersten Mal in deutscher Sprache publizierte Werke.
Viel Vergnügen!
Anja Luginbühl, verantwortliche Redaktorin

Lauren Weinsteins Comic, der uns ursprünglich zu der Auswahl im vorliegenden Heft inspirierte, haben wir auf der Website des New Yorker entdeckt. Er beginnt so: «Als ich auf Twitter dieses Bild sah, hatte ich einen dieser Momente der Kunstbetrachtung, bei denen ein Werk es schafft, über Zeit und Raum hinweg eine allgemein gültige Wahrheit zu transportieren». In Weinsteins Comic geht es um Paula Modersohn-Becker und ihr Bild «Liegende Mutter mit Kind», 1906 als fiktives Selbstportrait gemalt. Sie starb überraschend ein Jahr später, kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes. Im Comic sehen wir das Gemälde nur als Zeichnung auf einem gezeichneten Laptop in einem Comicpanel im Browserfenster eines Computerbildschirms, aber die Intimität des Augenblicks wirkt auch noch im digitalen Echo nach.
Das ist der Brillianz der New Yorker Zeichnerin Lauren Weinstein zu verdanken. Ihr Staunen über Modersohn-Becker mündet in kluge Fragen und irritierende Erkenntnisse. Es ist ein Vergnügen, ihr ab Seite 37 im Comic-Essay «Mutter sein und Künstlerin» beim Denken zu folgen.
Neugier zeichnet alle hier im Heft versammelten Autor*innen aus, Neugier auf Menschen, die mit uns leben, aber auch auf solche, die schon gestorben sind und deren Biographien sich rückblickend ausnehmen wie eine Aneinanderreihung besonders markanter Schicksalsschläge. Aber am Ende sind wir alle tot, sogar die Glücklichen unter uns. Der Blick in unsere Zukunft hingegen ist durchaus hoffnungsfroh, weniger aus naivem Fortschrittsglauben, sondern schlicht wegen der menschlichen Sehnsucht, die angenehmen Momente mögen sich in alle Ewigkeit dehnen.
Alle Erzählungen sind dokumentarisch, bis auf die des Schotten Chris Kohler. Er hält es mit Mark Twain: «Lass nie die Wahrheit einer guten Geschichte in die Quere kommen.»

Ulli Lust, Grace Wilson

 

DAS GESCHRIEBENE WORT

über Schweizer Literatur von Wolfgang Bortlik

Der Patientin geht’s nicht gut, Tröstung nur bedingt in Sicht
Als ich mit diesem Text im Sommer begonnen habe, war immerhin noch mittelgrosse Unordnung in der Schweizer Literatur. Man stritt sich zum ersten Mal seit geraumer Zeit wieder um Strukturelles aus dem Literaturbetrieb und schaute nicht nur atem- und hilflos in den ruinösen Abgrund des Buchhandels.
Es gab öffentliche Auseinandersetzungen über die Auswahl der an den Literaturtagen in Solothurn Lesenden sowie über die Vorherrschaft des Männlichen im Schweizer Schreiben. Das heisst, man stritt sich eigentlich nicht, es war lediglich ein etwas verzweifelter Aufruf einer Kulturjournalistin:
… haben junge Autorinnen Vertrauen gefasst, haben sich bei mir an den Solothurner Literaturtagen gemeldet und mir ihre Geschichten erzählt. Geschichten von sexuellen Übergriffen, nicht bloss die Hand auf dem Knie. Auf der Geschäftsstelle des Autorenverbands sind bisher keine derartigen Vorkommnisse gemeldet, ich kenne Namen. Sexistische Übergriffe gibt es sehr wohl in diesem linken, aufgeklärten, wohlmeinenden, aber auch von mächtigen informellen Machtstrukturen und gesellschaftlichen Vorurteilen geprägten Milieu.
Oha! Ich hätte jetzt erzürnte weibliche Stimmen erwartet, die den männlich geführten Verlagen ihre Tendenz zu jungen, hübschen Autorinnen um die Ohren hauen würden. Oder aber wenigstens eine Attacke reiten würden gegen ein paar alte, weisse Männer, wie den Schmarrnkönig Thomas Hürlimann («Toleranz ist ein anderes Wort für Feigheit»).
Aber nichts passierte. Keine der oben erwähnten jungen Autorinnen meldete sich. Kein MeToo. Vielleicht auch, weil fast alle Schweizer Literaturhäuser von Frauen geführt werden, es sind Frauen, die grosse Teile der nationalen und regionalen Literaturförderung und Präsentation verwalten. Also kein öffentlicher Skandal. Der hätte der Schweizer Literatur vielleicht gut getan. Wenigstens hätten sich die Frauen darüber enervieren können, dass noch nie eine Schweizer Autorin den Büchner-Preis erhalten hat.
Denn kurz darauf kam die Nachricht, dass der Schweizer Essayist, Theater- und Romanautor Lukas Bärfuss diesen wichtigsten Literaturpreis des deutschsprachigen Raums zugesprochen bekommt. Nach 25 Jahren war endlich die Schweiz wieder dran. Man hat es kommen sehen. Der Mann ist laut genug und hat sich clever in die Position des Nationalliteraten geschimpft. Und er hat ja auch meist berechtigt herumgemosert über diesen mediokren Staat, hatte irgendwie auch recht mit seiner Empörung. Die Schweiz ist durchaus des Wahnsinns, jedenfalls ein ordentlicher Teil davon. Ich muss ja wohl nicht genau ausführen, welcher.
Aber wenn man sich dann mit den Texten von Bärfuss befasst, die Essays und Reden liest, dann hat man ständig das Gefühl, dass da einer immer für sich selbst die Trommel rührt, ständig ruft: Seht her, ich bin’s! Seine Sachen sind immer auf Effekt geschrieben. Nie bescheiden, stets auftrumpfend. Ein sakraler, humorloser Tonfall, der auch gerne – etwa bei Dankesreden zu verliehenen Preisen – immer wieder mal ranschmeisserisch wird. Ein Nutzen der Texte verschwindet hinter Wortklauberei und Pose. Dass der «Provokateur» Bärfuss nun mit der höchsten literarischen Auszeichnung in der deutschsprachigen Literatur geehrt wird, ist aber schon okay. Ganz nebenbei bemerkt: Den Büchner-Preis haben, wenn ich denn recht gezählt habe, bisher 57 Männer und, tja, 10 Frauen erhalten.

Nun gut, dachte ich, man befindet sich ja nicht in diesen quasi-mafiösen literaturbürokratischen Kreisen, wo man sich gegenseitig hochjubelt und die Ehren und die Fränkli verteilt. Meine Karriere als allgemein anerkannter Rezensent hat ja einst geendet, als ich vor langer Zeit einen Hürlimann-Roman als das verriss, was er war, als ein Gewichse. Die damals noch tapfere Wochenzeitung hatte meinen Text abgedruckt und sofort waren linke Denkmäler wie Ale­xander Seiler etc. aufgestanden und hatten sich für den Hürlimann in die Bresche geworfen. So dürfe man ihn nicht kritisieren usw. usf.
Im letzten Jahr laberte nun dieser Hürlimann in einer nicht gehaltenen 1. August-Rede von der Toleranz als Feigheit und mixte fröhlich genderisierte Sprache und Flüchtlinge aus Diktaturen.

Kommen wir zum real existierenden Schweizer Buch:

Erstens:
Landwirtschaftsliteratur

Man könnte meinen, die Schweiz sei ein Agrarstaat. Dabei haben die Bauern doch schon seit 1918, als sie sich beim Landesstreik auf die Seite der Herrschenden stellten, endgültig abgewirtschaftet. Jeder aufgegebene Bauernhof ist ein Sieg der Geistesrevolution. Harte Arbeit dieser Art vernichtet den Menschen. Deswegen sollte man darüber auch nicht so pseudoidyllisch schreiben. Aber das Problem scheint, dass ein beträchtlicher Teil der Schweizer Autorschaft vom Lande stammt und als reiferer Mensch offensichtlich noch eine Abrechnung mit dieser Welt offen hat.
Etwa Tabea Steiner mit ihrem Erstlingsroman «Balg». Gut, man kann sich fragen, ob eine so umtriebige junge Frau wie Steiner, die Literaturfestivals ausrichtet und in Jurys und Kommissionen sitzt, auch noch einen Roman schreiben muss. Aber das ist ihre Sache. Das Thema an sich wäre ja interessant: ein verwahrlostes Kind namens Timon, dessen Mutter von nebulösem Groll zerfressen und dessen Vater einfach ein Lauch ist. Bald reagiert Timon mit unbedingter Aggressivität auf seine Umwelt in diesen etwas unklaren dörflichen Verhältnissen. Aber in Steiners Roman wird nichts richtig herausgearbeitet, alles bleibt im Wähnen und Aussparen, die Autorin hofft, dass sich die Leserschaft wohl schon alles selbst zusammenreimen kann. Das ist aber in diesem Fall nicht so, sondern nur die Entschuldigung für fehlenden erzählerischen Gestaltungswillen. Schade ums Thema. Überdies scheint mir das – anhand der im Buch abgedruckten Dankesbezeugungen – der offiziell am meisten geförderte Roman des Jahres zu sein.

Zweitens:
Paartherapieliteratur

Immer sehr beliebt. Erfreulich flott handelt etwa Julia Kohli das Beziehungsgedöns ab. Ihre Hauptfigur Halina fühlt sich keiner der Welten, in der sie sich bewegt, so richtig zugehörig. Sie jobbt im Buchkiosk des Flughafens und treibt sich in Künstlerkreisen herum. Überall wuseln merkwürdig defekte Menschen und herrscht Schikane. Auch Elias, ihr charmanter Lover, stellt sich als Pinsel heraus. Halina nimmt die Herausforderung an.
«Das Ende dreier Affären musste gefeiert werden.» Mit diesem lakonischen Satz beginnt das letzte Kapitel des Buches. Das freut die Leserschaft sehr, denn da wird nicht herumgejammert und gelitten, sondern da entwickelt sich etwas Neues, wo­rüber man möglicherweise in einem nächsten Roman von Julia Kohli lesen kann. Sie sollte sich vielleicht noch ein bisschen mehr Geschichte und Handlung ausdenken und dann noch mal zuschlagen. Der Tonfall stimmt, die Perspektive auch.

Drittens:
Mundartliteratur

Ich weiss nicht, wer von der Schweizer Leserschaft sich an den kleinen Roman «Ter Fögi ische Souhung» (Der Vögi ist ein Sauhund) erinnert, der 1979 erschien. In einem «ferchracheten haupärntütsch» (verhunzten Halbberndeutsch) erzählt Martin Frank eine schwule Liebesgeschichte. Damals war Schweizer Mundart eine ziemlich verschnarchte Disziplin, doch Franks Roman ist wie ein Wirbelsturm da hineingefahren und man konnte plötzlich ahnen, was für eine Kraft eigentlich in dieser Mundart steckt. Mittlerweile ist das ja eine eigene Kunstform geworden und nun gibt es auch von Martin Frank, der sich immer aus dem Literaturbetrieb herausgehalten hat, wieder ein Buch: «I bi nöm bi öich». Das klingt dann so:
i weises heke sin wemer ufgäbe
us heke sin wemer witermache.

Vier Monologe der verzweifelten Poesie, die durch die phonetische Schreibweise der Lektüre eine zusätzliche Dimension verleihen.

Viertens:
Kriminalliteratur

Langsam setzt sich auch in den verklebtesten Gehirnen des Schweizerischen Literaturbetriebs die Einsicht durch, dass Kriminalromane doch eventuell möglicherweise vielleicht Literatur sein könnten. Schliesslich gab es ja diesen Glauser Friedrich, den finden alle gut, auch weil er so tragisch gestorben ist. Ein toter Autor ist immer ein guter Autor. Und hat nicht dieser Dürrenmatt, ähem, hat der nicht auch ein paar Krimis geschrieben, der alte Störenfried. Nur um die Hochliteratur zu ärgern, vermutlich. Selbstverständlich gibt es jede Menge Mist beim Schweizer Krimi. Aber den gibt es in der sogenannten Schweizer Hochliteratur auch. Und ausserdem sind die Grenzen ja sowieso fliessend.

Fünftens:
Klassiker

Charles Ferdinand Ramuz (1878-1974) lebte gerade in Paris, als 1905 sein erster Roman «Aline» erschien, eine im Kanton Wallis spielende tragische Dorfliebesgeschichte. Die Halbwaise Aline, 17 Jahre alt, verliebt sich in Julien Damon, den Sohn eines reichen Bauern. Doch der will nur «seine Instinkte befriedigen», wie man damals so sagte. Julien verlässt Aline, als diese schwanger wird, um eine andere zu heiraten. Aline bringt sich und ihr Kind um. Ramuz erzählt ohne Umschweife und Abschweifungen eine herzzerreissende Geschichte. Man verfällt sofort seiner sparsamen, aber poetischen Sprache. Da ist kein Wortgeklingel, kein Adjektiv zu viel. Man sieht die so hübsch unschuldige und unglückliche Aline stets vor sich. Grosse Literatur.

BOOKLIST

Julia Kohli: «Böse Delphine. Roman».
Lenos Verlag, Basel 2019, EUR 22 /CHF 27.50

Martin Frank: «i bi nöm bi öich».
Edition Spoken Script, Luzern 2019, EUR 25 / CHF 25.–

Tabea Steiner: «Balg». Roman,
Edition Bücherlese, Luzern 2019, EUR 27 / CHF 28.–

C. F. Ramuz: «Aline». Roman,
Limmat Verlag, Zürich 2019, EUR 24 / CHF 28.–

Lukas Bärfuss: «Krieg und Liebe». ­Essays,
Wallstein Verlag, Göttingen 2018, EUR 22 / CHF 30.–

Thomas Hürlimanns besagte 1. August-Rede ist im Internet abrufbar.

 

PFLICHT LEKTüRE

Seth, «Clyde Fans»

Leben eines ­Handlungsreisenden

Vor 22 Jahren, 1997, begann Seth seine Geschichte Clyde Fans in der unregelmässig erscheinenden Serie Palookaville, letztes Jahr fand sie ihren Abschluss in einem 500-seitigen Album, von Drawn & Quarterly in einen wunderschönen Schuber verpackt, wie man es sonst nur von klassischen Werken der Literatur gewohnt ist. Sicher wird es nicht lange dauern, bis auch Clyde Fans als literarischer Klassiker betrachtet wird, das entspricht auch der Absicht des Autors, dessen Werk ganz klar nach mehrmaliger Lektüre verlangt. Ursprünglich habe ich mir die Geschichte Fortsetzung um Fortsetzung in Palookaville zu Gemüte geführt und musste manchmal jahrelang auf den nächsten Teil warten, da Seth zwischenzeitlich andere Bücher veröffentlichte, z.B. Wimbledon Green, The Great North­ern Brotherhood of Canadian Cartoonists und andere, während die Clyde Fans im Hintergrund nervös Fingernägel kauten. Als dann die letzte Folge publiziert wurde, suchte ich alle bereits erschienenen Ausgaben zusammen und las die ganze Story auf einen Rutsch durch, und gleich noch einmal, als der Sammelband erschien. Seth schreibt im Nachwort: «Das ist das grösste Buch, das ich jemals machen werde» – da passt es gut, dass sich die Entstehung des Buches über zwei Jahrzehnte hingezogen hat, denn Zeit ist das eigentliche Thema von Clyde Fans, wie Jahre und Jahrzehnte fast unmerklich vergehen, wie wir von unseren Erinnerungen irregeleitet werden, wie die Zeit uns verändert und uns schliesslich vor Augen führt, wer wir wirklich sind.
Clyde Fans handelt von den zwei Brüdern Abraham und Simon Matchcard, die das Unternehmen ihres Vaters übernehmen. Abraham scheint der perfekte Verkäufer zu sein, Simon hingegen ein unheilbarer Träumer – Seth will uns in seinem Album zeigen, dass Schein und Sein zwei verschiedene Dinge sind. Wie in den Werken von Henry James oder Marcel Proust geht es in Clyde Fans nicht so sehr um die Geschichte als vielmehr darum, den Leser*innen eine Art des Denkens und Fühlens zu vermitteln, sie in eine alltägliche Welt zu entführen, in den Mikrokosmos des Aufstiegs und Niedergangs einer unternehmerischen Familie. Aber es geht auch um die Geschichte des Aussterbens einer bestimmten Art von Kapitalismus und des dazugehörigen nordamerikanischen Way of Life. Und schliesslich hinterfragt Clyde Fans die Art und Weise, wie wir unser eigenes Leben verstehen und wie wir ihm einen Sinn geben – falls uns das jemals gelingt.
Seths nostalgischer Ligne-claire-Stil ist wohl allen bekannt, den muss ich hier nicht weiter erklären, und sein Erzählstil ist wie immer flüssig und meisterlich, ohne ­davon viel Aufhebens zu machen. Seth hat in ­Clyde Fans eine ganz spezielle Welt ­geschaffen, das kanadische Städtchen ­Do­minion, schockgefroren in der Mitte des 20. Jahrhunderts, aber so real geschildert, dass man versucht ist, eine Fahrkarte dorthin zu kaufen.
Vielleicht werden einige unserer Leser*innen den Schluss der Geschichte verwirrend finden, da er etwas indirekt und verblümt daherkommt. Ich werde hier nicht mehr verraten, aber ich möchte alle, die ebenfalls so empfinden, bitten, das erste mit dem letzten Kapitel zu vergleichen – dies wird Seths Absichten, die er beim Entwerfen der Story hatte, erhellen. Jedenfalls bekommen sorgfältige Leser*innen von Clyde Fans eine Ahnung davon, wie die Welt aussieht, wenn man sie durch die Augen eines andern betrachtet.

Mark David Nevins

Seth, «Clyde Fans».
Drawn & Quarterly, 2019. 488 S.,
blau und grau, $ 54.95

Naoki Urasawa: «20th Century Boys»

Endzeitsekten und Monster

Kaum ist Billy Bat abgeschlossen, geht‘s Schlag auf Schlag weiter mit zwei anderen grossen Epen von Naoki Urasawa – Monster und 20th Century Boys sind allerdings keine Neuerscheinungen, sondern eher perfekte Ausgaben früherer Klassiker in lesefreundlich dicken Bänden. Mittlerweile hat es sich hoffentlich auch bis tief in Strapazin-Kreisen herumgesprochen, dass der 1960 geborene Meister ein begnadeter Erzähler ist, der seine Stories trotz seiner Vorliebe für spekulative Alternativ-Weltgeschichten gerne eng an die gesellschaftliche und politische Aktualität anlehnt, an Zeitgeschichte und Zeitgeist.
Besonders deutlich wird das in 20th Century Boys, dessen Titel vom gleichnamigen T.Rex-Song geklaut ist. Die Geschichte setzt 1969 ein: Während eines heissen Sommers richten sechs Freunde auf einer Brache ein Geheimversteck ein und denken sich Endzeitfantasien aus, in denen sie heldenhaft eine Organisation bekämpfen, die die Menschheit mittels Riesenrobotern, Bakterienangriffen, Bombenanschlägen und Ähnlichem auslöschen will. Dieses Bubenspiel wird 30 Jahre später Realität, als ein geheimnisvoller Sektenguru die Welt mit genau denselben Waffen und Prophezeiungen aus dem Spielszenario vernichten will. Der Bezug zur Endzeitsekte Aum Shinrikyo, die 1995 mit ihren Giftgasangriffen in der Tokioter U-Bahn 13 Menschen umbrachte und 6000 verletzte, ist unübersehbar. Urasawa nimmt 20th Cen­tury Boys aber auch zum Anlass, die japanische Pop- und Subkultur seit den 1960er-Jahren akkurat aufzurollen. Das Album wurde mehrmals verfilmt – doch nichts schlägt punkto Rasanz, Komplexität und Irrsinn das Original auf Papier.
Zuvor, von 1994 bis 2001, entstand Monster, das in Deutschland und Tschechien spielt. Die Geschichte spielt 1986 in Düsseldorf: Der japanische Neurochirurg Kenzō Tenma bereitet die Operation des lebensgefährlich verletzten Jungen Johann Liebert vor. Kurz vor der Operation jedoch wird der kranke Bürgermeister eingeliefert, den Tenma prioritär behandeln soll. Tenma setzt sich über den Befehl hinweg – und löst damit nicht nur eine persönliche Tragödie aus, auch Johann Liebert ist plötzlich verschwunden. Neun Jahre später begegnet er ihm wieder, er entpuppt sich als das titelgebende Monster, und das führt, ohne hier zu viel verraten zu wollen, zu einem hochkomplexen Thriller, der Tenma durch Deutschland und Tschechien, aber vor allem in die Untiefen von Auftragsmord, Eugenik, medizinischen Versuchen und Rechtsextremismus in der Postwendezeit führt; immer beschattet von Inspektor Runge … Monster bedeutete Urasawas internationalen Durchbruch – und wird von vielen bis heute als sein eigentlicher Geniestreich gefeiert.

Christian Gasser

Naoki Urasawa: «20th Century Boys»,
Ultimative Edition,
bisher 4 Bände à 420 S.,
Panini Verlags GmbH,
EUR 19 / CHF 27.50

Naoki Urasawa: «Monster»,
Perfect ­Edition, bisher 2 Bände à 428 S.,
Carlsen Verlag, EUR 20 / CHF 31.90

Frank Schmolke: «Nachts im Paradies»

Ewiger Nachtarbeiter

Mit seinem Comic Trabanten hatte sich Frank Schmolke 2013 in die Unterwelt begeben und einen soeben aus dem Knast entlassenen jungen Mann bei seinem Versuch, ‚sauber‘ zu bleiben, begleitet. Gemäss der alten Noir-Regel kommt es, wie es kommen muss, und alles geht schief. In Schmolkes neuem, teils, autobiografischem Werk Nachts im Paradies ist der Protagonist ein Münchner Taxifahrer, der ausschliesslich nachts arbeitet. Auch hier ist das Gefühl stets präsent, dass gleich alles schiefgeht. Das Drama läuft aber nur zaghaft an: Held Vincent fährt zu schnell und kriegt ein Knöllchen, ein Fahrgast labert ihn voll, er fährt eine volltrunkene Frau nach Hause und muss sie vor ein paar Männern retten. Eine weitere Frau kotzt ihm das Auto voll, als ihr grober Lover sie im Vollrausch zu einem Blowjob nötigt. Die Steigerung des Tempos dieser Ereignisse beschreibt ganz gut die Dynamik in Schmolkes Comic: Nach den harmlosen Bierleichen werden seine Fahrgäste zunehmend unangenehmer und zwielichtiger, bis er dann auf wirklich üble Gesellen trifft. Zeitgleich ergeht es der fast erwachsenen Tochter des getrenntlebenden Vincent nach einer Party auch nicht viel besser. In einer dramaturgisch geschickt verbundenen Parallelmontage treibt die Geschichte auf den Höhepunkt zu, während Schmolkes zu Beginn noch realistischer Stil immer expressiver wird. Das schon anfangs mit grosszügigem Strich auf dem Weiss verteilte Schwarz beginnt, in den Actionszenen geradezu zu explodieren, der dokumentarische Stil weicht surrealen Elementen. Waren anfangs schon die Besucher des Oktoberfestes kurzzeitig zu Zombies mutiert, werden später die Gegner unserer Helden gar zu wilden Wölfen. Dass der ruhigere dokumentarische Teil der Story mit seinen politischen und soziologischen Konnotationen auf autobiografischen Elementen des langjährigen Gelegenheits-Taxifahrers Schmolke beruht, spürt man ebenso, wie dass das Finale der wilden Fantasie eines ewigen Nachtarbeiters entspringt.

Christian Meyer Pröpstl

Frank Schmolke: «Nachts im Paradies».
Edition Moderne, 350 S.,
Softcover, s/w,
EUR 29.80 / CHF 36.90

T. Bernhard / L. Kummer: «Die Ursache. Eine Andeutung»

Geistesvernichtungsanstalt

Salzburg, 1943. Der junge Thomas besucht ein von Nationalsozialisten drakonisch geführtes Internat, überlebt die Bombardierung seiner Stadt und führt seine Ausbildung unter einem erzkatholischen, sadistischen Lehrer fort. Nur das Geigenspiel in der Schuhkammer oder Grossvaters Kunstbegeisterung verschaffen Erlösung. Was Nationalsozialismus, Krieg und die katholische Kirche aus einem Menschen machen, beschreibt der Schriftsteller Thomas Bernhard 1975 im ersten Band seiner Autobiografie Die Ursache. Darin werden die Gründe für die tiefen Narben, welche die Kindheit hinterlassen haben, schonungslos aufgezeigt: Das gefängnishafte Internat, das nur dazu da ist, den jungen Geist zu vernichten, egal, ob unter dem nationalsozialistischen Lehrer Grünkranz oder dem katholischen Onkel Franz. Die kranke Stadt Salzburg, der drohende Tod der fallenden Bomben, die ständigen Suizidgedanken.
Der Residenz Verlag, in dem bis 1982 Bernhards fünfteiliger Zyklus über seine Jugend erschien, hat eine gelungene Comic-Adaption des 1988 geborenen Innsbruckers Lukas Kummer herausgegeben. Bernhards typischer Wortschwall mit den langen Sätzen begleitet Kummers Bilder in Textkästen über mehrere Seiten hinweg, auf Sprechblasen verzichtet er. So wie Bernhard arbeitet Kummer mit Wiederholungen derselben Motive und minimen Veränderungen von Bilderreihen. Er verstärkt somit deren Aussagekraft, verleiht ihnen eine gespenstische Aussichtslosigkeit. Zudem schafft er einen Kontrast zwischen äusseren Gegebenheiten und inneren Zuständen der Protagonisten.
Lukas Kummer ist nicht der erste Autor, der sich an Thomas Bernhard heranwagt. Sein Kollege und Landsgenosse Nicolas Mahler hat Alte Meister und Der Weltverbesserer umgesetzt. Doch während Mahler die bernhardsche Suada «mit ein paar Strichen bändigt» (Die Welt), will Kummer dem Text den Vorrang geben. Wie «Begleitmusik» sollen seine Bilder unter dem Text laufen, so Kummer. Doch das Auflehnen des Ichs gegen die feindliche Umwelt und Bernhards eigenständige Sprache sind unter Kummers Feder alles andere als Begleitmaterial. Seine erschreckend symmetrischen Bilder sind Bernhards Texten ebenbürtig.


Giovanni Peduto

Thomas Bernhard / Lukas Kummer: «Die Ursache. Eine Andeutung».
Residenz Verlag, Salzburg 2018, 112 S.,
Hardcover, s/w,
EUR 22 / CHF 30.90

 

Andreas Eikenroth: «Woyzeck»

Frische Adaption eines zeitlosen Stoffs

Georg Büchners Woyzeck ist starker Tobak: ein Drama um einen psychisch gestörten jungen Mann aus der Unterschicht, der ausgenutzt und zum Mörder wird. Wie Büchner das Stück letztlich genau hätte haben wollen, ist unbekannt. Denn der Autor schaffte es nicht einmal in den Klub 27 – als er 1837 mit 23 Jahren starb, hinterliess er Fragmente des Woyzeck, die erst später veröffentlicht wurden.
Diesen Stoff hat sich der deutsche ­Comic-Autor Andreas Eikenroth für eine Comic-­Adaption ausgesucht. Eikenroth lebt in Giessen, wo Büchner Medizin studierte, und arbeitet am Giessener Stadttheater, wo ihm der Woyzeck in allen möglichen Bühnenformen begegnet ist, wie er im Vorwort zu seinem Comic schreibt. Bei Eikenroth rasiert zu Beginn der Soldat Franz Woyzeck seinen Hauptmann, der ihn ziemlich von oben herab behandelt. Woyzeck muss seinen spärlichen Sold aufbessern, um seine Freundin Marie und ihr gemeinsames uneheliches Kind zu unterstützen. Deswegen unterzieht er sich zudem medizinischen Experimenten eines Arztes, der herausfinden will, wie sich die ausschliessliche Ernährung durch Erbsen langfristig auf einen Menschen auswirkt. Nicht gut, wie sich herausstellt: Woyzeck verliert die Kontrolle über Körperfunktionen und leidet zunehmend unter Wahnvorstellungen, die ihn, zusammen mit der Eifersucht auf einen stattlichen Tambourmajor, schliesslich zum Mord an Marie treiben.
Als «grafische Inszenierung» beschreibt der Untertitel Eikenroths Version von Büchners Stück, und das kommt hin. Es gibt keine Panels, die Szenen gehen in grossformatigen Bildern ineinander über. Dabei nutzt Eikenroth die Möglichkeiten des Comics, in einem einzigen Bild eine Sequenz von Handlungen unterzubringen; den Blick der Lesenden führt er mittels Position von Figuren und Sprechblasen in Kurven von links oben nach rechts unten.
Das «Bühnenbild» entlehnt Eikenroth nicht der ursprünglichen Epoche des Woyzeck, der im frühen 19. Jahrhundert spielt, sein Dekor ist inspiriert von Kunst und Mode der Zwanzigerjahre. Die Figuren sind karikaturenhaft überspitzt gezeichnet und in meist fahlen Tönen koloriert, die Perspektiven expressionistisch ineinandergeschoben. Eine frische Adaption eines zeitlosen Stoffs!


Barbara Buchholz

Andreas Eikenroth: «Woyzeck. Eine grafische Inszenierung nach den Fragmenten von Georg Büchner».
Edition 52, 60 S.,
Hardcover, farbig,
EUR 15 / CHF 18.30

Antonio Altarriba & Kim: «Der gebrochene Flügel»

Parentales Panoptikum

Der spanische Autor Antonio Altarriba hat sich im Jahr 2012 mit Die Kunst zu fliegen an die Lebensgeschichte seines Vaters gewagt, der sich im Jahr 2001 in seinem Altersheim selbst tötete. Altarriba gelang mit der Comic-Biografie ein Abriss von Spaniens Geschichte im 20. Jahrhundert, vom Ende der Monarchie und der Ausrufung der Republik über den Franco-Faschismus bis hin zur späten Demokratie. Die Perspektive ist stets die des kleinen Mannes, denn sein Vater, Anfang des Jahrhunderts geboren, hat erst als Landarbeiter, dann als Lastwagenfahrer gearbeitet und politische und soziale Kämpfe ausgetragen, um am Ende, nach einer gescheiterten Ehe, verarmt und depressiv in einem Altersheim dahinzuvegetieren. Gezeichnet hat die Geschichte der Künstler Kim, der einen sozialrealistischen Stil in Schwarzweiss gewählt hat, aber seinen leichten, an Robert Crumb erinnernden Hang zur Karikatur mitunter in wildem Surrealismus auslebt.
Nun erscheint das 2016 erschienene Gegenstück Der gebrochene Flügel über das Leben von Altarribas Mutter auf Deutsch. Von Kim in sehr detaillierten Schwarzweiss-Zeichnungen erzählt, welche die Emotionalität der Figuren realistisch transportieren, steht diese Biografie der ersten in nichts nach und erzählt gleichermassen vom schweren Leben auf dem Land, der Rolle der Frau in der Macho-Gesellschaft, sowie vom Franco-Faschismus. Altarribas Mutter steht für Millionen von Frauen, die sich in einer Männerwelt behaupten mussten; sie wird von ihrem Vater und ihren Brüdern als Haussklavin ausgebeutet, wird vergewaltigt, kann sich als Gouvernante in der Stadt eine gute Position erarbeiten und findet sich durch ihren Arbeitgeber, einen hochrangigen General, plötzlich inmitten politischer Intrigen rund um Franco, bevor sie durch die Heirat mit Altarribas Vater wieder zur Hausfrau wird und sich nach der Trennung in einem Kloster ganz der Religion widmet. Der gebrochene Flügel funktioniert als Erzählung durchaus für sich, wird jedoch im Zusammenspiel mit Die Kunst zu fliegen zum Panoptikum der spanischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. 

Christian Meyer-Pröpstl

Antonio Altarriba & Kim: «Der gebrochene Flügel».
avant-verlag, 264 S.,
Softcover, s/w,
EUR 24 / CHF 41.90

Anna Haifisch: «Schappi»

Bezaubernde Schlange, stolzer Strauss

Die Leipziger Künstlerin Anna Haifisch versammelt in ihrem neuen Comicband Schappi fünf gewohnt skurril-komische Kurzgeschichten. Das klare, reduzierte Layout des Umschlags findet sich auch auf den Seiten mit je einem grossen Bild, unter das einige Textzeilen gesetzt sind. Nur die Geschichte Fuji-San, die besonders explizit japanischer Grafik huldigt, fällt aus dem Rahmen: hier ist der Text an immer anderen Positionen in die Zeichnungen integriert. Auch mit ihrem zarten Violett als einziger Druckfarbe hebt sich die melancholische Erzählung um einen alten Hund, der sich als Einsiedler am Fusse des Fuji niedergelassen hat und sich mit einem Tintenfisch anfreundet, von den anderen Geschichten ab. Auf den übrigen Seiten dominieren nämlich kräftige Druckfarben: Gelb, Orange und Schwarz, dazu kommen etwas Grün und Violett.
Auch was die Figuren der anderen Geschichten angeht, so bilden sie ein Haifisch‘sches Repertoire im besten Sinne. Es tummeln sich darin ausschliesslich Tiere, zumeist feingliedrige Wesen: In A Proud Race etwa betört der stolze Strauss Marcel den Rest seiner Herde mit seinen Tanzkünsten, Brief an Wiesel erzählt von einem kleinen Raubtier mit künstlerischen Ambitionen, aber fragilem Selbstvertrauen, dem am Ende doch ein Lichtblick beschert ist. In Die Halle der edlen Schnitzwerke hat sich unterhalb der Kunsthalle eines skrupellosen, reichen Sammlers – einer Echse – eine unter prekären Umständen hausende Künstlerkolonie gebildet; deren Mitglieder müssen jährlich eine Auswahl ihrer besten Kunstwerke bei dem Sammler abliefern, der drei Stücke auswählt und den Rest verbrennt – hier lässt unverkennbar Haifischs früherer Comic The Artist grüssen, der das Exaltierte des Kunstbetriebs genüsslich aufspiesste. Zu einer Konferenz der Tiere treffen sich in Das Mausglas eine bezaubernde Schlangenprinzessin, eine rassistische Maus, ausserdem Elefant und Leopard, Stinktier und Ente, Ziege und Hyäne und etliche andere, um die Möglichkeit von Frieden und Wohlstand quer durch die Arten und Rassen zu erörtern. Das ist nicht von mehr Erfolg gekrönt als vergleichbare Veranstaltungen unter menschlichen Diplomaten, aber sicherlich sehr viel unterhaltsamer.
Alles im allem ist Anna Haifischs Band optisch wie inhaltlich ein grosses Vergnügen: grazil gezeichnet, verspielt, hintersinnig, komisch, poetisch und ein wenig boshaft.


Barbara Buchholz

Anna Haifisch: «Schappi».
Rotopol, 92 S.,
farbig, Softcover,
EUR 20,00 / CHF 27.–

Marcelo D’Salete, «Angola Janga. Eine Geschichte von Freiheit»

Das Königreich der Sklaven

Im späten 16. Jahrhundert entstand im Nordosten Brasiliens, in der Region Pernambuco, die erste unabhängige Gemeinschaft entflohener Sklav*innen, die sich über hundert Jahre lang behaupten konnte. In die Geschichte ging sie unter dem Namen Palmares (dt. «Palmenhaine») ein. Ihre Gründer*innen hingegen nannten sie Angola Janga, was so viel wie Klein-Angola bedeutet. Der Name stammt aus der Bantu-Sprache Kimbundu und verweist auf die Herkunft der Sklav*innen.
In keinem anderen Land in Nord- oder Südamerika gab es mehr Sklav*innen als in Brasilien. Vier- bis achttausend Afrikaner*in­nen wurden pro Jahr von den Portugies*in­nen im 16. Jahrhundert in ihre Kolonie verschifft, um sie – wie auch die indigene ­Bevölkerung – zur Arbeit auf den Zucker­rohrplantagen und in der Holzwirtschaft zu zwingen. Vor allem in der Zeit, als die Niederländer*innen von 1630 bis 1654 die Oberhand über Pernambuco hatten, erfuhr Angola Janga grossen Zulauf: Zeitweise umfasste die Gemeinschaft über 20 000 Menschen.
Diesem Kapitel aus der Geschichte des Sklavenhandels widmet sich der brasilianische Comic-Autor und Lehrer Marcelo D’Salete in einer 400 Seiten starken historischen Graphic Novel. D’Salete konzentriert sich auf Ereignisse der 1670/80er-Jahre, als die Portugies*innen versuchten, Angola Janga zu zerschlagen. Den Fall des Königreichs der entflohenen Sklav*innen läutete schliesslich ein Friedensvertrag der Portugies*innen ein, den ein Teil der Palmaristas um den Anführer Ganga Zumba annahm, während eine andere Gruppe um Zumbi weiter Widerstand leistete.
Die Umstände, die zum Auseinanderbrechen der Palmaristas führte, beschreibt D’Salete in seiner auf Deutsch und Englisch erschienenen Comic-Erzählung. Anhand exemplarischer Figuren schildert er die Vorstellungen, Absichten, aber auch die inneren Spannungen der zwei Gruppen. Er fokussiert auf die Gedanken und die Dialoge der Handlungsträger*innen und unterbricht den Lesefluss an keiner Stelle mit ausführlichen Erläuterungen. Dafür enthält der Band einen sehr informativen, Anhang mit Glossar, Karten, Chronologie, Literatur und persönlichen Erläuterungen des Autors.
Die Seiten sind wohlstrukturiert – einzig, wenn gekämpft wird, geraten auch die Panels auf eine schiefe Ebene. Starke Bilder findet D’Salete, um die Gräuel des Sklavenhandels auszudrücken: So zeigt er ein Schiff, in dessen Bauch die Sklav*innen zusammengepfercht sind, umgeben von schwarzen Wellen, was an die Architektur von Gedenkstätten erinnert – und genau das ist Angola Janga, ein Mahnmal gegen die Sklaverei und für die Freiheit.

Florian Meyer

Diese Rezension beruht auf der amerikanischen,
2019 bei «Fantagraphics Books» erschienenen Ausgabe.

Deutsche Ausgabe:
Marcelo D’Salete, «Angola Janga. Eine Geschichte von Freiheit».
Bahoe Books, 432 S.,
Hardcover, s/w,
EUR 29 / CHF 39.90

 

Matthias Friedrich Muecke, «Niemandsland»

Phantomschmerz

Erzählungen aus der Kindheit sind oft austauschbar, handeln sie doch gern von den üblichen Streichen, adoleszenten Abenteuern oder Abgrenzungskämpfen in Familie, Kindergarten und Schule. Einzig soziales Umfeld und Szenario geben den Geschichten eine Spezifikation, und – wenn sich die Erzählungen in einem fremden Land ereignen – die jeweilige Kultur. Matthias Friedrich Muecke ist Jahrgang 1965 und in der DDR aufgewachsen, im Osten Berlins, im Stadtteil Pankow. Seine Kindheitserzählungen sind DDR-Sozialisierten aufgrund der kulturellen Besonderheiten und der Sprache sehr vertraut, für Nicht-Kenner*innen gibt es ein Glossar, in dem die prägnantesten Begriffe in Text und Illustration erklärt werden. Liest man Mueckes Buch Niemandsland mit dem Blick des Fremden, so wird man sich wieder einmal bewusst, wie sehr sich ost- und westdeutsche Kultur voneinander unterschieden, auch wenn bei den Protesten zur Maueröffnung skandiert wurde: «Wir sind ein Volk». Und man erkennt die fast völlige Auslöschung der Ost-Kultur, die nahezu komplett durch West-Kultur ersetzt wurde, so dass man sich in Ostalgie-Museen oder auf Flohmärkten und Verkaufsplattformen auf die Suche nach der verschwundenen Welt machen muss. Muecke beschreibt in Text und Bild die Welt seiner Kindheit, durch die er mit Frank, seinem besten Freund und Bruder im Geiste, durch dick und dünn gegangen ist. Ihre Kindheit unterscheidet sich kaum von einer im Westen, man arrangierte sich mit dem Bestehenden. Erst in der Jugendzeit, als die unzertrennlichen Freunde beginnen, Grenzen auszutesten, wird die Unbarmherzigkeit des DDR-Systems sichtbar. Man musste sich entscheiden, ob man konform ist oder gegen den Strom schwimmt, und welche Konsequenzen man dabei in Kauf nimmt. Mueckes schwarzweisse Zeichnungen illustrieren pointiert den tristen Alltag in der DDR, aus dem nicht nur Jugendliche ausbrechen wollten. Darüber hinaus ist ihm eine einfühlsame Erzählung über eine Jugend und den traumatischen Abschied davon gelungen.

Matthias Schneider

Matthias Friedrich Muecke, «Niemandsland».
Kunstanstifter Verlag, 208 S., ­
Hardcover, s/w,
EUR 24 / CHF 34.90

Atak (Hrsg.): «Der naive Krieg. Kunst. Trauma. Propaganda»

Atak der Sammler

«Krieg war für mich Grauen, Verstümmelung und Vernichtung.» Dieses Zitat von George Grosz steht am Anfang von Der naive Krieg – kein neuer Atak-Band, sondern die Frucht einer langjährigen Obsession. «Vor einigen Jahren», schreibt er im Vorwort, «entdeckte ich auf ebay ein im Eigenbau roh ausgeführtes Modell eines Kriegsschiffes. Als einziger Bietender ersteigerte ich es für wenig Geld. Beim Auspacken war ich von der enormen künstlerischen Kraft des Objektes überrascht.» Das war der Startpunkt seiner Auseinandersetzung mit Soldatenkunst, mit Zeichnungen, Skulpturen, Objekten, Gemälden, Collagen etc. – naive Kunst aus den Schützengräben sozusagen, die im Spannungsfeld von, so der Untertitel, «Kunst. Trauma. Propaganda.», entstanden ist. Unterdessen hat Atak genügend Material gesammelt – er spricht von 4000 Artefakten – um erste Ausstellungen zu kuratieren und mit diesem Katalog einen ersten Einblick in seine Sammlung zu bieten. Dieser Eindruck ist faszinierend, bedrückend und begeisternd zugleich. Der Blick des Soldaten, der im kriegerischen Geschehen steckt, ist ein anderer als der Blick von Journalist*innen, Historiker*innen oder Zivilist*innen. Es ist der Blick von Betroffenen, der das tiefe Bedürfnis ausdrückt, zu verarbeiten, was man zu erleben im Begriff ist. Und da es sich in Ataks Sammlung nicht um ausgebildete Künstler handelt, sondern um Menschen, die in dieser extremen existenziellen Situation zum künstlerischen Werkzeug griffen, ist der Blick ungefiltert, unverbildet, unmittelbar, die Hand ist ungeschickt und unfähig, das Erlebte zu glätten oder auszuschmücken. Eine konzeptionelle Auseinandersetzung mit dem Krieg und der Kunst sucht man vergeblich; man erhält dafür eine unmittelbare Anschauung von Kriegserlebnissen. Der naive Krieg erzählt eine ganz ungewohnte Geschichte und vor allem bestätigt er das zweite Eingangszitat: «Ich glaube, es gibt in allen Menschen einen oft unterschätzten Drang, Künstler zu sein» (Per Olov Enquist) – einen Drang, der nicht zuletzt in Extremsituationen plötzlich zum Ausdruck kommt.

Christian Gasser

Atak (Hrsg.): «Der naive Krieg. Kunst. Trauma. Propaganda»,
Kunstmann Verlag, 150 S.,
Hardcover, farbig,
EUR 25/CHF 36.90

Theodor Fontane / Birgit Weyhe, «Unterm Birnbaum»

Armut, Verzweiflung, Tod

«Armut ist eine Bestie …» Ursel, Ehefrau des überschuldeten Kneipenbesitzers Abel Hradscheck, kann ihr Unglück kaum fassen. Nicht nur sind vor einigen Jahren ihre zwei einzigen Kinder verstorben, ihr Mann verspielt auch noch die letzte Habe und kommt stets betrunken nach Hause. Ursel Hradscheck hatte sich ein grossbürgerliches Leben erträumt, stattdessen ist sie in einer Kleinstadt an der Oder gelandet, als Zugezogene misstrauisch beäugt von den Einwohner*innen.
Birgit Weyhe rückt in ihrer Adaption von Theodor Fontanes Unterm Birnbaum Ursel Hradscheck ins Zentrum der Handlung, sie ist es, die von den Bäumen schier erdrückt wird, wenn sie auf der Dorfstrasse zum Grab ihrer Kinder läuft und von der düsteren Atmosphäre verschluckt zu werden droht. Die holzschnittartigen Charaktere aus Fontanes Novelle kommen Birgit Weyhe entgegen, sie spielt mit den Stereotypen der Personenkonstellation im Dorf – die verzweifelten Hradschecks, die nur noch ein Mord erretten kann, die mysteriöse Alte, die – hinter ihrem Vorhang verborgen – bestens über das Geschehen im Dorf informiert ist, der Polizist, der Pfarrer, die Wirtshausgäste … Aus dem literarischen Text entsteht in der Comic-Adaption gerade dank des Spiels mit den Klischees, die Fontanes Vorlage bietet, ein Höhepunkt der von Isabel Kreitz konzipierten Reihe Die Unheimlichen, in der Comic-Zeichner*innen klassische und moderne Schauergeschichten interpretieren.
Dem Motto der Reihe entsprechend, changiert die Handlung stets zwischen Krimi und Horror. Das Ehepaar ermordet einen Gläubiger und täuscht einen Unfall am Ufer der Oder vor, bei dem die Leiche vom Strom davongetragen wurde. Der Mord ist perfekt geplant, Abel Hradscheck wird zwar verdächtigt und verhaftet, kann jedoch seine Unschuld glaubhaft machen. Nach den Geschehnissen allerdings soll es auf dem Grundstück der Hradschecks zu spuken begonnen haben. Ursel stirbt nach einer langen Krankheit und kurz darauf kommt ihr Mann unter mysteriösen Umständen ums Leben. Seine Leiche wird im Keller gefunden, neben ihm die Überreste des ermordeten Gläubigers, der Schreck steht dem toten Hradscheck im letzten Panel des Comics ins Gesicht geschrieben.
Weyhe gelingt es, durch den Kontrast zwischen klaren Formen und Strukturen, die sich immer wieder in Fratzen, Strudel oder in Wölfe und andere Bestien verwandeln, den Horror in Bilder zu fassen. Den Horror des Dorflebens, den Horror der Abhängigkeiten, den Horror des Alltags. «Armut ist eine Bestie …» 


Jonas Engelmann

Theodor Fontane / Birgit Weyhe, «Unterm Birnbaum».
Carlsen, Hamburg 2019, 80 S.,
Hardcover, s/w mit Sonderfarbe,
EUR 12 / 18.90 CHF

Pierre Christin / Philippe Aymond, «Ost – West: Eine Biografie»

On the Road

Pierre Christin, einer der wichtigsten Comic-Autoren Frankreichs, veröffentlichte Mitte der 1960er-Jahre sein erstes Album und wurde unter anderem mit der Sci-Fi-Serie Valerian und Veronique, Treibjagd (mit Enki Bilal) oder Aufruhr in der Rouergue (mit Jacques Tardi) bekannt. Eine Autobiografie wäre eigentlich schon längst fällig. Doch der Franzose hütet sich vor einem solchen «Verherrlichungsmechanismus», wie er sagt, seine beste Seite sei ohnehin schon in seinen Erzählungen festgehalten.
Mit einem Projekt wie Ost-West ist er aber einverstanden. Mit den darin gesammelten Beobachtungen kann er den Schwerpunkt auf die Erlebnisse und Erfahrungen legen, die ihn geformt und ihm zu seinen Geschichten verholfen haben. Und so begleiten wir Christin und seine befreundeten Zeichner, die seine Alben mitgestaltet haben (Jean-Claude Mézières, Enki Bilal oder Jean «Moebius» Giraud) auf einem Road Trip durch die Länder, die seine Geschichten beeinflusst haben; durch die Wohlstandsgesellschaft der Vereinigten Staaten, sein Heimatland Frankreich, und hinter den «Eisernen Vorhang». Die Reise dauert von den frühen 1960er-Jahren bis in die späten 1980er-Jahre. Erzählt wird von der Enge seiner Pariser Kindheit und Jugend, von der Enttäuschung über die linke Politik seines Landes, vom vermeintlich «wahren Sozialismus» des Ostblocks, den Enttäuschungen über das harte Leben in der UdSSR.
Ost-West empfiehlt sich vor allem für Fans des französischen Comic-Szenaristen und Kenner seiner Geschichten, obschon Philippe Aymonds Zeichnungen und der Abriss der Geschichte der frankophonen Comic-Szene der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für alle Comic-Philen ein Genuss sein sollte. 

Giovanni Peduto

Pierre Christin / Philippe Aymond, «Ost – West: Eine Biografie».
Carlsen Verlag, Hamburg 2019, 136 S.,
Hardcover, farbig,
EUR 22 / CHF 30.90

 

Brian Michael Bendis, David Mack, «Cover. Volume 1»

Mit Pinsel und Patronen

Sind Sie Comic-Zeichner? Was täten Sie, wenn Ihnen eine Frau an einer Buchmesse Ihre drei besten Originale auf einen Schlag für zweitausend Dollar abkaufte? Das passiert dem Zeichner Max Field im neuen Comic Cover von Autor Brian Michael Bendis (u.a. Daredevil, Superman) und Illustrator David Mack (u.a. Daredevil, Sandman). Später eröffnet sie ihm, dass sie für den amerikanischen Auslandgeheimdienst CIA arbeitet und ihn rekrutieren will, um andere Zeichner zu beschatten. Klingt bedrohlich und gespenstisch. «Die Welt steht auf dem Kopf, und die alten Methoden funktionieren nicht mehr», sagt denn auch Julia, die Agentin, an einer wunderschön in Regenborgenfarben ausgemalten Stelle, «die persönlichen Freiheiten sind wirklich in Not. Und das an allen Ecken und Enden».
Cover ist ein Comic, der einen von der ersten Seite an gefangen nimmt und bis zum Schluss nicht mehr loslässt. Sein Reiz beruht auf einem Spiel mit verdeckten Andeutungen, bei dem die Leser*innen nie genau wissen, was sich auf die Wirklichkeit bezieht und was auf die Realität der Vorstellungen. Das wirklich Fesselnde ist nicht die Agentinnen-Geschichte. Wirklich packend sind die Passagen, die den Alltag amerikanischer Comic-Schaffender reflektieren. Hier treten nicht nur die beiden Autoren selbst fast unverhüllt auf, sondern auch bekannte Zeichner wie Frank Miller, Mike Mignola, Enki Bilal oder Esad Ribić. Herrlich entlarvend ist zum Beispiel der Dialog zwischen Max und einer Bankerin: «Und wann zeichnen Sie?», fragt sie, «an den Wochenenden?». Atemberaubend sind die Bilder, bei denen selbst die Rahmen einen Sinn erhalten, wie z.B. auf dem Titelbild: Ein frontal gezeichnetes Gesicht, verteilt über mehrere Panels, die ihrerseits die Umrisse eines Mannes darstellen, der zum Schweigen auffordert. «Der Betrachter soll darüber nachdenken, was zwischen den Panels passiert», schreibt Max Field alias David Mack.So betrachtet ist Cover ein Comic für Comic-Autor*innen, der die Konventionen des kommerziellen Comics bis zum Äussersten auslotet. Schon heute lässt sich sagen, dass Cover wieder einmal zeigt, was Comics so speziell macht und sie von Film, Malerei und Literatur unterscheidet. Zum grossen Klassiker fehlt einzig ein letzter Zug literarischer Dichte und Bedeutsamkeit. Ein wenig ist das gewollt – für das US-Auslandministerium unterrichtete David Mack in Flüchtlingslagern, bei Anti-Terror-Kampagnen oder in Gehörlosenschulen in Tunesien, Singapur und Georgien. An einem Event in Libyen erlebte er hautnah, wie die Organisatoren gekidnappt wurden. Die Agentinnen-Geschichte ist deshalb auch ein fiktionaler Mantel, um gewisse sensible Aspekte eigener Erfahrung zu schützen. Zu wünschen wäre, dass er dereinst seine tatsächlichen Erlebnisse veröffentlicht.
Florian Meyer

Brian Michael Bendis, David Mack, «Cover. Volume 1».
Jinx World (DC Comics), 144 S.,
Softcover, farbig,
EUR 13.77 / CHF 16.90

Sascha Hommer: «Spinnenwald»

Punkis und Waltrauder im Spinnenwald

«Seit je hat die Aufklärung das Ziel verfolgt, von den Menschen die Furcht zu nehmen. Das Programm der Aufklärung war die Entzauberung der Welt. Sie wollte die Mythen auflösen und Einbildung durch Wissen stürzen», schrieben Theodor W. Adorno und Max Horkheimer in ihrer Dialektik der Aufklärung. So weit sind die Protagonist*innen in Sascha Hommers Comic-Welt noch lange nicht, hier regiert der Mythos: «Einst schufen die Augen die Felsen. Rund um die Felsen schufen sie den Wald und die Spinnen des Waldes», heisst es im Comic Spinnenwald. Hier bestimmt die Furcht das Leben und Denken der Lebewesen, die irgendwie zu überleben versuchen. «Die Augen erschufen auch uns und liessen uns hier auf den Felsen leben.» Die Augen sind die strafenden Schöpfer, die den Rahmen der Welt bestimmen, in der die Einwohner*innen des Waldes von der Jagd nach Punkis leben, kleinen Geschöpfen, die im Schleim der Waltrauder hausen. Die Waltrauder wiederum sind eine Art Würmer, die im Wald gejagt und als Haustiere gehalten werden. Irgendwo in der Ferne liegt ein «Reich der Wolken», in das sie ein Bote, ein Erlöser, einst führen wird, so erzählen es zumindest die «Alten», die für die Überlieferung des Mythos zuständig sind.
So das Setting, in dem eine Gruppe Jugendlicher eine Art Initiationsritus durchläuft und auf die Jagd nach Waltraudern in den Spinnenwald geschickt wird. Gemeinsam mit ihnen lässt Hommer die Leser*innen langsam den Wald erkunden, über Mauern und Bäume klettern oder Jagd auf die Waltrauder machen. Ihren Glauben an das «Reich der Wolken» hat die Gesellschaft so sehr verinnerlicht, dass niemand auf die Idee kommt, die vorgefundenen Strukturen zu hinterfragen. Selbst die Jugendlichen, die als aufgeklärte junge Menschen eingeführt werden, die sich in ihrem Habitus gar nicht so sehr von anderen Teenagern unterscheiden, nehmen hin, was sie von den Alten vorgesetzt bekommen. Genauso wie die Hintergründe in Hommers schwarzweissem Comic stets durch Rasterpunkte strukturiert sind, klare Formen und Raster die Folie bilden, vor der sich die Handlung entfaltet, wird die grundsätzliche Struktur der Gesellschaft nicht erschüttert. Einen düsteren Comic hat Hommer mit Spinnenwald abgeliefert, der keinerlei Utopie mehr zulässt, der keinen Fortschritt sieht, nur das Verharren in einem Denken, das hinnimmt statt zu hinterfragen. Selbst als die beiden Protagonisten Dan und Albi am Ende tatsächlich durch Zufall die letzte Hürde ins «Reich der Wolken» überwinden, ändert sich dadurch nichts – sie sind einfach verschwunden: ins Reich der Aufklärung? Der Rest der Waldbewohner*innen jedenfalls jagt weiter und wartet auf eine Erlöserin. Keine Dialektik, keine Aufklärung, nur Furcht, Punkis und Waltrauder.
Jonas Engelmann

Sascha Hommer: «Spinnenwald». Reprodukt, Berlin 2019, 152 S.,
Softcover, s/w,
EUR 20 / CHF 22.–.

Reinhard Kleist, «Knock out. Die Geschichte von E. Griffith»

Später Sieg nach Punkten

Emile Griffith, 1961 Weltmeister im Weltergewicht, gelangt 1962 zu trauriger Berühmtheit, als sein Gegner Benny Paret nach hartem Fight und einem Knock-out vor laufenden Kameras ins Koma fällt und 10 Tage später verstirbt. Es war der dritte Kampf zwischen den beiden Kontrahenten; im Vorfeld hatte Paret seinen Gegner Griffith mit homophoben Verunglimpfungen provoziert und zutiefst beleidigt. In den Folgejahren holte Griffith noch die Weltmeistertitel in Halbmittel- und Mittelgewicht, doch manche Knock-out-Chance nutzte er daraufhin nicht mehr, zu sehr belastete ihn der tödliche Ausgang des Kampfes und ebenso die Homophobie in Sport und Gesellschaft, was mit seinem Weltbild nicht vereinbar war. «Ich tötete einen Menschen, und die meisten Leute verstehen das und verzeihen mir. Ich liebe einen Mann, und so viele halten das für eine unverzeihliche Sünde, die mich zu einem schlechten Menschen macht. Wenn ich auch nicht im Gefängnis gelandet bin, so war ich trotzdem fast mein ganzes Leben eingesperrt.» Hinzu kommt Griffiths dunkle Hautfarbe, weswegen er regelmässig rassistischen Anfeindungen ausgesetzt war. Griffith wurde 1938 auf den Jungferninseln geboren und kam in jungen Jahren nach New York. Dort arbeitete er zunächst in einem Damenhutsalon, wo seinem Chef der aussergewöhnlich gut durchtrainierte Lagerarbeiter auffiel. Lieber wäre Griffith Tischtennisprofi geworden, doch er liess sich von seinem Vorgesetzten überreden und fing mit dem Boxen an. Seine Homosexualität versuchte Griffith zu verbergen, er ging sogar extra eine Scheinehe ein. Erst mit 70 Jahren, drei Jahre vor seinem Tod, outete sich der mehrfache Weltmeister. Reinhard Kleist hat erkannt, dass die besten Geschichten vom Leben geschrieben werden. Der Comic als Erzählform bietet grossartige Möglichkeiten, jene umzusetzen. Ob mit seinen Comics über Johnny Cash, Fidel Castro, Nick Cave oder die Sportlerin Samia Yusuf Omar, Kleist weiss die besonderen Momente einer Biografie herauszuarbeiten und diese mit fantastischen Elementen anzureichern. In Knock out ist sein Strich weitaus dynamischer als sonst und erreicht die zeichnerischen Qualitäten eines Will Eisner, vor allem in den Rückblenden. Feinfühlig erzählt er die Höhen und Tiefen aus Griffiths Leben und seinen immerwährenden Kampf gegen die Homophobie. Knock-Out ist eine bewegende Hommage an den Boxer Emile Griffith und ein wichtiges Plädoyer für die Gleichstellung.
Matthias Schneider

Reinhard Kleist, «Knock out. Die Geschichte von E. Griffith».
Carlsen Verlag, 160 S.,
Hardcover, s/w,
EUR 18 / CHF 25.90

 

Kurz und Gut

Von Christian Meyer Pröpstl

Bastien Vivès, ein grossartiger Erzähler, hat schon oft gezeigt, dass er nicht nur gerne von Liebe und Mädchen erzählt, sondern auch einen Hang zur Erotik hat. In Die Bluse begleitet er eine Studentin, die von ihrer Beziehung gelangweilt ist und sich ganz allgemein unsichtbar fühlt, niemand scheint sie sonderlich zu beachten. Das ändert sich, als ihr jemand nach einem Malheur die titelgebende Bluse leiht – fortan zieht sie die Blicke nur so auf sich, vor allem die der Männer. Damit ändert sich auch ihre eigene Wahrnehmung und ihre Bedürfnisse. Dass ihr Reifeprozess über die sexuelle Anerkennung durch Männer einsetzt – und Vivès‘ Darstellung der Studentin mit auffällig grossen Brüsten, macht die fade Story auch nicht geniessbarer.

Bastièn Vivès: «Die Bluse».
Reprodukt, 208 S.,
Hardcover, s/w, EUR 24 / CHF 38.90

Cyril Pedrosa hat einst als Animationszeichner für Disney gearbeitet, was in den ausladenden, märchenhaften und sehr bunten Zeichnungen in Das goldene Zeitalter sichtbar wird. Aber sie sprengen mit ihrer psychedelischen Linienführung und der surrealen Farbgebung diesen Rahmen und begeistern auf jeder Seite aufs Neue. Roxanne Moreils Geschichte erzählt von einer entthronten Königin auf der Flucht, die ihr Reich retten will. Es geht aber auch um soziale Utopien zwischen Sozialismus und Matriarchat.


Cyril Pedrosa & Roxanne Moreil: «Das goldene Zeitalter», Bd. 1.
Reprodukt, 232 S.,
Hardcover, farbig,
EUR 29 / CHF 45.90

Enki Bilals Monster-Tetralogie erscheint erstmals als Gesamtausgabe und vereint die Alben Der Schlaf des Monsters, Der 32. Dezember, Rendezvous in Paris und Vier?, die zwischen 1998 und 2007 entstanden sind und ausgehend vom Jugoslawienkrieg ein überbordendes, ebenso gewalttätiges wie fantastisches Zukunftsszenario entfalten, das der Künstler in verschwommenen, farbigen Kreidezeichnungen atmosphärisch einfängt. Ein Abgesang mit Hoffnungsschimmer.
Mit Der Weg nach Armilia wird ein früher Teil aus dem Kosmos Die geheimnisvollen Städte des Künstlerduos Schuiten & Peeters aus dem Jahr 1988 wiederveröffentlicht. Eine Zeppelinreise zu einer vom Untergang bedrohten Stadt erzählen sie separat in Text und Bild. Die Architekturfantasien sind auch hier schon faszinierend. Als Zugabe gibt es eine Kinderversion von Mary und La Perla von 1995 sowie Schuitens Bildergeschichte Mondpferde von 2004.

Enki Bilal: «Monster – Gesamtausgabe».
Carlsen, 272 S.,
Hardcover, farbig,
EUR 45 / CHF 65.90

François Schuiten & Benoît ­Peeters: «Der Weg nach Armilia».
Schreiber&Leser, 112 S., ­
Softcover, farbig,
EUR 24,80 / CHF 32.–

Dass es hier auch um sehr reale Verhältnisse unserer Welt geht, merkt man erst nach und nach. Mokis Zeichenwelt ist auch in ihrem neuen Werk Sumpfland geprägt von Natur und Niedlichkeit, doch die kann ganz schnell von schön in hässlich, von niedlich in grausam oder von fröhlich in traurig umkippen. Und das liegt nicht zuletzt an den vordergründig süssen Figuren, die direkt aus Ghibli-Land kommen könnten. Paarkonflikte, Kapitalismus und andere Gemeinheiten treffen direkt ins Herz


Moki: «Sumpfland».
Reprodukt, 164 S.,
Hardcover, farbig,
EUR 20 / CHF 32.90

Der 2015 verstorbene Manga-Pinonier Shigeru Mizuki ist vor allem durch seine von Geisterwesen bevölkerte Serie GeGeGe no Kitarō bekannt. Seinen Erfolg nutze er Anfang der 70er-Jahre, um frei von Zwängen mit Hitler einen biografischen und mit Auf in den Heldentod! einen autobiografischen Manga über seine Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg zu realisieren. In beiden Alben kombiniert er sehr realistische Momente mit dem plakativeren Manga-Stil, oszilliert zwischen Humor und grosser Ernsthaftigkeit, was für westliche Leser*innen sowohl irritierend als auch faszinierend sein kann.
Den Zweiten Weltkrieg hat auch Pascal Rabatés Zusammenbruch zum Thema. Anders als Jacques Tardi lässt Rabaté einen versprengten und umherirrenden Soldaten einen kleinen Ausschnitt des Krieges erleben, kurz vor der französischen Kapitulation. Auch hier mischen sich Humor und Drama, allerdings ist es eher der Sarkasmus der Figuren, der Komik ins tragische Geschehen bringt.
Und noch einmal WW2: Die Geschichte der (Zwangs-)Rekrutierung elsässischer Jugendlicher durch die Nazis im Jahr 1944 ist nicht sehr bekannt. Philippe Collin und Sébastien Goethals erforschen diese Abgründe in ihrer Geschichte Die Reise des Marcel Grob: Der 83-jährige Protagonist wird vor Gericht gezerrt, weil er mit 17 Jahren freiwillig in die SS eingetreten und an Gräueltaten beteiligt gewesen sein soll. Der Comic erzählt auf zwei Zeitebenen die erschreckende Geschichte von Verbrechen und Verdrängung.

Shigeru Mizuki: «Hitler».
Reprodukt, 288 S.,
Softcover, s/w,
EUR 18 / CHF 29.90

Shigeru Mizuki: «Auf in den Heldentod!».
Reprodukt, 384 S.,
Softcover, s/w,
EUR 20 / CHF 32.90

Pascal Rabaté: «Zusammenbruch». ­
Reprodukt, 216 S.,
Hardcover, s/w,
EUR 20 / CHF 38.90

Philippe Collin & Sébastien Goethals: «Die Reise des Marcel Grob».
Splitter, 192 S.,
Hardcover, farbig,
EUR 29.80 / CHF 45.90

Es ist nur allzu naheliegend, dass die Geschichte von Walt Disney und seinem Bruder Roy als Comic erzählt wird. In The Moneyman erzählt Alessio de Santa auf 160 Seiten deren Leben und Karriere, vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum Tod der Brüder. Akribisch, aber auch mit kreativen Freiräumen, erzählt Santa von Walt Disneys Vision und Roys unterstützender Kraft im Hintergrund.
It Had to Be You sieht auch erst mal aus wie Spass für die ganze Familie, ist aber ein sehr böses Heftchen von Nick Edwards, das von der Liebe einer rundgesichtigen Langnase zu einem raupenähnlichen Ekelpaket erzählt, das auf unfruchtbaren Boden fällt und Ersterem zunehmend zusetzt – auch körperlich. Ein wahrlich abgründiges Werk.

Alessio de Santa: «The Moneyman».
Knesebeck, 176 S.,
Hardcover, farbig,
EUR 24 / CHF 36.90

Nick Edwards: «It Had to Be You».
Rotopol, 40 S.,
Softcover, s/w, EUR 9

Das überbordende Zeitreise-Abenteuer um die Paper Girls von Brian K. Vaughn und Cliff Chiang wird mit dem vierten und fünften Band immer verwirrender. Nicht nur die Teenie-Girls, die von der Vorzeit über die Zukunft in die Gegenwart reisen, haben den Überblick verloren, sondern sicher auch viele Leser*innen. Das macht aber nichts, weil die Jagd durch die Zeit so überaus fantasievoll, absurd und komisch, dann auch wieder dramatisch und berührend ist, dass Logik nur ein Nebenaspekt der Faszination ist.
Pünktlich zum Serienstart der Verfilmung auf Netflix erscheint auch eine Neuauflage von The Umbrella Academy von Gerard Way, auch bekannt als Musiker, und Gabriel Bá. Die ersten beiden Bände Die Weltuntergangssuite und Dallas aus dem Jahr 2008 erzählen spielerisch und humorvoll, aber trotzdem actionreich von geheimnisvollen Adoptivkindern mit Superkräften, welche die Welt vor der Zerstörung durch Musik retten, aber vor allem mit ihren eigenen Problemen klar kommen müssen. Ein turbulentes, kunterbuntes Spektakel, das nach langer Pause gerade in die dritte Runde geht.

Brian K. Vaughn & Cliff Chiang: «Paper Girls», Bd. 4 & 5
Cross Cult, 128 S.,
Hardcover, farbig,
EUR 22 / CHF 34.90

Gerard Way & Gabriel Bá: «The Umbrella Academy», Bd. 1 & 2
Cross Cult, 144 S./160 S.,
Softcover, farbig, s/w,
EUR 22 / CHF 23.90/19.90

Die Disney-Hommage von Glénat, die auf Deutsch bei Egmont erscheint, geht mit Horrifikland in die achte Runde. Schon zum dritten Mal dabei ist Lewis Trondheim, welcher Mickey, Donald und Goofy auf ein Detektiv-Abenteuer in einen Grusel-Freizeitpark schickt, der es in sich hat. Humor und ziemlich wilde Action paaren sich sehr unterhaltsam, wenn auch nicht immer zum Besten der Protagonisten. Die Zeichnungen von Alexis Nesme (Die Kinder des Kapitän Grant) sind opulent und vielleicht ein wenig zu glatt, fangen aber auch gut die düstere Nachtatmosphäre ein.

Lewis Trondheim & Alexis Nesme: «Horrifikland».
Egmont, 56 S.,
farbig, Hardcover,
EUR 29 / CHF 43.90

 

Biografien

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Ulli Lust
*1967, lebt in Berlin. In ihrer autobiographischen Graphic Novel Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens (Avant, 2009) verbinden sich Reise- und Schelmenroman mit einem existentiellen Teenagerdrama. Ebenfalls autobiographisch ist Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein (Suhrkamp, 2017). Sie unterrichtet Zeichnung und Comic an der Hochschule in Hannover.
www.ullilust.de

Sarah Bowie
*1978, ist Karikaturistin, Illustratorin, Mitbegründerin des Comics Lab und des ersten irischen Graphic Short Story Prize in Zusammenarbeit mit der Irish Times. Sie lebt in Dublin und aktualisiert wöchentlich ihren Comicstrip über in Dublin Gesehenes und Gehörtes auf Instagram. 2018 erschien ihr Kinderbuch We’re Going to the Zoo! bei O’ Brien Press.
www.sarahbowie.com
instagram.com/sarahbowieillustration

Chris Kohler
* 1987, ist ein schottischer Künstler und lebt in Glasglow. Gerne beschreibt er scheinbar gewöhnliche Alltagssituationen. Seine Arbeiten wurden in O Panda Gordo, Umteen Press, 3 AM Magazine, Gutter and Egress veröffentlicht.
chriskohlerr.tumblr.com

Till Lukat
*1991, arbeitet in einem Atelier auf dem Gelände des ehemaligen Stasi-Gefängnisses Hohenschönhausen/Berlin und wohnt in einem Wohnwagen, der immer mal woanders steht. Er ist der Autor von zwei Comics über bemerkenswerte Frauen und ebensolche Sportler, die bei Cambourakis und Centrala erschienen sind.
www.lukat-land.de
instagram.com/tilllukat

Leela Corman
*1972, lebt in Gainsville, Florida. Ihre preisgekrönte Graphic Novel Unterzakhn spielt in den Bordellen und Vaudeville-Häusern der Lower East Side und erschien 2012 bei Schocken/Pantheon. Derzeit arbeitet sie an Victory Parade, einer Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg über Frauenwrestling und das Astralflugzeug über Buchenwald.
www.leelacorman.com
twitter.com/leelacorman
instagram.com/leelacorman

Grace Wilson
*1986, ist eine schottische Künstlerin und lebt in Edinburgh. Ihre Graphic Novel Saving Grace, erschienen 2016 bei Jonathan Cape, ist ein schwarzhumoriger Kommentar zur Wohnungskrise in London. Sie formt Keramikskulpturen und schreibt Sachbücher und autobiographische Comics für internationale Zines und Anthologien wie Mold Map, Det Grymma Svärdet und Fierro.
www.gracewilson.co.uk
instagram.com/baxwilson

Lauren Weinstein
*1975, lebt in New York und ist Autorin des Comicstrip Normel Person, der in der Village Voice abgedruckt wurde. 2019 gewann sie den Slate Cartooning Studio Prize für die Kurzgeschichte Mutter sein und Künstlerin (erschienen als Webcomic auf der Seite des New Yorker). Derzeit arbeitet sie an einer autobiographischen Graphic Novel, die bei Henry Holt erscheinen soll.
www.laurenweinstein.com

Novia Shin
* 1988, ist eine malaysische Illustratorin und Hauptpreisträgerin der Malaysia Young Contemporaries Awards 2016. Novia ist leidenschaftlich interessiert an lokaler Kultur und Geschichte. Sie dokumentiert Zeitgeschichte mit verschiedenen Medien, von Illustration über Papierkunst, Miniaturkunst, Comic, Animation bis hin zu Installationskunst.
shinpuisan.wixsite.com/illustrator

Lee Lai
*1993, ist eine Illustratorin, Cartoonistin und Köchin aus Melbourne, Australien, die derzeit ihr Leben in Montreal bestreitet. Ihre Geschichten sind teils Memoiren, teils Fiktion – alle handeln von Intimität, Familie und Essen. Ihre Arbeiten erschienen im New Yorker, The Lifted Vrow, Room Magazine und Everyday Feminism.
instagram.com/_leelai
lee-lai.tumblr.com

E. A. Bethea
*1975, ist eine Künstlerin und Dichterin. Sie lebt nah am Strand von Far Rock­away, Queens, NY. Seit 20 Jahren zeichnet sie Comic-Zines, 2017 erschien ihr Book of Daze und 2018 All Killer No Filler, beides Sammlungen von Kurzgeschichten, bei ­Domino Books.
www.eabethea.com
instagram.com/betheacomics

Jan Skrzypek
Illustrationen der Rubriken Pflichtlektüre, Kurz & Gut, Das geschriebene Wort
*1992, ist ein Comic-Zeichner und ­Illustrator aus Hannover. 2017 gründete er das Kollektiv Der Stricher sowie das gleichnamige Comic-Magazin. Gegenwärtig arbeitet er an einer gezeichneten Reportage über bipolare Störungen.
jan-skrzypek.de