Nr:128

  • Cover: Lika Nüssli

Bye Bye Fear, Hello Peer

Editorial / DE

Wen liebst du? Glaubst du an die Natur als Quelle der Erkenntnis und der Verheissung von Unschuld? Was erhoffst du dir? Warum hast du dich entschieden, mehrere Kinder zu adoptieren? Was würdest du gern nicht mehr tun? Bist du gesund? Mit wem hast du Sex? Wieso weigerst du dich, Lohnarbeit zu leisten? Was fasst du lieber an: deinen Penis oder deine Brüste? Wann bist du rassistisch? Bist du bereit zu verzichten? Wen hasst du abgrundtief? Handelst du selbst- oder fremdbestimmt? Was ist deine grösste Bürde? Weshalb hast du dich entschieden, Hausfrau zu sein? Wieso rasierst du dich nicht? Wer ist deine Mentorin? Inwiefern beeinflusst deine Überzeugung deine Ernährung? Sind deine Handlungen von deinem freien Willen bestimmt? Warum fühlst du dich einsam? Welchen Aufenthaltsstatus hast du? Was findest du Scheisse an dir? War deine Mutter eine Künstlerin? Worauf bist du wütend? Wessen Sklave bist du? Wessen Herrn bist du? Weshalb sprichst du so leise? Wieso willst du keine Kinder? Wie gehst du mit deinen Groupies um? Wo lebst du deine Spiritualität aus? Was ist deine Mission und warum? Wieso arbeitest du als Sexarbeiter*in? Welche deiner multiplen Persönlichkeiten ist deine liebste? Kannst du zu deiner Vergangenheit stehen? Was ist deine Superpower? Wie ist das Verhältnis zu deinem Vater? Wieso stellst du keine höheren Lohnforder­ungen? Wenn du wählen könntest, welche Hautfarbe würdest du haben wollen? Weshalb bist du gegen ein kapitalistisches Gesellschaftssystem? Wieso hast du das Gefühl, nicht zu genügen? Wie hast du den Mauerbau erlebt? Wer hat dich verprügelt? Weshalb darfst du nicht hinein? Wirst du für deine ­Arbeit bezahlt? Warum verhüllst du dein Gesicht? Liebst du Geld? Worauf bist du stolz? Weshalb bist du dick? Fühlst du dich gefangen? Hat dein Kind eine Behinderung? Beyoncé oder Peaches? Warum sagst du deinen Eltern nicht, dass du heterosexuell bist? Mit wem bist du solidarisch? Wo sind die Grenzen deiner Toleranz? Magst du Sex mit Bananen?

Endzeitstimmung angesichts des globalen Rechtsrutsches und den rundum regierenden Populist*innen mit ihren sexistischen, rassistischen, homo- und islamophoben Hetztiraden? Nicht doch, Baby! Wir gründen Gemeinschaften und leisten Widerstand! Wir sind emphatisch, queer, bunt, feministisch, hässlich, schön! Wir sind heterogen und voller Widersprüche.
Basierend auf den obenstehenden Fragen entwickelten die beteiligten Zeichner*innen je eine Figur, die als ihr Alter Ego Teil der Peergroup wird. Die Alter Egos treffen in zehn Bildbeiträgen aufeinander. Weiter wird in zwei Textbeiträgen skandiert und demonstriert.
Wir freuen uns, die Peergroup in Strapazin versammelt zu sehen!

Editorial / EN

Whom do you love? Do you believe in nature as a source of knowledge and as the promise of innocence? What do you hope for? Why did you decide to adopt several children? What would you like to stop doing? Are you healthy? Whom do you have sex with? Why do you refuse to do wage work? What do you prefer to touch: your penis or your breasts? At which moments are you racist? Are you prepared to abstain? Who do you hate like poison? Do you act autonomously or under orders? What is your biggest burden? Why did you decide to be a housewife? Why don’t you shave? Who is your mentor? To what extent does your conviction influence your diet? Are your actions determined by your free will? Why do you feel lonely? What is your residence status? What do you hate about yourself? Was your mother an artist? What are you angry at? Whose slave are you? Whose master are you? Why do you speak so softly? Why don’t you want children? How do you handle your groupies? Where do you act out your spirituality? What is your mission and why? Why are you a sex worker? Which one of your multiple ­personalities is your favourite? Can you stand by your past? What is your super power? What is the relationship with your father like? Why don’t you demand a wage increase? If you could chose, what skin colour would you like to have? Why are you against a capitalist society? Why do you feel inadequate? How did you experience the construction of the Berlin Wall? Who beat you up? Why are you not allowed in? Do you get paid for your work? Why do you cover your face? Do you love money? What are you proud of? Why are you fat? Do you feel trapped? Does your child have a disability? Beyoncé or Peaches? Why don’t you tell your parents that you are heterosexual? Whom do you feel solidarity with? Where are the limits of your tolerance? Do you like sex with bananas?

Apocalyptic mood in the face of the global shift to the right and the governing populist assholes with their sexist, racist, homophobic and islamophobic rants of hate? No worries, baby! We establish communities and put up resistance! We are empathic, queer, coloured, feminist, ugly, beautiful! We are heterogeneous and full of contradictions.
Based on the above questions the participating artists developed a character that becomes part of the peer group as their alter ego. In ten cartoon contributions, the alter egos encounter each other. In addition, there is debating and demonstrating in two text contributions.
We are delighted to see the peers ­assembled in Strapazin!

Aufstehen im Sitzen

Renato Kaiser / DE

Früher war alles besser! Hört man ja oft. Und: Die Jugend von heute ist so unpolitisch. Ja, genau! Revolution ist nicht mehr en vogue! Nicht mehr trendy, nicht mehr «in», nicht mehr lässig, wie die coolen Kidz in den Streets sagen, gell? Jaja, die Jugend von heute, nicht wahr? Wisst ihr was? Ich erzähl euch mal was von früher, von meiner Jugend und von der Revolution.
Denn wenn irgendwann rebelliert wird, dann doch in der Jugend, oder? Revolution ist altmodisch? Boooring? Revolution ist so 1968? Weit gefehlt! In meiner Jugend zum Beispiel, da wurde noch so richtig rebelliert! Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich knapp 18 Jahre alt war und in meinem Gymnasium die Revolution ausgerufen wurde. Also keine grundlegende Revolution an sich, aber zumindest ein Aufbegehren gegen das System, gegen den Kapitalismus, gegen den Krieg, genauer gesagt: gegen George W. Bush und seinen Irak­krieg im Jahre 2003. Auf der ganzen Welt fanden Demonstrationen, Proteste und Streiks statt und so fühlte sich auch die Schülerschaft der Kantonsschule am Burggraben berufen, etwas zu unternehmen und aufzubegehren. Stand up for your rights! Und darum wurde ein Sitzstreik im Stadtpark ausgerufen. Genau. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Aufstehen gegen das Unrecht dieser Welt, ok, aber dann bitte im Sitzen, ja? Nicht zuletzt auch ein schönes Symbolbild für die Ausnahmestellung der privilegierten Schweiz. Der amerikanische Präsident führt unter dem Deckmantel der Terrorismus­bekämpfung einen Erdölkrieg? In Bagdad sterben unschuldige Menschen? Auf der ganzen Welt gehen Demonstrantinnen und Demonstranten auf die Strasse? Ok! Wir setzen uns erstmal hin. Was für eine bescheuerte Idee der Schülerorganisation, könnte man jetzt sagen, klar. Aber man muss auch Verständnis ­zeigen. Schliesslich sollte so eine Aktion ja auch realisierbar sein. Bereits damals war ja schon ständig von dieser berühmt-berüchtigten Politikverdrossenheit «der Jungen» die Rede. Deshalb war es gar nicht so abwegig, diesen Weg zu gehen bzw. zu sitzen, und eine Demonstration zu veranstalten, welche die Schülerinnen und Schüler nicht zu sehr aus ihrem natürlichen Habitus herausreisst, eben diesen Sitzstreik: Junge Menschen, die in stiller Protesthaltung rumsitzen, oder wie man es auch nennt: Schulbetrieb. Brillant! Protestieren, ohne dass man selbst etwas davon merkt. Sowas hätte ich mir früher schon gewünscht. Ich zum Beispiel habe jahrelang jeden freien Mittwochnachmittag in meinem verdunkelten Zimmer gesessen, Chips gegessen, Cola getrunken und PlayStation gespielt. Hätt ich das mal Sitzstreik genannt! Dann gäbe es jetzt in Afrika keinen Hunger mehr, Donald Trump wäre nie Präsident der Vereinigten Staaten geworden und Gölä wäre Bauarbeiter geblieben. Stattdessen gab es einen Rüffel vom Mami. Und nicht nur meine Mutter wusste meine subtile, rebellische Ader nicht zu schätzen, nein, auch die Schülerorganisation wurde für ihr Vorhaben gerügt. Aber nicht etwa von der Schuldirektion, sondern von der Schülerschaft selbst. Die fand die Idee grundsätzlich ganz ok, aber den Zeitpunkt nicht. Die Schülerorganisation hatte nämlich den grossen Fehler gemacht, den Sitzstreik auf einen Samstagnachmittag zu legen. «Samstagnachmittag?! Hallo? Da haben wir doch frei!», protestierten die Schülerinnen und Schüler. Ok, wir kämpfen für eine bessere Welt, aber doch nicht in unserer Freizeit! Darum wurde der Sitzstreik auf einen geschäftigen Donnerstagnachmittag gelegt, die Schülerinnen und Schüler waren beruhigt und im Rektorat türmten sich die Absenzenhefte mit den üblichen Begründungen wie Migräne, Übelkeit und Menstruationsbeschwerden (ja, auch von Schülern). Langer Rede kurzer Sinn: So traf man sich also eines sonnigen Donnerstagnachmittages und setzte sich mit einem Joghurtdrink und Laugengipfeli in den Stadtpark, während einige wenige wirklich Engagierte, mit Michael Moore im Herzen, dem Konterfei von Che Guevara auf der Brust (bei manchen war es auch Kurt Cobain, aber gut, der Wille zählt) und mit einem Megaphon rumrannten und dabei versuchten, kiffende Gymnasiastinnen und Gymnasiasten zu einem feurigen Statement zu bewegen. Oder wenigstens zum Mitsingen bei Friedensliedern. Natürlich ohne Erfolg. Sagen wir es mal so: Es gab ja schon viele schreckliche Covers von Bob-Dylan-Songs, aber die wahrscheinlich traurigste Version von «Blowin’ in the Wind» wurde damals von einem lauen Sommerlüftchen im Stadtpark St. Gallen vom Winde verweht. Oder um es mit Bryan Adams zu sagen: «Oh yeah, back in the summer of 2003».
Was ich damit sagen will? Früher war nicht alles besser! Auch die Revolution nicht. Und kommt mir nicht mit Woodstock, ihr Hippies. Wenn die Schülerorganisation uns damals gesagt hätte, es gibt freie Liebe, Acid und Live-Konzerte, dann wären wir auch an einem Samstagnachmittag in den Stadtpark geströmt, das garantier ich euch! Und lasst doch mal die Jugend in Ruhe! Woher kommt eigentlich dieser absurde Gedanke, dass die Rebellion Sache der Jugend sei? Klingt fast so, als wäre das ein All-Inclusive-Angebot für Unterzwanzigjährige: Bitte einmal Pickel, schlechten Modegeschmack, unkontrollierte Erektionen und ein paar rebellische Gedanken zum Mitnehmen, mit viel scharf, merci. Und ja, ich weiss: So als Erwachsener ist es halt nicht mehr so einfach. Familie, Kinder, Eigenheim, jaja, wogegen soll man denn da noch rebellieren? Und schliesslich sagte auch Winston Churchill mal: «Wer mit 20 Jahren nicht Sozialist ist, der hat kein Herz, wer es mit 40 Jahren noch ist, hat kein Hirn.» Aber wisst Ihr was? Winston Churchill ist tot. Ihr nicht. Also reisst euch zusammen, und macht gefälligst eure eigene Revolution.

Standing up while sitting

Renato Kaiser / DE

Everything was better in the old days! You hear that a lot. And: Today’s youth is so apolitical. Exactly! Revolution is no longer in vogue! No longer trendy, no longer “in”, no longer swag, as the cool kidz on the streets would say, right? Yeah, yeah, today’s youth, eh? You know what? I’ll tell you about the old days, about my youth and about revolution.
Because if there’s any rebelling, then in youth, right? Revolution is old-fashioned? Boooring? Revolution is so 1968? Far from it! In my youth, for example, there was still real rebelling! I remember vividly when I was just 18 and revolution was proclaimed at my grammar school. Well, not a radical revolution as such, but at least a revolt against the system, against capitalism, against war, or more specifically: against George W. Bush and his Iraq War in 2003. There were demonstrations, protests and strikes around the globe and therefore the students of Kantonsschule am Burggraben felt called to do something and revolt. Stand up for your rights! Thus, a sit-down strike at the city park was organized. Exactly. Savour this slowly. Standing up against the injustice of this world, okay, but please, sitting down. Which was, if nothing else, a nice icon for privileged Switzerland’s exceptional position. The American president is waging an oil war under the guise of counter-terrorism? Innocent people are dying in Bagdad? Demonstrators take to the streets across the globe? Great! We’ll sit down for now. What a dumb idea by the student organizers, you could say, sure. But you have to show some understanding, too. After all, an action like that must be feasible as well. Even back then, people constantly talked about the infamous political apathy of “young people”. So, it was not all that unreasonable to take this course, or rather to sit, and organize a demonstration that doesn’t go too much against the students’ ingrained habits, precisely this sit-down strike: young people sitting around with quiet rebellious attitudes, or as it’s also called: lessons. Brilliant! Protesting without even noticing it. For years, I, for example, spent every free Wednesday afternoon sitting in my darkened room, eating crisps, drinking Coke and playing PlayStation. I should have called it a sit-down strike! There would no longer be starvation in Africa, Donald Trump would never have become president of the United States and Göla would have stayed a construction worker. Instead, my Mom told me off. And not only did my mother refuse to appreciate my subtle rebellious vein, no, the student organizers were also rebuked for their plan. But not by the headmaster, by the students themselves. They generally approved of the idea but not of the timing. Because the organizers had made the huge mistake of scheduling the sit-down strike on a Saturday afternoon. “Saturday afternoon? What? But we are off then!” the pupils protested. Okay, we’ll fight for a better world, but not during our free time! Therefore, the sit-down strike was scheduled on a busy Thursday afternoon, the pupils were happy and at the headmaster’s office attendance sheets piled high, with the usual reasons such as migraine, nausea and menstrual cramps (yup, also for male students). To cut a long story short: people met on a sunny Thursday afternoon and sat down in the park with a yoghurt drink and a croissant while a few properly dedicated people with Michael Moore’s ideology in their hearts and Che Guevara on their chest (some had Kurt Cobain, but well, it’s the thought that counts) and a megaphone ran around and tried to get a passionate statement out of weed-smoking high school students. Or at least get them to sing along to peace songs. Unsuccessfully, of course. Let’s put it this way: there have been many terrible cover versions of Bob Dylan songs, but the probably saddest version of “Blowing in the wind” was blown away by a warm summer breeze in St.Gallen’s city park. Or saying it in Bryan Adam’s words: “Oh yeah, back in the summer of 2003”.
What I’m trying to say with this? It wasn’t all better in the old days! Not revolution, either. And don’t give me that Woodstock thing, you hippies. If the organizers had told us back then that there was free love, acid and live concerts, we would have flocked to the city park even on a Saturday afternoon, I assure you! And leave youth alone for once! Where does that absurd thought come from, anyway, that rebellion is youth’s job? It sounds almost like it was an all-inclusive offer for people under 20: Can I get pimples, a bad taste in clothes, erratic erections and a few rebellious thoughts to take away, extra spicy, thanks. And yes, I know: as a grown-up, it’s no longer that easy. Family, kids, owning a house, yeah, yeah, what should you rebel against? After all, Winston Churchill once said: “If a man is not a socialist by the time he is 20, he has no heart. If he is not a conservative by the time he is 40, he has no brain.” But you know what? Winston Churchill is dead. You’re not. So pull yourselves together and kindly make your own revolution.

Renato Kaiser

La révolution, c’est moi!

Suzanne Zahnd / DE

Ein Skript, das nie gezeichnet wurde

Nachmittag. Innen. Ein Cyborg mit Leopardensprunggelenken aus Karbon fläzt sich in einem Sessel. Er trägt ein T-Shirt mit dem Aufdruck «Der Wille ist die ­beste Prothese».
Auf dem Beistelltisch seine VR-Brille sowie eine No-Nic-E-Zigarette und ein Gläschen Soma. Der Cyborg liest auf seinem Tablet das Konzept für das neue Heft von Strapazin, schaut auf und spricht mit einem unsichtbaren Gegenüber.

[Cyborg]
CB: Hast du gehört? Sie wollen es noch einmal mit Revolution probieren.
[Artificial Intelligence]
AI: Revolution. Ein abrupt oder in relativ kurzer Zeit erfolgender grundlegender und nachhaltiger struktureller Wandel eines oder mehrer Systeme. Gewaltsam oder friedlich?
CB: Keine Ahnung. Da steht: It’s time for a fucking feisty revolution!
AI: Fucking feisty. Lebhafter Geschlechtsverkehr. 68er Bewegung. Der Bruch mit der Kultur des Gehorsams. Befreiung des Individuums und der Gesellschaft.
CB: Jo, da erinner ich mich dran. Da war ich noch ein … ohne Ersatzteile. Chchhehe, hehe.
AI: Wahrscheinlich schwebte den 68ern etwas anderes vor, als sie vom neuen, befreiten Menschen sprachen. Anyway – sehr mieser outcome, diese 68er.
CB: Sie haben immerhin ein paar radikale gesellschaftliche Veränderungen verursacht!
AI: Legale Pornografie? (Imitiert etwas blechern das Lachen von Cyborg.) Chchhehe, hehe. Ich habe Humor.
Der Cyborg greift angewidert zu No-Nic-E-Zigarette und Glas.

CB: Die Anstrengung, sich selber zu einem befreiten Menschen umzumodeln, würde heute wahrscheinlich sowieso keiner mehr auf sich nehmen … Jedenfalls ich nicht.
AI: Yep. Und das Hauptanliegen, die Abschaffung des Kapitalismus. Sowas von nicht umgesetzt. Sie haben sich im Gegenteil direkt in die bestehenden politischen Strukturen und Bildungsanstalten überführt. Und in die Kunst. Das nennt man scheitern.

Unbemerkt vom Cyborg drücken zwei seltsame Gestalten ihre Nase an der Fensterscheibe platt. Sie tragen bekloppte Hüte und grelle Schminke.

CB: Aber die 80er …
AI: Die 80er Jungs und Mädels haben sich in Lichtgeschwindigkeit in Design, Gastronomie und Unterhaltungsindustrie überführt. Und in die Medien. Chche. In die transdisziplinäre Kunst. Chchhehe, hehe. (Die Lache klingt jetzt gleich wie die vom Cyborg.)
CB: (Zieht scharf die Luft ein.)
AI: Hauptsächlich aber in Kommunikation und Content.
CB: Aua!
AI: Der Kreislauf von Revolution und Konterrevolution – mal von rechts, mal von links – trägt Züge von Fatalität. Um nicht zu sagen von Dummheit. Es wird keinen befreiten Menschen mehr geben.
CB: He! Optimierte Menschen wie ich werden gendertechnisch echte Veränderungen hinkriegen. Mein Bauch gehört mir!

Die Zuschauermenge vor dem Fenster ist von zwei auf 100 angewachsen, alle sind sehr geschäftig. Bauen, kochen, gärtnern, präparieren Schlafgelegenheiten, singen, tanzen, berühren sich. Eine ausgelassene Gesellschaft. Die mit den plattgedrückten Nasen am Fenster verhalten sich wie ein enthusiastisches Theaterpublikum.

AI: Schau mal, ich bin so intelligent, dass ich meine Sätze mit «schau mal» anfange, wenn ich mit dir spreche, Subjektum.
CB: Ich bin ein Entscheidungsmensch!
AI: Genau und Du kontrollierst dich selbst. Vielen Dank auch.
And now eat this: La révolution, c’est moi!
CB: Was wollen eigentlich die da draussen?
AI: Wer, die?
CB: Schau mal.
AI: Ich habe keinerlei Signale von Kameras oder Smartphones. Da ist ­niemand.

Grosse Heiterkeit beim Publikum.

AI: Du bist gefangen in deiner Narration, Sweetheart. Und jetzt hopp, geh deinen Brainchip resetten, das hält ja kein Algorhythmus aus hier.
CB: Aber …
AI: (ungeduldig) Reset.

Der Cyborg nimmt zögernd sein Tablet zur Hand. Drückt Reset. Die Menge vor dem Fenster verschwindet.

CB: (atmet auf) Uff, das war gespenstisch.

Nacht. Aussen. Im Hintergrund das Fenster. Im Innern brennt Licht. Man sieht den Cyborg, der an seiner No-Nic-E-Zigarette zieht und seine VR-Brille aufhat. Auf dem Platz vor dem Haus schlafen viele mit zufriedenen Gesichtern. Da und dort sind Leute mit Sexuellem beschäftigt oder rauchen eine Zigarette oder lesen. An der Hausfront Transparente:

WIR SIND WAS WIR TUN,
NICHT WAS WIR SAGEN
(«SAGEN» ist durchgestrichen und mit «POSTEN» überschrieben.)
NO FEAR – GET REAL!
FASS ES AN,
MIT BEIDEN HÄNDEN!
KOMM EINFACH
PERSÖNLICH VORBEI

Ende

Das Skript wurde übrigens abgelehnt, weil es unrealistisch sei, dass die AI nicht alarmiert gewesen wäre, als sie gar keine Signale mehr von Kameras und Smartphones/Tablets mehr bekam. Aber hey: Die totale Kontrolle durch Technologie und die freiwillige Selbstkontrolle der Überwachten war auch mal Fiktion und jetzt ist sie Realität. Warum sollte das umgekehrt nicht gehen?

Suzanne Zahnd / EN

A script that was never drawn

Afternoon. Interior. A cyborg with a leopard’s ankle joints made of carbon is slouching in an armchair. He is wearing a T-shirt with the imprint “Will is the best prosthesis.”
On a side table are his VR glasses, a non-nicotine e-cigarette and a glass of Soma. The cyborg is reading the concept for the new Strapazin magazine on his tablet. He looks up and speaks to an invisible counterpart.

[Cyborg]
CB: Have you heard? They want to have another try at revolution.
[Artificial Intelligence]
AI: Revolution. A fundamental and lasting structural transformation of one or several systems, happening suddenly or in a relatively short space of time. Violent or peaceful?
CB: No idea. It says: It’s time for a fucking feisty revolution!
AI: Fucking feisty. Feisty sexual intercourse. Movement of 1968. The break with the culture of obedience. Liberation of the individual and society.
CB: Yeah, I remember that. Back then, I was still a … without spare parts. ChChhehe, hehe.
AI: The ’68 generation probably had something else in mind when they talked about the new, liberated individual. Anyway, very poor outcome, those ’68 people.
CB: At least they caused a few radical social changes!
AI: Legal pornography? (Imitates the cyborg’s laughter, it sounds a little tinny.) Chchhehe, hehe. I have a sense of humour.

Disgustedly, the cyborg reaches for the e-cigarette and the glass.

CB: Presumably, nobody would shoulder the effort of transmogrifying oneself into a free human being nowadays … I wouldn’t, anyway.
AI: Yep. And the main objective, the abolition of capitalism: so not implemented. On the contrary, they have transferred directly into the existing political structures and educational establishments. And into art. That’s what I call failing.

Unnoticed by the cyborg, two strange creatures press their noses against the window. They are wearing dopy hats and shrill make-up.

CB: But the 80s …
AI: The boys and girls of the 80s transferred into design, food service and entertainment industry at the speed of light. And into media. Chche. Into transdisciplinary art. Chchhehe, hehe. (Now the horselaugh sounds identical to the one of the cyborg.)
CB: (Inhales sharply.)
AI: But mainly into communication and content.
CB: Ouch!
AI: The cycle of revolution and counterrevolution – sometimes from the right, sometimes from the left – has characteristics of fatality. Not to say of stupidity. There will no longer be free individuals.
CB: Hey! Optimized people like me will cause real changes gender-wise. My belly belongs to me!

The crowd at the window has increased from two to 100. They are very busy; they build, cook, do gardening, prepare sleeping places, sing, dance, and touch. An exuberant crowd. Those who press their noses against the window behave like an enthusiastic theatre audience.

AI: Look, I’m so intelligent, I start my sentences with “Look” when I talk to you, subject.
CB: I’m a decision-happy person!
AI: Exactly, and you control yourself, thank you very much. And now eat this: La révolution, c’est moi!
CB: What do those guys out there want, anyway?
AI: What guys?
CB: Look.
AI: I get no signals from cameras or smart phones. There is nobody there.

Much amusement in the audience.

AI: You’re trapped in your narration, sweetheart. And now hurry and reset your brain chip, no algorithm can stand this.
CB: But …
AI: (impatiently) Reset.

Reluctantly, the cyborg takes his tablet and presses reset. The crowd at the window disappears.

CB: (Sighs with relief) Phew, that was spooky.

Night, exterior. The window in the background. Inside, the lights are on. We can see the cyborg taking a pull on his non-nicotine e-cigarette, wearing his VR glasses. In front of the house, many people sleep with happy faces. Here and there, people are occupied with sexual things or smoke or read. There are ­banners at the front of the house:
WE ARE WHAT WE DO,
NOT WHAT WE SAY
(The word SAY is crossed out and overwritten with the word POST.)
NO FEAR – GET REAL!
TOUCH IT,
WITH BOTH HANDS!
JUST COME BY
IN PERSON

The end.

The script was rejected, by the way, because it is unrealistic that the AI was not alarmed at no longer receiving any signals from cameras and smart phones/tablets. But hey: total control by technology and voluntary self-control of those monitored was fiction once and is now reality. Why shouldn’t it work the other way round?

Suzanne Zahnd


PFLICHT LEKTüRE

Vittorio Giardino: «Sam Pezzo. Un detective, una città»

Hartgesottener ­Wachtmeister

Ein Glück, dass Ingenieur Vittorio Giardino von seinem Alltagsjob gelangweilt war und mit einem fiktiven Detektiv einen Deal einging: Giardino würde dessen Abenteuer niederschreiben und zeichnen, solange sich dies finanziell lohnen würde. Erfreulicherweise, denn der gelernte Elektrotechniker ist heute einer der wichtigsten Comic-Autoren Italiens und ist mit seinem an die ­Ligne claire anlehnenden Zeichnungsstil ­unverkennbar geworden.
Giardino tritt mit 32 Jahren spät ins Comics-Geschäft ein und veröffentlicht zwischen 1978 und 1983 die Abenteuer des oben erwähnten Privatdetektivs Sam Pezzo. Pezzo (italienisch für «Stück», kann aber auch «Waffe» bedeuten) ist eine an den US-amerikanischen «hardboiled detective» angelehnte Figur. Seine Aufträge bearbeitet er in Giardinos Heimatstadt Bologna, die mit englischen Strassennamen und ununterbrochenem Dauerregen verkennbar gemacht wird. So rau wie das Wetter ist auch Pezzos Alltag. Er schlägt sich mit brutalen Ganoven herum und rettet schöne Frauen. Eine Flasche Whisky ist immer im Spiel und meistens endet ­Pezzo mit dieser im Bett, manchmal auch mit einer Kundin.
So hart die Kurzgeschichten herüberkommen wollen, der Privatermittler wirkt mit seinem dicken Schnurrbart und unauffälligen Auftreten nicht so hartgesotten, wie man es sich vorstellen würde. Er teilt oft aus, noch öfters wird er aber selber vermöbelt. Geld scheint er für seine Aufträge keines zu bekommen, da sowohl die Bösen als auch seine Kunden am Ende tot sind. Sam Pezzo wirkt eher wie ein sportlicher Wachtmeister ­Studer (Glauser) oder Kommissär Bärlach (Dürrenmatt) in ihren besten Jahren.
Vittorio Giardino wechselte in den 1980er-Jahren mit der Figur Max Friedmann zu raffinierteren Spionage-Thrillern, und mit den Geschichten entwickelte er seinen Zeichenstil mit einem Strich, der klarer ist als die seiner ­französischen Kollegen, zur Perfektion.
Der Sam-Pezzo-Sammelband ist zwar für Anfänger nicht die geeignete Einstiegslektüre, für Giardino-Liebhaber aber ein Muss. Denn man kann die Entwicklung von den eher rudimentären Strichen Ende der 1970er zu den stilistisch bereits hervorragenden Zeichnungen in Pezzos letzten Abenteuern ­nachverfolgen.

Giovanni Peduto

Vittorio Giardino: «Sam Pezzo. Un detective, una città».
Italienisch. Rizzoli Lizard, 272 S., Hardcover, s/w, EUR 34,60 / CHF 44.90

Spring (Hg.): «Spring #14. Yo Future. Magazin für Illustration»

«Yo Future», das Thema von Spring # 14

Seit 2004 bringt die Künstlerinnengruppe Spring jedes Jahr einen Band der gleichnamigen Anthologie mit Arbeiten zu einem übergeordneten Thema heraus. Dem Privaten hat sie sich ebenso wie dem Wunder oder dem fabelhaften Reineke Fuchs gewidmet. 2016 rückte die Gruppe gemeinsam mit indischen Kolleginnen in einer Schriftsteller­residenz nahe ­Bangalore dem sprichwörtlichen «elephant in the room» zu Leibe, also Themen, die sich kaum jemand anzusprechen traut. Die im August erschienene 14. Ausgabe dreht sich um das Thema Nachhaltigkeit. Vom ökologischen Fussabdruck ist die Rede, vom bewussten Konsum und welche ­Wirkung ­Einzelne damit ­überhaupt erzielen können, vom schlechten Gewissen beim Kauf in Plastik verpackter Gurken und Tomaten oder günstiger Kinderkleidung von H&M. «Es ist unmöglich, als Einzelner die Verantwortung für systemische Probleme zu übernehmen. Bewusster Konsum verändert das auf Konsum angelegte System nicht. Wenn es ohnehin kein richtiges Leben im falschen System gibt, warum sich nicht einfach fatalistisch zurücklehnen?», so lautet die Frage, die sich die 17 beteiligten Künstlerinnen stellen. Aber statt resigniert «No Future» an die Wand zu schreiben, rufen sie lieber «Yo Future».
Die Illustratorin Stephanie Wunder­lich erzählt in blau-braunen Papiercollagen von ihrem «lupenreinen schlechten Gewissen», weil sie sich stets in Widersprüche verstrickt bei dem Versuch, umsichtig und bewusst zu konsumieren. Ihre Kollegin Eva Revolver aka Galja Panchenko bebildert in der Art von Scherenschnitten den Text einer russischen Hip-Hop-Gruppe namens H2 Company: In konstruktivistischen weissen Formen auf braunem Grund (oder umgekehrt) entfaltet sich eine Art Weltalldrama, in dem die Erde sich bei Saturn beklagt, sie werde von einer Mikrobe vergiftet, worauf der Ringplanet antwortet, sie solle sich keine Sorgen machen, in ein paar Tausend Jahren sei das ausgestanden. Die Berliner Künstlerin moki ist seit der zweiten Spring-Nummer dabei und zeichnet ihre Seiten mit weichem Buntstiftstrich und dem bekannten fantastischen Einschlag. In ihren geheimnisvollen Gartenlandschaften voller Details mischen sich sonderbar-putzige Geisterwesen unter die Menschen, die einem Film von Hayao Miyazake entschwebt sein könnten.
Die in Yo Future versammelten Arbeiten bewegen sich – wie es sich das Kollektiv von Anfang an auf die Fahnen schrieb – zwischen Comic, Illustration und freier Zeichnung. Es ist eine schöne Schau unterschiedlicher Künstlerinnen, die das Titelthema sehr individuell ­umsetzen.

Barbara Buchholz

Spring (Hg.): «Spring #14. Yo Future. Magazin für Illustration».
Mairisch Verlag, 220 S., Softcover, farbig, EUR 20 / CHF 26.90

Brigitte Findakly/Lewis Trondheim: «Mohnblumen aus dem Irak»

Kindheitserinnerungen

Als der «Islamische Staat» im April 2015 Videos verbreitete, auf denen die Zerstörung der archäologischen Stätten von Nimrud, nahe Mossul, zu sehen war, setzte bei Brigitte Findakly die Erinnerung an ihre Kindheit ein. Die in der Ideologie des IS als Abgötterei geltenden Statuen von Nimrud waren ein beliebtes Ausflugsziel ihrer Familie gewesen, bevor sie Anfang der Siebziger vom Irak nach Frankreich übersiedelte. Die 1959 in Mossul geborene Findakly hat zusammen mit ihrem Ehemann Lewis Trondheim in Mohnblumen aus dem Irak diese Erinnerungen in kleinen Episoden zusammengetragen, deren Zusammenspiel eine Ahnung des Lebens im Irak vermittelt. Ein Leben, das seit der Unabhängigkeit von Grossbritannien 1958 von Putschen und Gegenputschen geprägt war. Insbesondere unter der Herrschaft der Baath-Partei kam es seit den späten Sechzigern zu Massenhinrichtungen und Festnahmen, worauf Familie Findakly als Christen immer wieder die Möglichkeit eines Neubeginns in Frankreich durchspielte. Die Tatsache, dass Brigitte Findaklys Mutter Französin war, liess dieses Szenario umso realistischer erscheinen.
Zwar versucht Brigitte Findakly den Lesern auch die komplizierten politischen Entwicklungen des Irak nahezubringen, es dominieren in Mohnblumen aus dem Irak jedoch die Alltagsbeobachtungen, in denen sich allerdings immer wieder politische Fragen spiegeln. «1966 hat meine Mutter ein Lexikon für mich bestellt. Als wir es bekommen hatten, haben wir sofort den Artikel über den Irak nachgeschlagen. Doch diese Seite war herausgerissen. Das war keine Zensurmassnahme, um Informationen über den Irak zurückzuhalten, sondern um den Eintrag über Israel zu entfernen, der sich auf derselben Seite befand», heisst es etwa in einer der Erinnerungen an die Kindheit im Irak. Nebenbei erzählt der Comic nicht nur über solche politisch motivierten Leerstellen, sondern auch von Armut und sozialen Unterschieden im Irak, von Zensur und Überwachung und dem Leben als christliche Familie am Rande einer
muslimischen ­Gesellschaft.
Aber auch das Ankommen und der Neubeginn in Frankreich wird nicht als Erfolgsgeschichte beschrieben. Zuerst legen die französischen Behörden Steine in den Weg, dann weigert sich der Irak, dem Vater als Abtrünnigem eine Rente auszuzahlen. «Wir kommen zurück, wenn es im Irak wieder besser geht», hatte er vor der Abreise versprochen. Die Autorin kommentiert trocken: «Da hatte er die Rechnung ohne den Wirt gemacht … mit Saddam Husseins Präsidentschaft ab 1979, dem Iran-Irak-Krieg von ’80 bis ’89, dem Golfkrieg ’90, den darauf­folgenden Wirtschaftssanktionen, dem Zweiten Golfkrieg von 2003 (zumeist als Dritter Golfkrieg bezeichnet, Anm. d. Red.) und jetzt dem IS.» Eine Rückkehr blieb dem Vater verwehrt, ein wirkliches Ankommen in Frankreich ebenso.

Jonas Engelmann

Brigitte Findakly/Lewis Trondheim: «Mohnblumen aus dem Irak».
Reprodukt, 112 S., Softcover, farbig, EUR 18 / CHF 26.90

Emil Ferris: «My Favorite Thing Is Monsters»

Ein monströser Meilenstein in der Geschichte des Comics

Was einem bei der Lektüre von Emil ­Ferris’ My Favorite Thing Is Monsters als Erstes auffällt, ist die schier unglaubliche Virtuosität des Zeichners. Das Buch kommt als Tagebuch daher, wie ein blaukariertes Notizbuch mit Spiral­bindung für SchülerInnen, aber während wir zu Schulzeiten solche Hefte benutzten, um es mit Rockband-Logos oder Skizzen à la Frank Frazetta vollzukritzeln, ist bei Ferris jede Seite voll von dichten, meisterhaften Zeichnungen, eindrücklichen ganzseitigen Porträts der Hauptfiguren, Traumsequenzen und Flashbacks, super genauen Kopien berühmter Gemälde und grellbunten, in hypnotisierenden Farben gehaltenen Seiten mit Titelblättern erfundener Monster-Comics der ­Sechzigerjahre. All das ist detailgenau mit Kugelschreiber gezeichnet und schraffiert, und manchmal mit Farbstift koloriert. Man stelle sich eine Mischung aus Robert Crumb, Thomas Ott, Otto Dix und Ernst Kirchner vor! Die künstlerische Arbeit ist derart verblüffend und die Zeichnungen von einer so hoch­stehenden Qualität, dass man oft gar nicht umblättern mag, aber die Geschichte ist so spannend, dass man die Seiten ganz einfach umblättern muss.
Die Story ist eigentlich sehr gradlinig: Karen Reyes, ein von ihren Altersgenossen gemiedenes zehnjähriges Mädchen, ist fasziniert von Monster-Filmen und -Zeitschriften. Sie glaubt, dass Anka Silverberg, die geheimnisvolle und exotisch wirkende Nachbarin im oberen Stock, sich nicht, wie man sagt, umgebracht hat, sondern ermordet wurde. Als Detektivin in einem Werwolf-Outfit (Gruss an Maurice Sendak), mit Schlapphut und Trenchcoat, streift Karen durch die heruntergekommenen Mietshäuser in Chicago, um den Fall zu lösen. Dazwischen macht sie uns mit ihrer alleinerziehenden, stets kränklichen Mutter bekannt; mit ihrem künstlerisch tätigen Bruder, einem Teenage-Casanova; mit ihrem widersprüchlichen besten Freund; mit Ankas verdächtigem Ehemann; mit dem merkwürdigen Bauchredner in der Wohnung nebenan, und vielen anderen mehr. Und immer wieder kommt Karen auf die dunkle und unklare Familiengeschichte und die geheimnisumwobenen Leben der Nachbarn zu sprechen. Aber gerade wenn es so aussieht, als ob das Buch eine Art David-Lynch-Version des Films Harriet, die kleine Detektivin (1996) werden würde, bricht Ferris die Story, um eine Geschichte in der Geschichte zu erzählen, nämlich Ankas von sexuellen Misshandlungen geprägte Kindheit im Berlin der Weimarer Republik.
Der Plot dient also nur als Skelett der Geschichte; es ist beinahe unmöglich, all die Themen und Ideen, die in My Favorite Thing Is Monsters behandelt werden, nachzuerzählen – die Freuden, Leiden und Mysterien der Kindheit; was es heisst, erwachsen zu werden; die Kraft der Phantasie; soziale Probleme und Auseinandersetzungen im Amerika der Sechzigerjahre; Macht und Unzuverlässigkeit der Erinnerung; Rassenunruhen und Politik; Dynamik der Familie; Ausbeutung und Abhängigkeit; Liebe und Verlust; Einsamkeit, Entfremdung und was es heisst, ausgegrenzt zu werden. Alle diese Themen werden von Ferris auf brillante Weise miteinander verwoben. Wer ein Beispiel für das Potenzial der Graphic Novel sucht, wird hier fündig.
Die Entstehung des Buches ist ebenso bemerkenswert wie die Monster, die darin vorkommen. Emil Ferris ist eine 1962 in Chicago geborene Zeichnerin und Spielzeugdesignerin, das vorliegende 400-seitige Buch ist ihr erster veröffentlichter Comic. Ohne jetzt melodramatisch zu werden, möchte ich festhalten, dass My Favorite Thing Is Monsters auf mich einen ebenso starken Eindruck machte wie Art Spiegelmans Maus oder David B.s Die heilige Krankheit; tatsächlich muss man es auf dieselbe Stufe stellen. Kein Geringerer als Chris Ware meint dazu auf dem Schutzumschlag: «Absolutely astonishing» – und das ist keineswegs übertrieben. Das Album, übrigens erst der erste Teil einer ganzen Saga, wird zweifellos einige der diesjährigen Comic-Preise abräumen. Der zweite Band erscheint noch in diesem Jahr – ich kann es kaum erwarten!

Mark David Nevins

Emil Ferris: «My Favorite Thing Is Monsters». In Englisch.
Fantagraphics, 386 S., Softcover, s/w und farbig, EUR 36 / CHF 53.40

Helge Reumann: «Black Medicine Book»

Black Medicine Book

Lange hat man von Helge Reumann nichts oder nur wenig gehört, und plötzlich hält man diesen grossformatigen, fetten und dicken Wälzer in der Hand. Das (bis auf ein Vorwort von Charles Burns und einen Essay von Christian Rosset wortlose) Black Medicine Book versammelt auf 264 Seiten eine Auswahl seiner freien Arbeiten seit 2010, und man wird gewahr, wie produktiv dieser Mann ist, und wie konsequent er in Zeichnungen, Gemälden, Objekten und Installationen an einem dichten und kohärenten Werk arbeitet. Der 1966 in Uster geborene, seit seiner Kindheit in Genf lebende Reumann fiel zunächst mit stummen, regelmässig im Strapazin abgedruckten Comics auf. Er brach indessen früh mit den klassischen frankobelgischen Comic-Traditionen und orientierte sich lieber an einer expressiven, art-brut-nahen Form- und Farbensprache. Diese wiederum übertrug er in seine anderen Arbeiten – seine Objekte und Installationen, Gemälde, Zeichnungen und Drucke sind immer figurativ, erzählen immer Geschichten oder schildern Situationen. Ob sie vordergründig naiv und kindlich wirken oder im Gegenteil offen Gewalt zelebrieren – immer sind seine Arbeiten grausam sowie hinterfotzig und setzen mit einer Prise Zynismus, viel durchtriebenem Schalk und einem hoch entwickelten Sinn für Hinter- und Unsinn den alltäglichen (und Tag für Tag von vornherein schon verlorenen) Überlebenskampf in Szene. Seit einigen Jahren drängen sich mehr und mehr kriegerische Motive in den Mittelpunkt seiner makabren Bilderreigen, allerhand und mit Vorliebe archaische Waffen, Zweikämpfe, aufeinander einprügelnde Gruppen oder chaotische Schlachten, doch immer prallen hier Männer und manchmal auch Frauen direkt aufeinander, ohne dass man verstünde, warum das so sein muss. Reumanns Visionen sind ebenso beeindruckend wie abstossend, faszinierend wie schmerzhaft. Black Medicine Book erlaubt einen Blick von geradezu verstörender Tiefe in Reumanns einmaligen Kosmos. Aber noch hat man nicht genug: Man erhofft sich nun einen dicken Band mit all seinen Comics!

Christian Gasser

Helge Reumann: «Black Medicine Book».
Atrabile, 264 S., Hardcover, farbig, EUR 39 / CHF 45.–

Frédéric Pajak: «Ungewisses ­Manifest 1 & 2»
Pei-Yu Chang: «Der geheimnisvolle Koffer von Herrn Benjamin»



Ein Sturm weht vom Paradiese


«In den Gebieten, mit denen wir es zu tun haben, gibt es die Erkenntnis nur blitzhaft. Der Text ist der langnachrollende Donner», hat Walter Benjamin in seinem Passagen-Werk notiert. Die Gebiete, die man in Ungewisses Manifest betritt, bestehen aus blitzhaften Momentaufnahmen des Lebens von Autor und Zeichner Frédéric Pajak, die sich verknüpfen mit jenem langnachrollenden Donner, mit Texten und Gedankenströmen, die mal seine eigenen sind und mal von Geistesverwandten wie Ernst Toller, Samuel Beckett oder eben Walter Benjamin stammen. Bild und Text, Blitz und Donner, gehen eine Verbindung ein, ohne wie im Comic zu verschmelzen; dennoch ist der Text in Ungewisses Manifest nicht ohne die Bilder zu lesen und die Bilder nicht ohne den Text zu verstehen.
Auf neun Bände hat der in Paris lebende Pajak sein autobiografisches Projekt angelegt, drei sind bisher erschienen, zwei ins Deutsche übersetzt. «Kleine Erzählungen, Notizen, Essays, funkelnde Theorien: Am Ende bilden sie das existenzielle Werk einer romanhaften Existenz, einen Roman des Gedankens und des Paradoxes», schreibt Pajak darin über Benjamins Aufzeichnungen und umreisst damit auch sein autobiografisches Projekt: die Überführung des eigenen Lebens in ein Kunstwerk, die Untrennbarkeit der eigenen Gedanken von jenen, die das Ich zutiefst geprägt haben. Die Themen sind die grossen Themen des 20. Jahrhunderts: Krieg, Tod, Flucht und Migration, Heimat und Fremde; ausserdem Kunst, Avantgarde, Literatur, Philosophie, kurz: «Lesen, und leben. Ein wenig zu sagen, was ich lese, was ich lebe, warum, wie.» Ein grosses Panel, eine schwarzweisse Zeichnung, geprägt vom satten Schwarz der Tusche, dominiert jede Seite, darunter ein Text, der sich dem Bild annähert, das Bild ebenso umtanzt wie die Zitate und Gedanken, die Auseinandersetzungen mit den seelenverwandten Denkern das Leben Pajaks umtanzen, sich mit ihm verbinden und wieder lösen. Der treueste Wegbegleiter ist ihm, zumindest in den ersten zwei Bänden, Walter Benjamin, in dessen Umhergeworfensein zwischen den Ländern und in dessen Heimatlosigkeit Pajak ebenso Aspekte seines eigenen Lebens wiedererkennt, wie er in Benjamins Texten eine Heimat findet.
Auf der Flucht vor den Nazis wird Walter Benjamin in Pei-Yu Changs Bilderbuch Der geheimnisvolle Koffer von Herrn Benjamin gefragt, ob er seine schwere Last, den Koffer, den er mit sich trägt, nicht lieber zurücklassen will: «Ich kann nicht», antwortete er. «Was in diesem Koffer ist, kann alles verändern. Er ist mir das Allerwichtigste, wichtiger als mein Leben.» Benjamins Gedanken, der gewichtige Inhalt seines Koffers, sind kein abgeschlossener Teil einer aufblitzenden Vergangenheit. Vom Kinderbilderbuch bis ins avancierte autobiografische Text-Bild-Experiment: Er hat der Gegenwart noch etwas mitzuteilen. Und zwar derart Existenzielles, dass das eigene Leben, wie im Falle Pajaks, vor diesen Ideen zurücktritt und nur zaghaft daran anzuschliessen versucht. Benjamins Werk ist der langnachrollende Donner, der hoffentlich noch lange zu hören sein wird.

Jonas Engelmann

Frédéric Pajak: «Ungewisses Manifest 1 & 2». Zwei Bände.
Edition clandestin, 192 bzw. 224 S.,
Hardcover, s/w, EUR 35 / CHF 39.–

Pei-Yu Chang: «Der geheimnisvolle Koffer von Herrn Benjamin».
NordSüd Verlag, 48 S., Hardcover, farbig, EUR 18 / CHF 24.90

Jiro Taniguchi: «Venedig»

Spurensuche

Das Album Venedig gehörte zu Jiro Taniguchis liebsten Projekten, da er sehr frei und assoziativ bildhaft eine Geschichte erzählen konnte, ohne sich an gängigen Manga- und Comic-Strukturen orientieren zu müssen. Das im Querformat durchgängig farbige Buch ist auf Initiative der Reihe Louis Vuitton Travel Book entstanden, in der u. a. auch Lorenzo Mattotti, Floc’H und Brecht Evens veröffentlicht haben. Maler, Illustratoren und Comic-Zeichner werden hier dazu eingeladen, eine neue Sicht des Reisens zu erforschen, ob als Collage, Zeichnung oder Comic. Taniguchi hat für den Band Venedig seinen Spaziergänger-Protagonisten wiederbelebt, und lässt ihn à la Walter Benjamins Flaneur durch die verwinkelte und labyrinthische Lagunenstadt treiben. Es gibt kein konkretes Ziel, ausser ein Restaurant als Anlaufpunkt, in dem er regelmässig seine Mahlzeiten einnimmt. Der Auslöser für die Reise nach Europa ist ein Stapel handgemalter Postkarten und Fotos, die der Protagonist im Nachlass seiner Mutter findet, und die von seinem Grossvater stammen. Und so begibt sich der Spaziergänger auf die Spuren seiner Ahnen, denn auch seine Mutter ist als kleines Kind auf den Fotos zu sehen. In Venedigs Hotels und Gaststätten stösst er dabei gelegentlich auf Gemälde seines Grossvaters, da jener seine Zechen regelmässig mit Kunst beglich. Durch diesen Kunstgriff hat Taniguchi wiederum die Möglichkeit, seine Impressionen von Venedig malerisch einzufangen und in seine Comic-Erzählung einzufügen. Comic-Zeichnungen und malerische Aquarelle geben sich ein Stelldichein, und Taniguchi löst die Grenzen zwischen den beiden Kunstformen kongenial auf. Sein Protagonist ist gleichfalls stets mäandernd unterwegs, denn sein Blick auf Venedig mit all seinen unzähligen Winkeln und Gassen wird immer wieder von jenem seines Grossvaters tangiert, wodurch sich Zeit und Raum aufzulösen scheinen. Auch als Leser tendiert man dazu, sich leicht in der Bilderwelt zu verlieren und geniesst es, frei durch das Buch zu streifen und nach Wunsch zu verweilen. Taniguchi war von diesem Projekt so angetan, dass er bereits eine Idee für eine Fortsetzung hatte, zu der es leider nicht mehr gekommen ist.

Matthias Schneider

Jiro Taniguchi: «Venedig».
Carlsen, 144 S., Softcover, vierfarbig, EUR 29,90 / CHF 42.90

Zerocalcare: «Kobane Calling»

Humor als Waffe gegen den IS

Zerocalcare (eigentlich Michele Rech) ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten italienischen Comic-Autoren der Gegenwart. Die Geschichten des Comic-Bloggers sind halbbiografisch, sarkastisch, ironisch und vermischen Alltagsprobleme mit politischer und gesellschaftlicher Aktualität. Und sie sind vor allem sehr witzig. Zerocalcares Erfolg basiert vor allem auf seiner Fähigkeit, lustige Geschichten gekonnt wiederzugeben und sie mit viel Slapstick und Referenzen aus der Popkultur zu versehen. Der Zeichenstil wirkt karikaturhaft und beinhaltet Stilelemente aus asiatischen Mangas. Der Protagonist – meist ein Alter-Ego von Zerocalcare – denkt reflektiert und durchbricht immer wieder die vierte Wand. Will heissen, er richtet sich an den Leser und erklärt stilistische oder erzählerische Entscheide, die er für seine Geschichten trifft.
Das erste Buch dieses Comic-Clowns, welches in deutscher Sprache erscheint, ist eine Reportage über den Krieg zwischen den Kurden und dem IS. Keine leichte Kost, doch ideal für Zerocalcare, seine Fähigkeiten, Komplexes in witziger Manier so einfach, aber auch so ergreifend wie möglich zu schildern, unter Beweis zu stellen. Kobane Calling beschreibt seine Reise ins Grenzgebiet zwischen der Türkei, ­Syrien und dem Irak und handelt von der kurdisch selbstverwalteten Region Rojava und dem Hauptort Kobane, der von syrisch-­kurdischen Streitkräften gegen den IS verteidigt wird. Zerocalcare reist mehrmals in das Gebiet, um sich selber ein Bild der Lage zu machen (den westlichen Medien und Politikern traut er nicht ganz) und um zu helfen. Seine Erlebnisse bringt er mit sehr einfachen, klaren Zeichnungen und Sätzen zu Papier und beschreibt den Konflikt leicht und verständlich. Genau wie der kurdische Kämpfer, der ihm, während sie von der türkischen Grenze nach Kobane schauen, erklärt: «Feuer von links nach rechts ist der IS. Von rechts nach links, das sind wir.» Der ehrliche Humor und die Offenheit, mit der sich der Erzähler an dieses schwierige Thema wagt, sind für die Leser erfrischend. Es war eine gute Wahl, Kobane Calling als erstes Buch Zerocalcares ins Deutsche zu übersetzen. Allein schon wegen des Themas werden die Leser diesen talentierten Autor hoffentlich von Anfang an ernst nehmen und bekommen gleichzeitig eine Kostprobe seines Humors.

Giovanni Peduto

Zerocalcare: «Kobane Calling».
Avant-Verlag, 272 S., Hardcover, s/w, EUR 24,95 / CHF 35.90

Michael Ondaatje & Serge Bloch: «Jasper braucht einen Job»

Auf den Hund gekommen

Auf Initiative der Reihe Die Tollen Hefte ist es erneut zu einem hochkarätigen Gespann aus Literatur und Illustration gekommen, aus dessen kreativer Zusammenarbeit eine äusserst unterhaltsame und nonchalante Publikation hervorging. Die literarische Vorlage von Jasper braucht einen Job stammt von Michael Ondaatje – u. a. Autor von Der englische Patient. Für die bildliche Umsetzung konnte der französische Illustrator Serge Bloch gewonnen werden, der über 300 Bücher illustriert hat und regelmässig für Zeitungen und Magazine wie die New York Times, die Washington Post und das Time Magazine arbeitet.
«Dieser Hund kostet uns ein Vermögen», stellen Mr. und Mrs. Cletus fest, und sind deshalb der Meinung, dass er dringend eine Arbeit benötigt. Und wie es der Zufall will, wird gerade ein Anubis-Darsteller für eine Schulaufführung von Cleopatra gesucht, und Jasper wird vom Fleck weg engagiert. Er wird zum Liebling der Schauspieler und des Publikums und allabendlich gilt ihm der langanhaltende Schlussapplaus. Doch am Ende der Spielzeit fällt Jasper in ein tiefes Loch, denn längst ist er süchtig danach geworden, auf der Bühne zu stehen und in der Gemeinschaft der Schauspieler zu agieren, doch kein weiteres Engagement folgt. Serge Blochs Zeichnungen illustrieren ironisch und mitfühlend den Werdegang des Vierbeiners – vom gewöhnlichen Hund hin zum Theaterstar – und seiner abrupten Rückkehr in den realen Alltag. Bloch kombiniert seine klassischen Federzeichnungen mit Farbhintergründen und Collagen, die leichtfüssig und elegant die Textvorlage ergänzen. Das Tolle Heft 47 ist eine unterhaltsame Reise in die Vergangenheit der grossartigen Illustrationskunst von Steinberg, Sempé und ­Chaval und macht Lust darauf, die ­Klassiker wieder neu zu entdecken.

Matthias Schneider

Tolles Heft 47, Michael Ondaatje & Serge Bloch: «Jasper braucht einen Job».
Edition Büchergilde, 32 S., Softcover, farbig, EUR 16,95 / CHF 23.90

Jean-Paul Krassinsky: «Affendämmerung»

Ein echter Augenschmaus

Das Tal Jigokudani in den japanischen Alpen ist berühmt für seine heissen Quellen – und für wild lebende Schneeaffen, die sich in den harten Wintern darin aalen. Dieses Tal, dessen Namen so viel wie «Höllental» bedeutet, hat der 1972 in Tegernsee geborene französische Comic-Zeichner Jean-Paul Krassinsky als Schauplatz für seine Fabel «Affendämmerung» gewählt. In einer wunderschön aquarellierten Kulisse aus eisblauen Felswänden, trudelnden Schneeflocken und dampfendem Wasser lebt der Makaken-Clan des Alphamännchens Taro. Der Koloss mit weissem Fell regiert gnadenlos und wacht streng über das Privileg, bei klirrender Kälte im heissen Wasser zu sitzen, sowie über die Gunst der schönen Hisayo. ­Nitchii, der ebenfalls ein Auge auf Hisayo geworfen hat, legt sich mit Taro an, wird aus der Gemeinschaft verstossen – und entdeckt beim Herum­stromern ein offenbar vom Himmel gefallenes Objekt, darin festgeschnallt ein bewusstloser Affe mit seltsamem Kopfschmuck und langem Gewand. Mit letzter Kraft deutet der Fremde auf einen Kasten mit durchsichtigem Deckel, aus dem sich nach Knopfdruck eine Banane nehmen lässt – und die wirkt Wunder: Wiederbelebt baut sich «Rhesus» vor den neugierig herbeigeströmten Schneeaffen auf und erklärt, er sei gekommen, um die Kunde von «Diou» zu bringen. Rhesus etabliert einen religiösen Kult, der in der Affengemeinde noch mehr Grausamkeiten verursacht, als das unter Taro der Fall war. Ein Kult, der ausserdem frei erfunden ist. Diejenigen, die sich trauen, das auszusprechen, leben gefährlich. Diese Geschichte vom falschen Propheten lässt Krassinsky einen alten Affen erzählen, zu einer Zeit, in der der Kult um Diou nur noch ein Relikt ist – eigentlich …
Mit dem Titel «Affendämmerung» bezieht sich Krassinsky auf Friedrich «Gott ist tot» Nietzsches 1889 veröffentlichtes Werk Götzen-Dämmerung, wiederum eine parodistische Anspielung auf Richard Wagners Oper Götterdämmerung. «Diou» klingt im Französischen ähnlich wie «Dieu», Gott, und der erklärte Atheist Krassinsky arbeitet sich satirisch an den monotheistischen Weltreligionen mit ihren Geboten und Heilsversprechen ab, etwa mit der Banane als heiliger Frucht und Leib Dious oder mit der Figur der Hisayo, die so gar nicht unterdrücktes Weibchen ist, sondern kluge Strategin. Die Zeichnungen unterstreichen den satirischen Ton, wenn Krassinsky mit wenigen Strichen erstaunliche Fratzen fanatischer Affen zeichnet, und bieten echten Augenschmaus, wo das Licht durch die Landschaften aus Aquarell zu
strömen scheint.

Barbara Buchholz

Jean-Paul Krassinsky: «Affendämmerung».
Schreiber und Leser, 296 S., Hardcover, farbig, EUR 29,80 / CHF 39.40

Uli Oesterle: «Kopfsachen. Acht grafische Erzählungen»

Schwarze Gedanken

Mit Hector Umbra schuf der in München lebende Uli Oesterle eine aufsehenerregende Serie. Die Geschichte um den gleichnamigen, mit übersinnlichen Fähigkeiten ausgestatteten Anti-Helden zeichnet sich durch einen dunklen Humor, fantastische Wendungen sowie dynamische Zeichnungen aus und erschien 2009 als Gesamtausgabe. Seitdem ist es etwas ruhiger um Oesterle geworden. Erst für 2018 hat er seinen nächsten grossen Band Vatermilch angekündigt. Um die Wartezeit darauf zu verkürzen, ist mit Kopfsachen zwischenzeitlich ein Sammelband mit acht grösstenteils älteren Kurzgeschichten erschienen, die bereits in unterschiedlichen Publikationen veröffentlicht, aber teils für diesen Band neu koloriert wurden. Darin enthalten ist zudem eine bisher unveröffentlichte Hector Umbra-Geschichte. Diese spielt einige Zeit nach der ursprünglichen Serie und greift zum Teil auch Geschehnisse daraus auf. Ohne zu viel verraten zu wollen: Wer die Serie mochte, wird auch diese Episode lieben, und man wünscht sich direkt, Oesterle möge die Serie ­weiterführen.
Wer darüber hinaus noch nichts anderes von Oesterle kennt, den könnten einige Geschichten in Kopfsachen ziemlich schockieren. Denn dort geht es zuweilen deutlich düsterer zu. Die harmloseste Erzählung beinhaltet ein genial inszeniertes Treffen mit Tom Waits, eine andere handelt von einem Meisterdieb mit übersinnlichen Fähigkeiten, wieder eine andere von einem Tattoo, das sich von selbst erweitert. Dann gibt es aber auch einen psychisch gestörten Mörder, einen kannibalistisch veranlagten Gourmet, und auch bei der Geschichte über den personifizierten Schalk im Nacken bleibt einem am Ende das Lachen im Halse stecken.
In allen Fällen ist die Handlung aber toll in Szene gesetzt. Man kann hier gut verfolgen, wie sich Oesterles Stil über die Jahre vom gröberen Strich in Verbindung mit vielen schwarzen Flächen hin zu den feinen Linien und kräftigen Farben entwickelt, wie man sie aus Hector Umbra kennt. So erhält man hier einen guten Überblick über Oesterles Schaffen seit 1999 und sein vielseitiges Können, überdies präsentiert in einem schön aufgemachten Band. Für schwache Nerven sind die Kopfsachen allerdings nichts, und als entspannende Lektüre vor dem Einschlafen taugen sie ebenso wenig. Doch wenn man am Schluss mit den Nerven allzu sehr am Ende ist, fängt man einfach wieder vorne bei der Hector Umbra-Erzählung an. Aber auch die geht am Ende natürlich nicht gut aus.

Jan Westenfelder

Uli Oesterle: «Kopfsachen. Acht grafische Erzählungen».
Carlsen, 176 S., Hardcover, farbig, EUR 16,99 / CHF 23.90

Christoph Niemann: «Souvenir»

Souvenir

Keine zeichnerische Gattung ist schwieriger zu besprechen als die Reiseskizze. Sie ist dermassen persönlich und subjektiv, sie fängt einen einmaligen Blick in einem einmaligen Moment ein, ist also von grosser Flüchtigkeit, doch tut sie dies auf eine absolute und unwiederholbare Weise. So ist es nahezu unmöglich, ihr mit kritischen oder sonstigen diskursiven Mitteln näher- oder beizukommen. Das gilt auch für Souvenir, den gross­formatigen Band des begnadeten deutschen Zeichners und Illustrators Christoph Niemann.
In Souvenir versammelt Niemann ­seine schönsten Reiseskizzen, mit ­flinkem Pinselstrich eingefangene Augenblicke und Ansichten aus Europa, Asien, Afrika und den USA. Der 1970 geborene N­iemann – er arbeitet unter ­anderem für den New Yorker, die New York Times, Wired oder die Financial Times – gehört zur raren Spezies der Illustratoren, die auch als Auftragnehmer ihren Stil und ihre Haltung sichtbar machen und es sich erlauben können, in aller Öffentlichkeit mit Stilen zu spielen und zu experimentieren.
Ebenso sehr liebt Niemann auch die Intimität des Skizzenbuchs, besonders unterwegs. In seinen Aquarellbildern hält er schnell und mit sparsamen Mitteln Orte und Atmosphären fest, eine Hotellobby, ein grossstädtisches Labyrinth, eine Bar, eine menschenleere Landschaft, Portraits, Tiere, Kunst­werke. Ein paar Striche und Farb­kleckse reichen aus, um einen Ort oder einen Moment und seine Atmosphäre sichtbar zu machen; kurz vor ihrer Selbstauflösung in Abstraktion fängt die Zeichnung das Wesentliche ein und vermittelt es uns so leicht und so offen, dass sogar Klänge und Gerüche mitzuschwingen scheinen. Natürlich ersetzen Niemanns Zeichnungen keine Reise, aber sie eröffnen dem Betrachter neue Räume, in die einzutauchen sich lohnt.

Christian Gasser

Christoph Niemann: «Souvenir».
Diogenes, 256 S., Hardcover, farbig, EUR 49 / CHF 69.90

 

Kurz und Gut

Von Christian Meyer-Pröpstl


Ralf König wird älter, ebenso seine Protagonisten. Allen voran Konrad und Paul, das Langzeitpärchen vieler seiner Stories. Der gesetztere Konrad hat schon längst mitbekommen, dass nach der Jugend irgendwann das Alter kommt, oder zumindest etwas Älteres, was bestimmte Dinge im Lebenswandel ändert. Der dauergeile und ewig jugendliche Paul hingegen fällt aus allen Wolken, als er erfährt, dass es mit der Andropause etwas Vergleichbares zur weiblichen Menopause gibt, und wehrt sich in Königs neuem Buch Herbst in der Hose zum Amüsement des Lesers mit Händen und Füssen gegen diese Erkenntnis. Das Älterwerden kann ja nicht nur tragisch, sondern auch komisch sein. Zumindest dank begnadeten Geschichtenerzählern wie Ralf König. Beruhigend …

Ralf König: «Herbst in der Hose».
Rowohlt, 176 S., Hardcover, s/w, EUR 22,95 / CHF 31.90

 
 


Der französische Verlag Glénat hat eine Hommage-Reihe mit Micky-Maus-Bänden von bekannten Zeichnern initiiert, deren erste Bände mit Interpre­tationen von Trondheim & Keramidas bzw. Cosey inzwischen auch auf Deutsch erschienen sind. Cosey nutzt in Eine geheimnisvolle Melodie die seltene Gelegenheit, um einen sentimentalen, leichtfüssigen ­Micky in den späten 20er-Jahren auf eine unabhängige, feministische Minnie treffen zu lassen. Eine charmante Liebesgeschichte! Lewis Trondheim und Nicolas Keramidas tun so, als hätten sie mit Mickey’s Craziest Adventures lange verschollene Micky-Abenteuer aus den 60er-Jahren als Faksimile veröffentlicht. Den Dreh mit den vermeintlichen Fundstücken hat Trondheim bereits bei A.L.I.E.E.N angewandt. Hier werden daraus sur­reale Stories, wie sie Micky und Donald wohl noch nie erlebt haben, inklusive verfärbter und angerissener Seiten. Ein grosser Spass! Es folgen demnächst noch ­mindestens zwei weitere Bände im ­Verlag Egmont.

Cosey: «Eine geheimnisvolle Melodie».
Egmont, 64 S., Hardcover, farbig, EUR 29 / CHF 41.90

Lewis Trondheim & Nicolas Keramidas: «Mickey’s Craziest Adventures».
Egmont, 48 S., Hardcover, farbig. EUR 29 / CHF 41.90

 
 

Mit Die grosse Odaliske haben der sehr erfolgreiche und noch recht junge Autorenzeichner Bastien Vivès und das latent schwarzhumorige Zeichner-Autoren-Duo Ruppert & Mulot ein tolles weibliches Trio erschaffen, das als Bande von Kunstdiebinnen eine extrem coole Karriere gemacht hat. Nachdem Carole am Ende des letzten Bandes verschollen war, treffen Alex und Sam sie nun wieder. Die einzigartige Kombination aus haariger Action, Coolness, Humor und Alltagssorgen funktioniert auch im zweiten Band Olympia vortrefflich. Dass die Zeichnungen ein Augenschmaus sind, macht den Genuss der Abenteuer dieser drei Wonder Women umso vergnüglicher.

Bastien Vivès / Ruppert & Mulot: «Olympia».
Reprodukt, 136 S., Softcover, farbig, EUR 20 / CHF 28.90

 
 

Auch Hervé Tanquerelle erzählt seine humorvolle Abenteuergeschichte um einen Comic-Zeichner in Grönland in aufwändigen Farbzeichnungen. Schwindel spielt in Grönland Vertigo gleich auf verschiedenen Ebenen eine Rolle:
Georges Benoît-Jean hat eine Schaffenskrise, da lockt ein Angebot, eine Grönland-Expedition als Dokumentarist zu begleiten. Zwar ist Georges eher der ängstliche Typ, aber in der Hoffnung auf eine gute Story lässt er sich darauf ein. Tanquerelle heisst mit Vornamen nicht nur fast so wie Hergé, er zeichnet auch so. Zumindest die Figuren könnten Tintin entsprungen sein, wenn auch die naturalistischen Hintergründe mit Hergés Ligne claire rein gar nichts zu tun haben. Eine Art Kapitän Haddock inklusive Whisky-Passion kommt in diesem kurzweiligen Abenteuer auch noch vor.

Hervé Tanquerelle: «Grönland Vertigo».
Avant-Verlag, 104 S., Hardcover, farbig, EUR 24,95 / CHF 32.90

 
 

Eine fehlende Duschbrause führt zu einer Freundschaft zwischen zwei einsamen Männern. Sie basteln sich erst ein eigenes Duschsystem und bauen dann immer mehr abstruse Geräte, die sie vom Zwang der Zivilisation befreien sollen. In Das gelbe Pony erzählt Tina Brenneisen in dynamischen Schwarzweiss-Zeichnungen von einer zarten Männerfreundschaft und deren Grenzen und von einer kleinen sozialen Befreiung und ihren Grenzen.

Tina Brenneisen: «Das gelbe Pony».
Schaltzeit, 232 S., Hardcover, s/w, EUR 24 / CHF 32.40

 
 

Maggy Garrisson ist schon ziemlich cool: Nach langer Jobsuche kann sie bei einem Privatdetektiv anfangen. Der ist nicht nur ein Tunichtgut, er landet auch gleich im Krankenhaus. Und so stolpert Maggy allein in ihren ersten Fall. Im ersten Band Lach doch mal, Maggy! erzählen Lewis Trondheim und die Zeichnerin Stéphane Oiry lakonisch und lustig von der schnoddrigen Maggy und ihren durchaus spannenden Abenteuern. Drei Bände gibt es bislang im Französischen. Könnte durchaus auch hierzulande ein ungewöhnliches Role Model werden, die gute Maggy …

Lewis Trondheim & Stéphane Oiry: «Maggy Garrisson – 1. Lach doch mal, Maggy!».
Schreiber & Leser, 48 S., Hardcover, farbig, EUR 14,95 / CHF 21.90

 


Ein junges Paar passt auf zwei Hunde auf. Als einer stirbt, wird der zweite Hund depressiv. Die gedrückte Stimmung lässt die beiden Betreuer an ihrer Beziehung zweifeln. So sehr, dass die Tränen fliessen … Cry me a River fängt als realistische Beziehungsgeschichte an, wird dann aber mit dem kritischen Gefühlszustand der Figuren zunehmend surreal. Immer mehr faszinierende Wasser-Motive fliessen durch die berührende Geschichte von Alice Socal (Rotopolpress).
Im vergangenen Jahr hat er sein grossartiges Debüt Röhner bei Rotopolpress veröffentlicht, nun folgt der nicht minder grafisch beeindruckende Band Birgit von Max Baitinger, der den kurzen Moment beschreibt, als eine neue Chefin die altgediente Arbeitskraft in einem Betrieb dazu bringt, ihren Platz zu räumen. Baitinger zoomt mit seiner wundervollen Grafik auf die Wirklichkeit oder verformt bzw. dehnt sie und kommt dem Leben mit diesen Verfremdungen besonders nah.

Alice Socal: «Cry me a River».
Rotopolpress, 136 S., Softcover, s/w, EUR 16 / CHF 21.90

Max Baitinger: «Birgit».
Reprodukt, 48 S., Softcover, farbig, EUR 12 / CHF 17.90

 
 

Kurz nach Mikel von Judith Vanistendael erscheint mit Javier de Isusis Ich habe Wale gesehen wieder ein Comic über den Konflikt im Baskenland: Zwei Schulfreunde werden entzweit, als sich der eine der ETA zuwendet, und der Vater des anderen von der ETA ermordet wird. Erst Jahrzehnte später kommen sie – der eine Priester, der andere im Gefängnis – wieder in Kontakt. Isusi umkreist die Figuren elliptisch und erzählt nachvollziehbar von ihrer Seelenpein, in ihrer Geschichte gefangen zu sein. Die persönliche Erzählung lässt die politischen Hintergründe aussen vor und spiegelt das grundsätzliche Problem langjähriger Konflikte, wenn keiner mehr weiss, wann wer wie angefangen hat, die Schmerzen auf beiden Seiten aber schon so gross sind, dass eine Einigung kaum mehr möglich scheint.

Javier de Isusi: «Ich habe Wale gesehen».
Edition Moderne, 176 S., Softcover, farbig, EUR 29 / CHF 36.90

 
 


Tom Tirabosco – bekannt durch Kinder-Comics, düster-verwunschene Fantasien für Erwachsene wie Das Ende der Welt und Im Dunkeln, oder seine ­Joseph Conrad-Adaption Kongo – erzählt in Wunderland aus seiner Kindheit, die bestimmt war von einem rohen Vater und der Behinderung seines jüngeren Bruders. In weichen Kohlezeichnungen taucht Tirabosco in eine nicht einfache Familiengeschichte in der Schweiz der 70er-Jahre ein.
Zwölf Jahre hat es gedauert, bis Dominique Goblet ihre autobiografische Erzählung So tun als ob, heisst lügen fertigstellen konnte. Das ist kaum verwunderlich, wenn man so tief in der Geschichte steckt und sich erst herausarbeiten muss. Es sind sehr expressive Zeichnungen voller surrealer Momente, mit denen sich Goblet an die Traumata aus ihrer Kindheit wagt. Umso eindringlicher ist das Ergebnis dieser kathartischen Selbstheilung durch zeichnendes Erzählen.

Tom Tirabasco: «Wunderland».
Avant-Verlag, 136 S., Hardcover, s/w, EUR 24,95 / CHF 35.90

Dominique Goblet: «So tun als ob, heisst lügen».
Avant-Verlag, 148 S., Hardcover, vierfarbig, EUR 29,95 / CHF 42.90

 
 

Die geheimnisvollen Städte sind eines der faszinierendsten Langzeitprojekte der Comic-Kunst. Die Belgier François Schuiten und Benoît Peeters verbinden seit den frühen 80er-Jahren ihr urbanistisches Interesse mit Fin-de-Siècle-Fantastik und gestalten ihre Parallelwelt in einer Mischung aus Steam Punk und Jugendstil. Immer wieder gibt es in ihren Stories Berührungspunkte zu unserer Welt, Tore des Austauschs, die zwischen den Welten vermitteln. So auch in Das schräge Mädchen, wo Mary nach einer wilden Achterbahnfahrt plötzlich Schlagseite hat und nach vielen Irrungen schliesslich auf einem anderen Planeten landet. Die aufwändigen Schwarzweiss-Zeichnungen erinnern an Stiche, die Geschichte ist schier episch. Nun ist der wohl dickste Band der Reihe, der in den 90er-Jahren bereits unter dem Namen der Protagonistin «Mary» erschienen war, endlich wieder erhältlich.

François Schuiten & Benoît Peeters: «Das schräge Mädchen».
Schreiber & Leser, 168 S., Softcover, s/w, EUR 27,80 / CHF 39.90

Beteiligte

DE

Martes Barthori
* 1970, arbeitet als Bildhauer, Maler und Comic-Künstler in Paris, Frankreich.
martesbathori.free.fr
facebook.com/martes.bathori

Corentin Grossmann
* 1980 in Metz, Frankreich, lebt und arbeitet in Brüssel, Belgien.
corentingrossmann.com

Gabriela Jolowicz
* 1978, macht Holzschnitte in Berlin, stellt aus und unterrichtet.
hey-gabi.de

Renato Kaiser
ist Spoken-Word-Künstler, Autor, Poetry-Slam-Schweizermeister 2012 (für die Freunde von Titeln), Satiriker (für die Freunde von Bösem), än liebä Siäch (für die Freunde von Harmonie) und Renato Kaiser (für alle).
renatokaiser.ch

Marlene Krause
* 1994, hat in Hamburg studiert und arbeitet seit 5 Jahren als Comiczeichnerin, Illustratorin und Tätowiererin in Barcelona, wo sie ausserdem als Mutter eines dreijährigen Kindes vollauf beschäftigt ist.
marlenekrause.de

Stefhany Y. Lozano
* 1986, ist eine kolumbianische Künstlerin und Illustratorin und lebt in Leipzig, Deutschland.
stefhanyepeslozano.blogspot.de

Julia Marti
* 1984, arbeitet als Grafikerin und Zeichnerin in Zürich und ist Mitherausgeberin von Strapazin.
juliamarti.com

Lika Nüssli
* 1973, ist Künstlerin und lebt in St. Gallen.
likanuessli.ch
Cover

Tom de Pekin
* 1963, arbeitet als Aktivist, Graphiker und Filmregisseur in ­Paris. Er hat den Verlag Éditions des 4 mers gegründet und von 1994 bis 2002 geleitet, zusammen mit dem Künstler Guillaume Dégé.
tomdepekin.tumblr.com

Gilles Rotzetter
* 1978, arbeitet als Künstler in Luzern.
gillesrotzetter.com

Milva Stutz
* 1985, arbeitet als Künstlerin und Dozentin in Zürich und ist Mitherausgeberin von Strapazin.
milvastutz.ch

Lukas Verstraete
* 1992, lebt und arbeitet als Illustrator und Comiczeichner in Ghent, Belgien. Er hat kürzlich seine erste dicke Graphic Novel veröffentlicht, Ein Buch, mit dem man Freunde macht.
lukasverstraete.tumblr.com

Suzanne Zahnd
* 1961, ist Sängerin und Bassistin (Dangermice, Eugen, The Mighty Joanies), hochdekorierte Slam-Poetry-Pionierin und freie Autorin. Sie veröffentlicht und performt Spoken-Word, Prosa, Hörspiele und Theaterstücke und ist Co-Leiterin der Yogagarage in Zürich.
yogagarage.ch

Contributors

EN

Martes Bathori
born in 1970, works as sculptor, painter and comix book artist in Paris, France.
martesbathori.free.fr
facebook.com/martes.bathori

Corentin Grossmann
born in 1980 in Metz (France), lives and works in Bruxelles (Belgium).
corentingrossmann.com

Gabriela Jolowicz
born in 1978, makes woodcuts in Berlin, exhibits and teaches.
hey-gabi.de

Renato Kaiser
born in 1985, is a Spoken Word artist, poetry slam Swiss champion of 2012 (for people who are big on titles), satirist (for people who are big on evil), a nice guy (for people who are big on harmony) and Renato Kaiser (for everyone).
renatokaiser.ch

Marlene Krause
born in 1994, studied in Hamburg. For five years, she has worked as a cartoonist, illustrator and tattooist in Barcelona, where she is also very busy as the mother of a three-year-old.
marlenekrause.de

Stefhany Y. Lozano
born in 1986, is a Colombian artist and illustrator living in Leipzig, Germany.
stefhanyepeslozano.blogspot.de

Julia Marti
born in 1984, works as a graphic artist and illustrator in Zurich and is a co-publisher of Strapazin.
juliamarti.com

Lika Nüssli
born in 1973, is an artist and lives in St. Gallen.
likanuessli.ch

Tom de Pekin
born in 1963, lives and works as an activist, artist, graphic designer, and film director in Paris. He founded and ran the book publi­shing house Éditions des 4  mers from 1994 to 2002, together with the artist
Guillaume Dégé.
tomdepekin.tumblr.com

Gilles Rotzetter
born in 1978, works as an artist in Lucerne.
gillesrotzetter.com

Milva Stutz
born in 1985, works as
an artist and lecturer in Zurich and is ­a co-publisher of Strapazin.
milvastutz.ch

Lukas Verstraete
born in 1992, lives and works in Ghent (Belgium) as an illustrator and comic artist. He recently published his first fat graphic novel
A book which one makes friends.
lukasverstraete.tumblr.com

Suzanne Zahnd
born in 1961, is a singer and bass player (Dangermice, Eugen, The Mighty Joanies), highly decorated slam poetry pioneer and writer. She publishes and performs Spoken Word, prose, audio dramas and plays and is co-manager of Yogagarage in Zurich.
yogagarage.ch